Eishockey-Regionalligist EHC Zweibrücken Mit „leicht verändertem Gesicht“ in heiße Phase

Zweibrücken · Unglaublich stark war der EHC Zweibrücken in die laufende Saison gestartet. An der Spitze der Eishockey-Regionalliga Südwest überwintert haben jedoch andere. Trainer Ralf Wolf erwartet nicht nur im Topspiel beim Stuttgarter EC am Freitag einen spannenden Fight um Platz eins. Auf dem Weg Richtung Playoffs müssen die Hornets mit Claudio Schreyer allerdings einen ihrer Topscorer ersetzen. Einen Neuzugang gibt es schon.

 Der EHC Zweibrücken muss ohne Claudio Schreyer (Mitte) in die Restsaison gehen. Mit Julian Reiss soll ein neuer Mann dabei helfen, eine bestmögliche Ausgangsposition für die Playoffs zu schaffen.

Der EHC Zweibrücken muss ohne Claudio Schreyer (Mitte) in die Restsaison gehen. Mit Julian Reiss soll ein neuer Mann dabei helfen, eine bestmögliche Ausgangsposition für die Playoffs zu schaffen.

Foto: Martin Wittenmeier

Zum Jahresauftakt, vor dem Endspurt in der Hauptrunde der Eishockey-Regionalliga Südwest „werden die Karten nochmal neu gemischt“. Das betont Hornets-Coach Ralf Wolf vor dem Spitzenspiel seines derzeit drittplatzierten EHC Zweibrücken (33 Punkte) am Freitagabend (20 Uhr) beim Tabellenzweiten Stuttgarter EC (34 Pkt.). „Im Hinblick darauf, dass wir noch vier Hauptrundenspiele haben, mit dem ausgefallenen gegen Freiburg vielleicht noch fünf, geht es jetzt in die heiße Vorbereitungsphase für die Playoffs“, sagt Wolf auch mit Blick auf die sich noch verändernden Kader der Klubs.

Während der kommende Gegner im Winter – etwa mit Ex-Profi Christian Bauhof – ordentlich aufgerüstet hat, müssen die Zweibrücker einen herben Ausfall verkraften: Mit Claudio Schreyer wird künftig einer ihrer Topscorer fehlen. „Er ist für seine Ausbildung im gehobenen Dienst für drei Monate nach Lübeck. Eishockey in Zweibrücken ist da zeitlich nicht machbar“, erklärt Wolf. Der Pass des Mannheimers bleibe aber beim EHCZ, wie der Sportliche Leiter Thorsten Rehfeld auf Nachfrage erklärt. Für die Restsaison dennoch ein herber Verlust. „Es wird ganz schwer, ihn zu ersetzen“, ist dem Trainer bewusst. Bis zum Ende der Wechselperiode Ende Januar „wollen oder müssen wir daher auch nochmal tätig werden“, betont Wolf. Etwa in Form von Julian Reiss, der künftig für die Zweibrücker auflaufen wird. Der 27-jährige Mannheimer spielte zuletzt in der Saison 2019/20 in der Regionalliga – und zwar bei den Stuttgart Rebels. Danach zog es ihn zum Masterstudium nach Kopenhagen, wo er nur trainiert, aber in keinem Verein gespielt hat. So lag der Pass des gelernten Verteidigers, der auch im Sturm auflaufen kann, bis zuletzt noch beim Ligakonkurrenten des EHCZ. „Wir müssen uns bei den Stuttgartern bedanken. Das war ja alles kurz vor knapp, aber sie haben uns den Spielerpass freigegeben“, erklärt Rehfeld. Und so kann Reiss bereits am Freitag gegen seinen Ex-Klub auflaufen. „Es wird sich zeigen, wie sich das Gesicht der Mannschaft nun verändern wird“, erklärt Wolf, dass er auch die Reihen etwas umgestellt hat. „Um das ganze ein bisschen auszubalancieren und neue Impulse zu bekommen.“

Dabei hat es in den bisherigen Spielen der laufenden Runde gerade offensiv – mit Schreyer – meist schon sehr gut ausgesehen. Und so fällt Ralf Wolf beim Blick zurück auf das Sportjahr 2021 auch „vor allem ein, dass wir mit einer starken Offensive geglänzt haben, die vorne viele schöne Tore geschossen hat“. Hört sich eigentlich danach an, als wäre der 42-Jährige nach der starken Serie von zehn Siegen in den ersten zehn Spielen, trotz der zwei Niederlagen gegen Pforzheim (3:10) und Heilbronn (6:7) sowie dem Überwintern auf Rang drei sehr zufrieden mit den bisherigen Auftritten. „Was heißt zufrieden? Das sind wir eigentlich nie, es gibt immer etwas zu verbessern.“ Bisher habe seine Mannschaft vor allem von ihrem Offensivspiel gelebt. „In den Playoffs müssen wir aber auch aus einer kompakten Defensive heraus agieren, um das Risiko zu minimieren“, erklärt Wolf, wo es noch Luft nach oben gibt. Die Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden, sei ein Thema. „Wir sind gerade dabei, ein paar Standards festzulegen. Um dann im schnellen Spiel selbst gezielt die richtigen Entscheidungen treffen zu können.“ Doch der Coach ist zuversichtlich, dass sein Team es schafft, das spätestens bis zu den Playoffs umzusetzen. Auch, „weil es eine wirklich intelligente Mannschaft ist“, wie Wolf betont. „Das sieht man auch an den beruflichen Werdegängen der Spieler. Da haben wir schon manchmal ein schönes Niveau in der Kabine“, sagt der 42-Jährige und fügt an: „Manches ist echt comedyreif. Man geht da einfach gerne ins Training und freut sich, die Gesichter zu sehen“, macht er auch den Zusammenhalt und die Stimmung im Team als Stärke der diesjährigen Truppe aus.

Das habe sich trotz der Enttäuschung auch nach den beiden Rückschlägen gegen die Pforzheimer Bisons und die Eisbären aus Heilbronn nicht geändert. Die den Coach allerdings immer noch wurmen. „Abgehakt und vergessen sind diese Spiele nicht“, erklärt er. „Wichtig ist aber, dass man durcharbeitet, warum man verloren hat.“ Da habe er gemeinsam mit der Mannschaft die Hausaufgaben gemacht. „Es wäre aber auch eine Utopie, zu denken, dass man in einer Saison immer gewinnen kann. Gerade in Verbindung mit Corona“, betont Wolf. Immer wieder seien die Hornets personell zum Improvisieren gezwungen gewesen. „Wie im Fall Steven Teucke oder durch Spieler, die geboostert wurden und daher in Training wie Spielen ausfielen.“ Die Umstände, die zu den Pleiten geführt haben, könne er insgesamt zwar herleiten, „nichtsdestotrotz ärgert es einen, dass man verloren hat.“

Und so soll es unbedingt gelingen, im Topspiel in Stuttgart einen weiteren Dämpfer im Dreikampf um den Spitzenplatz, den derzeit Aufsteiger Pforzheim (36 Punkte) belegt, zu vermeiden. Das Hinspiel gegen die Rebels hatten die Zweibrücker knapp mit 7:6 für sich entschieden. Allerdings starten die Stuttgarter mit dem Rückenwind aus sieben Siegen in Serie und dem damit verbundenen Sprung auf Platz zwei ins neue Jahr. Zudem stellen die Gastgeber mit Mathias Vostarek den derzeit besten Scorer der Liga. Er führt die Statistik mit 33 Punkten vor den Zweibrückern Dan Radke (32) und Claudio Schreyer (31) an. Kein einfacher Auftakt für die Hornets.

„Dass es ein Freitagsspiel ist, macht es nicht einfacher“, wie Wolf mit Blick auf die weite Anreise und die berufstätigen Spieler erklärt. Zudem sei der eine oder andere noch im Urlaub. „Wir werden trotzdem mit drei guten Reihen antreten“, sagt der Hornets-Coach, der froh ist, dass neben dem erst im Dezember verpflichteten Torwart Viktor Lust auch der inzwischen geimpfte Goalie Steven Teucke wieder an Board sein wird. Sicher kein Nachteil, wenn „zwei offensivstarke Mannschaften“ in dem richtungsweisenden Match aufeinandertreffen.

„Es geht nun um den Stand in den Playoffs. Es ist jetzt zudem ein guter Gradmesser, um zu sehen, wo wir stehen“, macht Wolf die Bedeutung der Partie klar. Auf die Frage, was die Hornets tun müssen, um in Stuttgart als Sieger vom Eis zu gehen, antwortet der Coach mit einem Lachen: „Wir müssen weniger Tore bekommen als schießen.“ In solch einem Duell auf Augenhöhe entscheide aber auch die Tagesform. Und da die Hornets zwischen den Feiertagen nicht trainiert haben, „ist vielleicht noch etwas Sand im Getriebe. Das müssen wir gleich im Warm-up, spätestens mit den ersten Wechseln ablegen. Die werden uns auf jeden Fall alles abverlangen.“ Denn die Rebels wollen in dem an der Spitze entstanden Dreikampf ebenfalls als Sieger heraus-, sprich als Führender in die Finalrunde gehen. „Es ist wichtig, das Heimrecht für die Playoffs zu sichern. Wer als Erster reingeht, der hat einfach den Heimvorteil. Wir wollen natürlich auch so viele Spiele wie möglich vor unseren Fans bestreiten, die uns immer einen Push geben.“

Neben dem sportlichen Erfolg wünscht sich der EHCZ-Trainer für das neue Jahr aber vor allem Gesundheit, „die über allem steht“. Dennoch wäre auch er froh, wenn trotz der weiter unsicheren Corona-Lage endlich mal wieder eine Saison mit einem Meister zu Ende gebracht werden könnte. Und wenn es den Hornets dann auch noch gelingen würde, ihr letztes Playoff-Spiel zu gewinnen, könnte Ralf Wolf „ganz entspannt in den Sommer gehen“.

Bei der Partie in Stuttgart sind am Freitag bis zu 500 Zuschauer mit 2G-plus-Regel zugelassen. Weitere Informationen zu Zuschauerregeln und Tickets gibt es unter https://rebels-stuttgart.com. Stand jetzt wären für die Spiele in der Zweibrücker Ice-Arena 750 Fans erlaubt, „das wird sich am Freitag nach der Ministerpräsidentenkonferenz aber sicher ändern“, vermutet Thorsten Rehfeld.

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