Handball-Nachwuchs „Es ist Pflicht, in den Nachwuchs zu investieren“

Zweibrücken · Die Arbeit in der Handball-Mädchenabteilung der VTZ trägt Früchte. Zahlreiche Titel haben die Juniorinnen in dieser Runde erkämpft.

 Die VTZ-C-Juniorinnen feierten gleich in ihrem ersten Jahr ganz souverän den Titel in der RPS-Oberliga.

Die VTZ-C-Juniorinnen feierten gleich in ihrem ersten Jahr ganz souverän den Titel in der RPS-Oberliga.

Foto: Verein/VTZ

In den vergangenen Jahrzehnten haben die Handballer der VT Zweibrücken-Saarpfalz immer wieder versucht, eine erfolgreiche Mädchenabteilung auf die Beine zu stellen. Seit der Saison 2012/13 hat dieses Projekt ordentlich an Fahrt aufgenommen. In der abgelaufenen Runde feierten die VTZ-Handballerinen zahlreiche Erfolge, auf die Vorstandsmitglied und Betreuerin der Handball-Mädchen, Aida Grub, mit Stolz zurückblickt.

Frau Grub, nicht nur die erste Herrenmannschaft der VT Zweibrücken-Saarpfalz hat in der abgelaufenen Saison mit dem Aufstieg in die 3. Liga einen großen Erfolg gefeiert. Auch der VTZ-Nachwuchs hat aufhorchen lassen. Wie sieht Ihr Fazit der Runde aus?

Aida Grub: Wir sind sehr stolz auf die in der vergangenen Saison erreichten Erfolge im Jugendbereich. Speziell in unserer Mädchenabteilung wurde Fantastisches geleistet. So gewann die seit zwei Jahren ungeschlagene weibliche E Jugend den Saarlandpokal und wurde Meister. Auch die D-Juniorinnen erkämpften den Saarlandpokal und wurden Vizemeister. Die C Jugend wurde überregional RPS-Meister und souverän auch Pokalsieger.

War dieser souveräne Titel der C-Jugend-Mädchen der herausragende Erfolg?

Grub: Sicherlich ist das ein vorläufiger Höhepunkt unserer Jugendarbeit. Wenn man zum ersten Mal an einer überregionalen Meisterschaft teilnimmt, ist es im Vorhinein schwer, die eigenen Fähigkeiten abzuschätzen. Auch wenn wir mit diesen Jahrgängen in den vorherigen Altersstufen im Saarland dominierten, war nicht zu erahnen, wie diese im Vergleich zu Teams aus anderen Landesverbänden einzuschätzen sind. Zumal man in solchen Ligen eben auch den Faktor Erfahrung nicht unterschätzen sollte. Dass die intensive Arbeit mit diesen Jahrgängen gleich im ersten Jahr auf dieser Ebene so erfolgreichen werden würde, war nicht zu erwarten.

Nachdem in der Jugend der VTZ vor Jahren eine Lücke klaffte, wird diese seit 2012 nach und nach wieder geschlossen. Hat der Verein mittlerweile – ob in Spielgemeinschaft oder alleine – wieder alle Jugenden besetzt?

Grub: Eine Lücke „klaffte“ aber nur insofern, dass wir vor 2011 für viele Jahre keine Mädchenteams in der VTZ hatten. Als dieses Projekt damals startete, gab es etwas mehr als eine Handvoll Mädchen im F- und E–Jugendalter. Nächste Saison werden wir von der E- bis zur B-Jugend erstmals alle Altersklassen besetzen können. Dies schaffen wir aus eigener Kraft und werden vermutlich in den Jahrgängen B und C aufgrund größerer Spielerinnenzahl zwei Teams melden.

Wie groß ist der Anteil an Jugendspielern insgesamt bei der VTZ?

Grub: Natürlich verfügt die VTZ im männlichen und weiblichen Jugendbereich über deutlich mehr Spieler als bei den Erwachsenen. Zum einen, da wir wesentlich mehr Jugendmannschaften als Erwachsenenteams haben, zum anderen auch weil wir noch nicht über ein aktives Frauenteam verfügen. Innerhalb der Jugend überwiegt die Zahl der Mädchen inzwischen deutlich die der Jungs, die aber auch wieder wachsen.

Vor allem im Mädchenbereich hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan. Meisterschaften, Pokalsiege, Einladungen zu Sichtungslehrgängen sind nur einige Beispiele. Geben diese Erfolge dem Verein Recht, auch vermehrt in den Nachwuchs zu investieren?

Grub: Natürlich, denn ohne adäquate Jugendarbeit können Vereine und ganze Sportarten nicht überleben. Insofern ist es eigentlich eine Pflicht der Vereine, in den Nachwuchs zu investieren. Investieren heißt hier aber nicht nur Finanzmittel bereit zu stellen. Hochwertige Jugendarbeit ist für die Vereine, die außerhalb des elitären Profitums stehen, nicht wirklich dauerhaft und flächendeckend zu finanzieren. Hier braucht es vielmehr Menschen, die bereit sind, Zeit zu opfern. Ohne Ehrenamt geht dies nicht. In der VTZ gibt es zum Glück noch Menschen, die bereit sind, diesen Weg zu gehen. Wenn man dies als Investition begreift, sind die Investitionen der VTZ deutlich gestiegen.

Wie sieht es bei der VTZ insgesamt mit der Gewinnung von Handballnachwuchs aus, in Zeiten, in denen viele Vereine dort mit Problemen zu kämpfen haben?

Grub: Da geht es uns wie allen Sportvereinen. Das Überangebot an Freizeitmöglichkeiten erschwert es allen Sportarten, Kinder und Jugendliche dauerhaft an den Sport zu binden. Hinzu kommt die demographische Entwicklung, es gibt einfach weniger Kinder als früher. Aber auch die veränderte Schullandschaft mit Ganztagsschulen erschwert den Weg in den Sport, da es ihnen schon in jungen Jahren an Zeit mangelt. Wir profitieren von der Mund-zu-Mund-Propaganda; denn unsere gute Jugendarbeit und unsere Erfolge sprechen sich herum. In den jüngeren Jahrgängen gehen wir aber auch regelmäßig an die Schulen und stellen dort unsere Sportart im Unterricht vor, versuchen Kinder für den Handball zu interessieren. In den älteren Jahrgängen haben wir einen immer wieder überraschenden Zulauf an Mädchen, die schon handballbegeistert sind und sich für uns wegen der gebotenen Trainingsqualität interessieren.

Wie kann man diesem Nachwuchsproblem sonst entgegenwirken? Welches Engagement ist dazu nötig?

Grub: Ein Teil der Probleme, die gesellschaftlicher Art sind, können von den Sportvereinen sicher nur begrenzt gelöst werden. Aber wir würden uns natürlich mehr wohlwollende Unterstützung von den Schulen und sicher auch von den lokalen Medien wünschen. Denn außer dem übermächtigen Fußball haben die allermeisten Sportarten doch ein Wahrnehmungsproblem. Sie sind zu wenig präsent im Bewusstsein aller, und für den Mädchenhandballsport gilt dies sicherlich im Besonderen. Wie schade dies ist, merkt man gerade dann, wenn die jungen Sportlerinnen mit unglaublicher Hingabe und großem Ehrgeiz zielstrebig ihren Weg gehen. Diese Erfahrung würden wir mehr jungen Menschen und insbesondere den Mädchen wünschen.

Wie hilfreich ist in dieser Hinsicht auch der Erfolg der Aktivenmannschaft?

Grub: Der Erfolg unseres ersten Männerteams ist hierbei sicherlich nicht zu unterschätzen. Zeigt er uns doch seit Jahren die Leistungsfähigkeit der VTZ Saarpfalz. Außerdem erreichen wir hier eine deutliche Wahrnehmung für unseren Sport und unseren Verein in der Stadt Zweibrücken und darüber hinaus.

Wie wichtig sind gute Trainer im Nachwuchsbereich? Ist die VTZ dort gut aufgestellt?

Grub: Gute Trainier sind der Schlüssel zu einer guten Jugendarbeit. Im männlichen Bereich laufen die Bemühungen, hier aufzuholen. Im Mädchenbereich ist die VTZ Saarpfalz sehr gut aufgestellt. In allen Altersklassen verfügen wir über lizenzierte Trainer. Und mit Timo Steinbach (A-Schein) und Andreas Grub (B Schein) stehen zwei besonders erfahrene Trainer zur Verfügung. Mit wachsender Anzahl der Mädchenteams wird auch das Trainerteam immer größer. Alle unsere Trainerzugänge wählen wir sehr behutsam aus. Neben den beiden Vätern, Carsten Heyner und Adnan Carkadzija, die in der Zwischenzeit gestandene Trainer (mit Ausbildung) sind, konnten wir in diesem Jahr zwei weitere junge und sehr engagierte Jungs für unser „verrücktes“ Team gewinnen. Mit David Hoffmann und Robin Schweitzer haben wir zwei Nachwuchstrainer in unseren Reihen, die ganz tolle und engagierte Arbeit schon jetzt leisten.

Wie schafft man es, den Nachwuchs im Verein zu halten?

Grub: Insbesondere über die Trainerqualität und einem daraus resultierenden für Sportler angemessenen Training, aber auch über ein Umfeld, das die VTZ zur sportlichen Heimat macht. So bieten wir den Spielern und Spielerinnen auch immer wieder die Möglichkeit, außergewöhnliche Erfahrungen zu machen, die über den Sport hinausgehen. Dazu gehören Fahrten und Turnierteilnahmen, die in den letzten zwei Jahren etwa auch bis nach Schweden und Kroatien geführt haben. Wir besuchen nicht nur Turniere in ganz Europa, sondern wir richten auch selbst zwei sehr große Jugendturniere im August für alle Altersstufen der Mädchen aus. Diese sind der Girls-Cup für E- und D-Jugend am 18/19. August in der Westpfalzhalle und der Sparkassen-Girls-Cup für B- und C - Jugend am 25/26. August in der Ignaz-Roth-Halle. Wichtig ist aber sicherlich eine der Leistungsfähigkeit angemessene Wettkampfmöglichkeit, die den Hobbysportlern, aber auch den Leistungsorientierten eine Heimat bietet. Was ein schwieriger Spagat für den Verein ist, den wir immer aufs Neue zu leisten versuchen.

 Viel Grund zum Feiern hatte der VTZ-Handballnachwuchs in dieser Saison: Die D-Juniorinnen machten nach dem Pokalsieg Party in der Umkleide, die neu formierten C-Jugendmädchen jubelten über die erneute RPS-Qualifikation.

Viel Grund zum Feiern hatte der VTZ-Handballnachwuchs in dieser Saison: Die D-Juniorinnen machten nach dem Pokalsieg Party in der Umkleide, die neu formierten C-Jugendmädchen jubelten über die erneute RPS-Qualifikation.

Foto: Verein VTZ
 Jubel der neuen C nach Qualifikation für die RPS für die kommende Runde

Jubel der neuen C nach Qualifikation für die RPS für die kommende Runde

Foto: Vtz verein

Welche Ziele setzten Sie sich mittelfristig mit der Nachwuchsabteilung der VTZ-Handballer? Was würden Sie sich wünschen?

Grub: Im Mädchenbereich wollen wir in der Zukunft versuchen, mit mehreren Teams überregional zu spielen, es schaffen, alle Altersklassen mit stabilen Teams zu besetzen und ein Frauenteam aufbauen. Denn schließlich ist Handball ein Wettkampfsport, und diesen möchten wir möglichst erfolgreich betreiben.

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