Es gibt noch viele Vorbehalte

Zweibrücken. Erstmals wurden die offiziellen Hallenmeisterschaften des Fußballkreises Pirmasens/Zweibrücken in diesem Winter im Futsal-Modus ausgetragen. Nicht bei allen Vereinen stößt die Neuerung auf Begeisterung. Viele hätten noch Vorbehalte gegenüber der neuen, vom Verband gewünschten Form des Hallenfußballs, erklärt der Futsal-Beauftragte des Kreises, Marco Kochert, im Gespräch mit Merkur -Redakteurin Svenja Kissel. Er zeigt aber auch Vorteile auf.

 Für viele Neuland: Die Hallenmeisterschaften der B-Klasse, wie hier im Finale zwischen dem TV Althornbach (Jörg Böckler im roten Trikot) und dem PSV Pirmasens, wurden nach Futsal-Regeln gespielt. Foto: Marco Wille

Für viele Neuland: Die Hallenmeisterschaften der B-Klasse, wie hier im Finale zwischen dem TV Althornbach (Jörg Böckler im roten Trikot) und dem PSV Pirmasens, wurden nach Futsal-Regeln gespielt. Foto: Marco Wille

Foto: Marco Wille
 Für hohes Tempo ist gesorgt: Per Handzeichen signalisiert Schiedsrichter Sascha Geisler die „Vier-Sekunden-Regel“. Foto: Marco Wille

Für hohes Tempo ist gesorgt: Per Handzeichen signalisiert Schiedsrichter Sascha Geisler die „Vier-Sekunden-Regel“. Foto: Marco Wille

Foto: Marco Wille

Herr Kochert, die erste Hallenrunde des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) im Futsal-Modus ist vorüber. Wie fällt Ihr allgemeines Fazit aus?

Marco Kochert: Eigentlich recht gut. Angefangen bei den Futsal-Kreismeisterschaften, bei der im Dezember wieder 16 Teams dabei waren - darunter vier, fünf neue Mannschaften. Und obwohl durch die Bildung der neuen Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen/Wallhalben Mannschaften wie Wiesbach und Wallhalben weggefallen sind. Aber auch insgesamt ist die Runde aus unserer Sicht gut verlaufen. Natürlich gibt es Mannschaften, die nicht so auf Futsal stehen. Bei vielen ändert sich das, wenn sie es einmal gespielt haben. Diese Erfahrung habe ich auch dieses Jahr gemacht.

Viele Vereine haben Vorbehalte gegenüber der neuen Form des Hallenfußballs. Können Sie diese nachvollziehen?

Kochert: Für viele ist es mit dem Futsal, wie mit allem Neuen. Man tut sich schwer, sich damit zu arrangieren. Klar hat man die Regeln, wenn man zum ersten Mal Futsal spielt, nicht auf Anhieb drin. Aber wenn man sie verinnerlicht hat, was der Erfahrung nach recht schnell geht, läuft es meist ohne Probleme.

Wo sehen Sie die größten Kritikpunkte der Vereine?

Kochert: Die kleinen Tore stören viele. Und, dass es keine Zeitstrafen gibt, wie die Zwei-Minuten im Hallenfußball. Und die kumulierten Fouls seien zu kompliziert. Auch der sprungreduzierte Ball ist anfangs ungewöhnlich. Viele glauben, dass das Spiel ohne Banden langsamer wird. Insgesamt hält sich die Kritik aber in Grenzen. Aber es gibt sie überall. Ich versuche die dann anzunehmen. Im Nachhinein lösen sich einige Vorbehalte von selbst auf.

Sehen Sie bei all der Kritik auch eine Informationslücke von Seiten des Verbands oder des DFB. Spielt der "Zwang" vonseiten des DFB eine Rolle?

Kochert: Der SWFV hatte im Vorfeld auf der Besprechung im November die Einführung des Futsal mitgeteilt. Im Anschluss wurde eine Futsal-Schulung angeboten. Die Resonanz der Vereine war nicht sehr groß. Viele denken, sie brauchen kein Futsal oder sie wollen es einfach nicht spielen. Die Vereine müssten die Schulungen des Verbands besser annehmen. Jetzt, wo der Verband ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt hat, befassen sie sich mehr damit. Auch ich versuche als Futsal-Beauftragter mein bestes zu geben, um darüber aufzuklären.

Sie haben nun die ersten Erfahrungen aus der Praxis. Wie schwer fällt den Teams der Umstieg von Hallenfußball in seiner bisherigen Form zum Futsal?

Kochert: Eigentlich ist es von den Regeln her gar nicht so gravierend. Wenn eine Mannschaft als Futsal-Neuling zum Turnier kommt, hat sie im ersten Spiel meist noch ein paar Probleme, aber danach ist das schon verinnerlicht. Manchmal ist während des Spiels noch jemand verwundert, wenn es Freistoß gibt aufgrund der Anzahl der Fouls. Aber auch das legt sich, wenn die Vereine am Ball bleiben.

Was sind die gravierendsten Regelunterschiede?

Kochert: Das Torwartspiel unterscheidet sich von dem der bisherigen Form des Hallenfußballs. Hinzu kommt die Vier-Sekunden-Regel bei der Ausführung von Freistößen, dem Einkick, Eckbällen und Torabstößen. Für viele ungewöhnlich ist das Kumulieren der Fouls. Ab dem fünften Mannschaftsfoul gibt es direkten Freistoß für den Gegner. Grätschen ist beim Futsal nicht erlaubt. Zudem wird ohne Bande gespielt.

Glauben Sie, dass Futsal durch diese Regeln unattraktiver für die Zuschauer ist?

Kochert: Nein, eigentlich nicht. Futsal ist aufgrund der Vier-Sekunden-Regel ein sehr schnelles Spiel. Technisch begabten Spielern kommt die Variante entgegen. Das macht auch beim Zuschauen Spaß. Dass ohne Bande gespielt wird, finde ich sogar attraktiver. Es gibt kein Festhalten an und Reindrücken in die Bande. An der Bande kommt es im Hallenfußball zudem häufig zu Verletzungen. Das fällt beim Futsal weg.

Wären Ihrer Meinung nach Kompromisse denkbar, etwa ein Mischen der "besten" Regeln beider Hallenfußball-Formen?

Kochert: Was ich persönlich mir vorstellen könnte, wäre, zusätzlich die Zeitstrafe beim Futsal einzuführen. Ob das realistisch ist, ist die Frage. Viele rufen beim Hallenfußball danach, das Grätschen zu verbieten. Meine Meinung: Dann sollen die Mannschaften Futsal spielen.

Künftig wird es also Pflicht bleiben, offizielle Turniere im Futsal-Modus auszutragen? Da gibt es kein Zurück mehr?

Kochert: Nein, ein Zurück gibt es nicht mehr. Normale Freundschaftsspiele können auch künftig noch im Hallenfußball bestritten werden. Aber alle offiziellen Meisterschaften werden in der vom Verband bevorzugten Futsal-Variante ausgetragen. Wie sich das Ganze in Zukunft entwickelt, ist schwer vorauszusagen, aber die Tendenz geht ganz klar zum Futsal und dahin, dass in drei, vier oder fünf Jahren alle Turniere im Futsal ausgetragen werden.

Befürchten Sie, dass zahlreiche Vereine dann nicht mehr an den Hallenmeisterschaften, wie jetzt beispielsweise die beiden Spitzenteams bei der B-Klasse, teilnehmen werden?

Kochert: Nein, die Befürchtung habe ich nicht. Dass mit Weselberg und Bottenbach am vergangenen Wochenende zwei der Teams, die in der Runde um die Meisterschaft mitspielen, nicht am B-Klasse-Turnier teilgenommen haben, ist schade. Und das wird sicher auch immer wieder einmal vorkommen. Aber ich denke, dass diese Mannschaften, die den Titel vor Augen haben grundsätzlich Angst hatten, dass sich in der Halle jemand verletzen könnte und deshalb abgesagt haben. Dabei hat gerade Bottenbach einige technisch sehr starke Fußballer in seinen Reihen, die in der Lage wären, mit ihrer Mannschaft ein Futsal-Turnier zu gewinnen. Ich hoffe daher, dass auch diese Mannschaften in Zukunft wieder teilnehmen werden. Ich möchte auch keinen dazu zwingen. Aber auch, wenn es immer Vereine geben wird, die keine Lust haben, Futsal zu spielen, ist es die vom Verband gewünschte Form.

Wie sieht es im Fußballkreis Pirmasens /Zweibrücken eigentlich mit den Schiedsrichtern aus? Werden diese im Futsal geschult, gibt es ausreichend Unparteiische, die Futsal-Turniere pfeifen können?

Kochert: Vom Verband werden jährlich vier bis sechs Futsal-Schulungen für die Schiedsrichter angeboten. Von Verbandsseite ist da alles geregelt. Etwa 25 Futsal-Schiedsrichter haben wir in unserem Kreis. Bislang konnten immer alle Spiele und Turniere problemlos besetzt werden. Zudem werden unsere Schiris von Schiedsrichterlehrwart Christian Weinkauff hervorragend geschult. Da sehe ich keine Probleme.

Bei der Futsal-Kreismeisterschaft haben in den vergangenen beiden Jahren je 16 Teams teilgenommen. Ist das ein Zeichen, dass die Form dennoch auch angenommen wird?

Kochert: Es gibt einige Mannschaften, für die die Futsal-Kreismeisterschaft schon dazugehört, die immer wieder teilnehmen. Etwa der TV Althornbach. Wir merken, dass die, die einmal dabei waren gerne wieder kommen. Nicht alle Mannschaften sagen von vorneherein nein zum Futsal. Man muss es einfach mal gespielt haben. Viele Spieler oder Teams, die es dann mal ausprobiert haben, sagen, dass es viel einfacher ist, sich umzustellen, als gedacht. Es gibt einfach noch zu viele Vorbehalte bei denen, die Futsal noch nie gespielt haben. Meine Aufgabe ist, das zu ändern, heißt, die Mannschaften dabeizubehalten, die schon Futsal spielen und immer wieder neue dazuzugewinnen. Ein Ziel für die Zukunft ist es, eine Futsal-Kreismeisterschaft bis 30 Teams auszurichten. Da muss ich am Ball bleiben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort