Emotionaler Schlusspunkt

Saarbrücken · Ausgelassen feierte der SV 64 Zweibrücken den Doppelsieg im Handball-Saarlandpokal. Darunter war auch einer, der ein ganz besonderes Kurz-Comeback gab: der an Multipler Sklerose erkrankte Thomas Zellmer.

Emotionen kochten am Montag in der Joachim-Deckarm-Halle hoch. Als um 18.11 Uhr das Männerfinale des saarländischen Handball-Pokals abgepfiffen wurde, brandete im Fanblock des SV 64 Zweibrücken lautstarker Jubel auf. Dabei war es nicht nur der souveräne 30:19 (17:9)-Sieg der SV-Männer gegen die Illtaler Zebras, es war auch die Tatsache, dass die Frauen der 64er zum Feiern mit aufs Spielfeld rannte, beide SV-Teams ausgelassen herumtobten. Denn auch die Handballerinnen hatten zuvor ihr Finale gegen Pokalverteidiger Neunkirchen mit 21:19 (11:9) gewonnen - und damit für das Novum im saarländischen Pokalwettbewerb gesorgt, dass nämlich die Frauen und die Männer eines gleichen Vereines den Saarlandpokal gewannen (wir berichteten).

Damit gab es am Ostermontag zwei Favoritensiege, denn sowohl die Männer als auch die Frauen der Zweibrücker Löwen waren im bisherigen Saisonverlauf die bestplatzierten Mannschaften der fürs Finale qualifizierten Teams. Die erste Überraschung des Final-Four-Turnieres gab es zwischen Neunkirchen und der DJK Marpingen. Der Saarlandliga-Tabellenführer setzte sich mit 20:16 durch und qualifizierte sich für das Finale gegen Zweibrücken. Das spannendste Spiel des Tages war das erste Halbfinale bei den Männern. Der Oberligadritte, HF Illtal, gewann erst nach großem Kampf gegen die zweite Mannschaft der HG Saarlouis, derzeit Tabellenführer in der Saarlandliga, mit 24:23 (12:13). Auch die Zweibrücker bekleckerten sich beim 23:18 im Halbfinale gegen die HSG Nordsaar nicht mit Ruhm. Allerdings steigerten sich die SVler im Finale sichtlich. Die 3:2:1-Abwehrformation stand wie eine Eins, zeigte dahinter Ladislav Kovacin im Tor eine überragende Partie. Seine 20 Paraden bei 19 Gegentoren waren sensationell, wobei der SV-Keeper auch alle fünf Siebenmeter der Illtaler parierte. "Ladi hat heute überragend gehalten und eine Quote von über 50 Prozent gehaltener Bälle", lobte ein glücklicher SV-Trainer Stefan Bullacher den Mann, der das Endspiel dominiert hatte.

Ein sehr emotionaler Moment war die letzte Minute des Männerfinales: Thomas Zellmer - nach der Multiple-Sklerose-Diagnose im zurückliegenden Sommer - lief erstmals wieder im SV-Trikot auf. Der Linkshänder erzielte sogar das letzte Tor zum 30:19. Allerdings spielte in dieser Szene auch sein Gegenspieler Oliver Zeitz mit, der Zellmer - ohne ihn ernsthaft zu bekämpfen - abschließen ließ. So hatte der Spieler mit der Rückennummer 7 seinen Anteil am zweiten Pokalsieg der 64er in Serie.

Als nach dem Spiel die Mannschaften gemeinsam feierten, hatten die Frauen auch Zellmers schwangere Ehefrau Nadine auf die Spielfläche geholt. Denn Nadine Zellmer war mit Ausnahme des Finalspieltages bei allen anderen vorangegangenen Pokalbegegnungen dabei. Ihre Teamkameradinnen hatten im Finale gegen Neunkirchen einen Blitzstart hingelegt, waren schnell mit 4:0 in Führung gegangen. Danach kam der SV-Motor etwas ins Stottern, was auch daran lag, dass Linda Bechel im Neunkircher Tor, die später auch als beste Torhüter ausgezeichnet wurde, hervorragend hielt. Die SV-Defensive brauchte lange, um sich auf das Angriffsspiel der Gegner einzustellen. Mitte der zweiten Hälfte bekamen die SV-Frauen das Spiel allerdings in den Griff und setzten sich vorentscheidend auf 18:14 ab. Dass es danach doch noch mal eng wurde, lag an der doppelten Manndeckung gegen Joline Müller, die später als beste Spielerin des Turnieres ausgezeichnet wurde. Doch am Ende durfte der komplette SV 64 ausgelassen feiern.

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