„Es ist Zeit für einen frischen Wind“
Zweibrücken. Nach 35 Jahren im Vorstand der Zweibrücker Wassersportfreunde (WSF) ist für Thomas Wolf jetzt endgültig Schluss. Im Gespräch mit Merkur -Redakteurin Svenja Kissel erklärt der langjährige Vorsitzende seine Entscheidung und blickt dabei auch auf gute und weniger gute Zeiten zurück.
Herr Wolf, nach 18 Jahren als Vorsitzender, 35 im Vorstand der Wassersportfreunde Zweibrücken, haben Sie das Amt aufgegeben. Wie kam es zu der Entscheidung?
Thomas Wolf : Ich hatte schon auf der letzten Jahreshauptversammlung angekündigt, dass ich 2016 wegen meiner beruflichen Belastung nicht mehr in der Lage sein werde das zeitaufwendige Amt weiter auszuüben und deshalb nicht mehr kandidieren werde und auch auf die Option hingewiesen, dass ein Rücktritt auch früher eintreten kann, wenn ich mich zeitlich nicht mehr in der Lage sehe, das Amt verantwortungsvoll auszuführen. Diese Situation ist jetzt im Frühsommer eingetreten.
Wie schwer ist Ihnen der Schritt gefallen?
Wolf: Wenn man so lange tätig ist, so viele Stunden mit Herzblut in ein Hobby investiert hat, dieses Hobby zum Teil des Lebens wird und man viele schöne Erlebnisse, Erinnerungen, Freundschaften und Erfolge hat erleben dürfen, dann muss so ein Schritt natürlich schwer fallen. Aber man muss auch erkennen, dass man, wenn man ein Amt nicht mehr mit dem notwendigen Zeiteinsatz ausfüllen kann, es für den Verein besser ist aufzuhören. Ich muss auch zugeben, dass nach so langer Zeit auch der Elan etwas nachgelassen hat, vieles zur Routine wurde. Dann ist es sicherlich an der Zeit, dass ein frischer Wind mit neuen Ideen und Vorstellungen besser für die Sache ist.
Sehen Sie das Amt, das kommissarisch Volker Parvu übernommen hat, in guten Händen?
Wolf: Volker Parvu ist beruflich mit Vereinsarbeit und Vereinstätigkeit betraut. Familiär ist er mit dem Schwimmsport vertraut. Ich habe ihm natürlich meine weitestgehende Unterstützung und Einarbeitung zugesichert. Außerdem gelang es mehrere bisher unbesetzte Vorstandspositionen zu besetzten. Die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Stefan Loch und Klaus Hüther sind mehrjährig tätig und mit der Vereinsarbeit bestens vertraut. Ein Vorsitzender ist zudem großteils immer nur so gut wie sein Team und die Unterstützung durch alle Mitglieder, gerade in einem Mehrspartenverein und ich hoffe, dass ihm diese Unterstützung tatkräftig zu Teil wird.
Wenn Sie auf Ihre Zeit bei den WSF zurückblicken, woran erinnern Sie sich besonders gerne?
Wolf: Es würde den Rahmen sprengen alles aufzuführen, daher nur ein paar Beispiele: 24-Stunden-Schwimmen mit Klaus Steinbach, Kanuslalom auf dem Schwarzbach, Wassersporttage, Nachtlauf auf der Flughafen-Rollbahn, Zweibrücken schwimmt, die Boulogne-Begegnungen, über 20 Stadtfest-Teilnahmen, Stadtmeisterschaften im Surfen und vieles mehr. Und natürlich die großen sportlichen Erfolge. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich den Anruf aus Essen erhielt: Frank Schmidt mit deutschem Juniorenrekord sensationell deutscher Meister über 200 Meter Brust. Felix Bartels Juniorenweltmeistertitel habe ich live am PC erlebt. Und natürlich die unglaublichen Leistungen von Marlene. Aber was mir fast noch wichtiger war: Alle Aktiven traten nach den großen Erfolgen bei den Stadtmeisterschaften an und präsentierten sich, ohne jegliche Starallüren, dem Nachwuchs.
Gibt es Zeiten, die Ihnen als besonders schwer in Erinnerung bleiben?
Wolf: Jede Führungskraft, gerade in einem Verein weiß, wenn Menschen zusammenarbeiten nicht immer Eitel Sonnenschein herrscht. Meine erste Zeit als Vorsitzender zu Anfang der 90er Jahre war hier anstrengend. Bootshausbau und viele persönliche Dissonanzen zwischen Mitgliedern und Abteilungen forderten viel ab. Dies hat sich im neuen Jahrtausend gewandelt. Gerade zwischen unseren Abteilungen und in den Führungsgremien hatten wir eine kameradschaftliche, um im Sportjargon zu bleiben, faire Zusammenarbeit. Gerade auf die Fairness nach innen und außen habe ich auch immer sehr viel Wert gelegt.
Die WSF zählen neben dem LAZ zu den Vereinen in Zweibrücken, die die meisten Athleten zu nationalen und internationalen Wettbewerben schicken. Wie ist den WSF das gelungen? Welche Rolle spielt das von Paul Roller ins Leben gerufene leistungssportliche Fördersystem, das im Olympiastützpunkt (OSP) in Saarbrücken mündet?
Wolf: Man sollte die Leistung von Paul Roller nicht auf sein Fördersystem reduzieren, das sicherlich konzeptionell den Weg der Zukunft beschreibt. Der Schwimmsport in Zweibrücken hätte ohne sein elanvolles, sicherlich mit Ecken und Kanten zupackendes Wirken, niemals diesen erfolgreichen Werdegang erlebt. Die entscheidende Weichenstellung war sicherlich die Hinwendung zum saarländischen Schwimmbund. Wir haben hier heute mit dem Olympiastützpunkt, den herausragenden Trainingsstätten, den Trainern und der Eliteschule des Sports die bestmöglichen Voraussetzungen für absoluten Spitzensport. Wir müssen die einheimischen Talente vor Ort finden, dann technisch ausbilden, an den Schwimmsport heranführen, Ihnen eine sportliche Heimat geben und dann, wenn Talent und Wille vorhanden sind, können Sie an der Sportschule alle Ziele erreichen.
In diesem Jahr haben die WSF mit Marlene Hüther eine Starterin bei den Weltmeisterschaften. Im kommenden Jahr könnte Olympia winken. Macht es einen stolz, Teil dieser Erfolge zu sein?
Wolf: Die herausragenden Erfolge machen natürlich stolz, wobei mein Teil sicherlich der geringste ist. Ich glaube sie kann es ganz nach oben schaffen, denn sie hat den eisernen Willen, den man im Schwimmsport beim berühmten "Kachelzählen" braucht. Neben dem notwendigen Talent und dem Umfeld von Eltern, Schule und Trainern muss man in jedem Training sein absolut Bestes geben, jeden Tag an seine Leistungsgrenze gehen. Sie kann und ich glaube fest daran, dass sie es schaffen wird, im nächsten Jahr in Rio zum deutschen Olympiateam zu gehören, wobei dies sicherlich, wenn sie verletzungsfrei und gesund bleibt, erst der Anfang einer großen Schwimmkarriere sein könnte.
Welche Rolle spielt die Schwimmschule als Basisarbeit?
Wolf: Die Schwimmschule ist heute in mehrfacher Hinsicht die Basis des Vereins. Der Nichtschwimmeranteil steigt allerorten. Wir haben heute bereits Quoten in den Grundschulen von über 50 Prozent Nichtschwimmern. Das Schwimmenlernen zu bezahlbaren Preisen ist deshalb die gesellschaftspolitische, die eigentliche gemeinnützige Aufgabe unseres Vereins, daran sollten wir uns immer messen lassen. Zudem ist sie die Voraussetzung des Sportbetriebs in allen unseren Abteilungen. Auch haben wir hier eine ideale Möglichkeit, bereits in frühestem Alter Talente zu erkennen und zu sichten.
Als Sie vor 35 Jahren in den Vorstand der WSF gerückt sind, war an solch eine Entwicklung damals zu denken?
Wolf: Als ich im September 1978 in den Vorstand gewählt wurde, lag der Verein am Boden. Nach der Brandkatastrophe des Hallenbades hatte man keine Trainingsstätte, der Verein war weder im Verband noch nahm er an Wettkämpfen teil, die besten Sportler kehrten dem Verein den Rücken. Es folgte dann unter Führung von Paul Roller eine unglaubliche Aufbauarbeit. Zwei Beispiele: Beim ersten Wettkampf gegen unsere Boulogner Freunde schwammen wir 25 Meter Strecken, damit der Abstand nicht so demoralisierend war. 30 Jahre später wurde Felix Bartels Juniorenweltmeister über fünf Kilometer und schwamm dabei jede der 200 Teilstrecken in einer Zeit, die kaum ein Zweibrücker 1976 erreicht hat. Anfang der 80er Jahre grillten wir nach einer Bootsfahrt auf einer Abraumhalde unter Sträuchern und Büschen in der Landauerstraße. 15 Jahre später feierten wir dort die Eröffnung unseres Bootshauses.
Bleiben Sie dem Verein auf irgendeine Weise erhalten oder verbunden?
Wolf: Wenn Mithilfe oder meine Erfahrungen benötigt werden, stehe ich selbstverständlich zur Verfügung. Zudem werde ich weiter in der Pressearbeit der Schwimmabteilung mitarbeiten. Meine Ämter im Sportausschuss und im Stadtverband für Sport behalte ich, so dass ich weiterhin dem Sport in der Stadt und insbesondere dem Schwimmsport verbunden bleibe - nur eben auf einer unteren Ebene.