Erste Mannschaft aus eigener Jugend aufbauen

Zweibrücken. Erstmals seit sieben Jahren geht der Tennisclub Weiß-Blau Zweibrücken nach der Abmeldung ohne Verbandsliga-Team in die Medenrunde. Aus dem eigenen Nachwuchs will sich der TC eine neue Aktivenmannschaft heranziehen. Über die Gründe dieses Schrittes, die Entwicklung im Nachwuchsbereich und Zukunftspläne sprach Merkur -Redakteurin Svenja Kissel mit der TC-Vorsitzenden Sabine Ellrich, Stellvertreter Joachim Benoit und Jugendwartin Ingrid Steltmann.

 Der ehemalige litauische Davis-Cup-Spieler Rolandas Muraska ist als Trainer ein Aushängeschild des TC Weiß-Blau. Im kommenden Jahr wird er im 30er-Verbandsligateam aufschlagen. Foto: Rüw/pmz

Der ehemalige litauische Davis-Cup-Spieler Rolandas Muraska ist als Trainer ein Aushängeschild des TC Weiß-Blau. Im kommenden Jahr wird er im 30er-Verbandsligateam aufschlagen. Foto: Rüw/pmz

Foto: Rüw/pmz

Herr Benoit, der TC Weiß-Blau war vor dem Rundenstart gezwungen, die erste Mannschaft aus der Verbandsliga abzumelden. Wie kam es zu dem Schritt?

Joachim Benoit: Das Problem ist, dass man mindestens acht Personen braucht. Aus dem eigenen Nachwuchs hatten wir nur noch drei, die anderen hätten wir aus anderen Vereinen locken müssen - auch finanziell. Ohne Geld läuft leider auch im Tennis nichts mehr.

Sabine Ellrich : Ab dieser Klasse auf jeden Fall nicht mehr.

Benoit: Zwei Aktive haben gesagt, es sei ihnen zu stressig, sie spielen nun 30er oder 40er Verbandsliga. Zum einen ist das Trainer Rolandas Muraska sowie der vorherige Trainer Yuri Klimov. Zudem haben sich neben auswärtigen Spielern auch zwei, drei Einheimische auch mal verändern wollten. Aus dem eigenen Nachwuchs können wir die starke Liga derzeit nicht besetzen.

Wie schwer ist der Schritt der Abmeldung nach sieben Jahren in der Verbandsliga gefallen?

Benoit: Nach sieben Jahren ist das schon hart. Es ist in diesen Ligen aber nicht einfach. Das hat man an Pirmasens gesehen, die haben Ober- und Verbandsliga gespielt, bevor sie abgemeldet haben. Kaiserslautern kann die Klasse gerade noch stemmen. Vom Budget braucht man für die Mannschaft rund 5000 Euro - die nicht von Mitgliedsbeiträgen, sondern dem Förderverein gestemmt werden. Wir konnten das jetzt nicht auffangen, daher mussten wir den schweren Schritt sportlich gehen.

Sie haben auch keine Möglichkeit gesehen, so schnell neue Spieler für die Mannschaft gewinnen zu können?

Benoit: Nein, wir haben uns gesagt, wir bilden keine Mannschaft nur mit Auswärtigen.

Ellrich : Mal abgesehen von den Kosten , muss man sagen, dass das für das Publikum, die Leute, die immer sehr zahlreich sonntags bei den Heimspielen waren, nicht mehr attraktiv wäre. Es muss ja irgendwie noch eine Identifikation da sein.

Der TC hatte einen Antrag beim Verband gestellt, mit den Herren 30 (A-Klasse) in der Verbandsliga antreten zu dürfen. Gibt es schon einen Bescheid?

Benoit: Ja, dieses kleine Bonbon haben wir. Unsere Herren 30 können für die Verbandsliga ummelden. Da ist das Spielniveau auch schon sehr gut. Es ist zwar nicht ganz mit dem der bisherigen Ersten gleichzusetzen, aber man bekommt noch ganz gutes Tennis geboten. Hier spielen nun auch Rolandas und Klimov, eine Mordsverstärkung.

Sie haben demnach die Hoffnung, dass weiterhin Zuschauer den Weg zu den Spielen finden?

Benoit: Auf jeden Fall. Zumal die Spieler alles Einheimische sind.

Zur neuen ersten Mannschaft wird aber die vorherige Zweite aus der C-Klasse?

Ingrid Steltmann: Ja, die C-Klasse-Mannschaft ist ja identisch mit der U18. Wir wollen aus diesem eigenen Nachwuchs wieder ein Herrenteam aufbauen. Natürlich ist das noch eine sehr junge Mannschaft, die jetzt bei der U18 in der Pfalzliga auf eine harte Probe gestellt wird.

Benoit: Daher wird es auch zwei, bis drei Jahre dauern. Aber wir bauen uns lieber aus der eigenen Jugend etwas auf, als von außen einzukaufen. Wir erhoffen uns nach dieser Zeit auch, dass auch von außen und von anderen Vereinen gesehen wird, dass wir hier gute Arbeit leisten, vor allem mit unserem Trainer Rolandas Muraska, der ein absoluter Glücksfall für uns ist, nach dem sich andere Vereine die Finger lecken würden.

Steltmann: Im Grunde ist das Potenzial beim Nachwuchs da. Allerdings ist es bei der Jugend schwer zu kalkulieren, wohin der Weg führt. Aber die Spieler sind teilweise noch so jung, dass sie noch lange nicht mit der Schule fertig sind und man in diese Richtung planen kann.

Mit wie vielen Mannschaften geht der TC in die neue Medenrunde?

Steltmann: Insgesamt stellt der Verein 13 aktive und elf Nachwuchsmannschaften.

Benoit: Wir haben eine 50er und 60er neu angemeldet. Mit der 30er, 40er und 55er spielen wir in der Verbandsliga

Wie schwer ist es, Jugendliche für Tennis zu begeistern?

Benoit: Wir müssen schon was tun. Es kommt nicht von nichts.

Steltmann: Wir müssen überlegen, wie wir es von klein auf schaffen, den Nachwuchs für den Tennissport zu begeistern. Wir versuchen da vieles anzubieten, etwa Schnupperkurse, zwei Feriencamps im Sommer, Jugendturniere, Intensivtraining in Ferien, Wintertraining - auch in nicht vereinseigener Halle, eine Schulkooperation mit dem Helmholtz, Übernahme der Kosten für Jugendliche, die an Turnieren teilnehmen oder auch mit der Aufnahme von Kindern über das Bildungs- und Teilhabepaket.

Wie schlagen sich diese Bemühungen beim TC nieder?

Ellrich : Bevor Juri Klimov vor rund sieben Jahren zu uns kam, hatten wir 25 Jugendliche. Mit jetzt gut 80 (von insgesamt rund 330 Mitgliedern, Anm. d. Red.) hat sich diese Zahl verdreifacht. Das zeigt, dass wir erfolgreich gearbeitet arbeiten, natürlich vor allem aufgrund der tollen Trainer und dem starken Engagement der Jugendwartin Ingrid Steltmann.

Steltmann: Wir haben es geschafft, alle Altersklassen gleichmäßig zu besetzen. Wichtig ist es uns aber auch, die Familien mit einzubeziehen, die Eltern, die gerade die Kleinen betreuen. Nicht nach der Mentalität, wir geben unsere Kinder für eine Stunde ab und gut.

Ab wann können Kinder mit dem Tennissport beginnen?

Steltmann: Richtiges Tennis ist sinnvoll ab sechs Jahren. Aber bereits mit vier, fünf kann man Ballgefühl entwickeln. Bereits für diese Kinder gibt es sogenannte Mainzelmännchen-Turniere. Je früher, umso besser.

Ellrich : Auch wir bieten einmal wöchentlich eine Ballschule für die Kleinen sonntags von 13 bis 14 Uhr an.

Wie wichtig sind Vorbilder im deutschen Spitzentennis, um Nachwuchs zu generieren?

Benoit: Das spielt auch eine wichtige Rolle. Leider ist da ein Loch in den letzten Jahren. Ich weiß nicht, ob wir noch mal in eine Becker-, Graf- und Stich-Situation kommen. Wenn das so wäre, hätten wir vielleicht 100, 120 Kinder.

Ellrich : Abgesehen von der Leitbildfunktion spielt sicher auch mit, dass Tennis im Fernsehen nicht mehr stattfindet.

Wenn der TC dem Jahr 2015 entgegenblickt, was hat sich der Verein vorgenommen?

Benoit: Wir haben uns viel vorgenommen, was den Bau einer weiteren Halle und die Sanierung der Plätze angeht. Das ist aber ein langer Weg. Wir hoffen im Oktober bei der ADD mit der Stadt Zweibrücken zusammen unser Projekt einreichen zu können, um dann bis Februar 2016 grünes Licht zu haben. Dann könnten wir im Mai anfangen. Ein Sandplatz wird der neuen Halle weichen, dieser wird neu errichtet. Zudem werden zwei Problemplätze saniert und in Allwetterplätze umgewandelt. Insgesamt geht es da um Kosten von 400 000 Euro

Ellrich : Dadurch werden die Trainingsbedingungen noch mal verbessert. Wir legen einen Schwerpunkt in die Jugendarbeit - das sieht man an der Zahl der Teams. Sie ist Hauptgrund für die Planung einer weiteren Halle, um mehr Trainingsstunden anbieten zu können.

Was ist das sportliche Ziel für 2015?

Benoit: Sicher ist das Ziel aller Mannschaften, aufzusteigen, zumindest aber die Klasse zuhalten. Es wird sicher nicht allen gelingen, so ist das im Sport.

Steltmann: Der Spaßfaktor gehört aber auch dazu, gerade in älteren Klassen. Das Vereinsleben spielt eine große Rolle, wir sind wie eine große Familie.

Wann startet die Medenrunde?

Benoit: Traditionell geht's am 1. Mai los, für dann immer nur acht bis zehn Wochen.

Ellrich : Zuvor beteiligen wir uns aber auch an der Aktion ‚Deutschland spielt Tennis' am letzten Aprilwochenende mit einer eigenen Veranstaltung.

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