Claudio Schreyer vom EHC Zweibrücken in Topform Spaß am einfachen, schnörkellosen Eishockey

Zweibrücken · Für den Regionalligisten EHC Zweibrücken läuft es bislang in dieser Saison ziemlich rund. Dazu trägt auch Offensivmann Claudio Schreyer mit seiner starken Ausbeute bei. Trotz der Erfolgsserie, trotz der guten Stimmung im Team warnt er jedoch vor zu großer und zu früher Euphorie. Aus Erfahrung.

 Teamplayer Claudio Schreyer hat derzeit gut lachen. Seinen persönlichen Lauf will der Hornets-Stürmer aber nicht zu hoch hängen.

Teamplayer Claudio Schreyer hat derzeit gut lachen. Seinen persönlichen Lauf will der Hornets-Stürmer aber nicht zu hoch hängen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Eishockey macht immer dann am meisten Spaß, wenn man gewinnt. Da bildet auch Claudio Schreyer keine Ausnahme. Geht es nach dem Erfolg, dürfte die Laune bei dem Offensivmann des Regionalligisten EHC Zweibrücken derzeit ständig auf Topniveau sein. Nach sieben Saisonspielen sind die Hornets noch immer ungeschlagen, stehen vor der Partie am Sonntag, 18 Uhr, in der heimischen ICE-Arena gegen den SC Bietigheim-Bissingen 1b an der Tabellenspitze.

„Die Stimmung ist derzeit vor allem nach den Spielen immer gut“, erzählt Schreyer. Während der 60 Minuten auf dem Eis allerdings werde schon viel diskutiert. „Es wird einfach nach Verbesserungen gesucht. Ich meine, keiner kann sich darüber freuen, wenn man wie gegen Stuttgart 7:2 vorne liegt und das dann noch ein 7:6 wird“, betont der 29-Jährige, dass trotz der Serie noch längst nicht alles perfekt läuft. „Wir machen es manchmal noch spannender als es sein müsste. Das sollten wir, wenn es Richtung Playoffs geht möglichst ablegen.“ Dennoch ist Schreyer mit der bisherigen Ausbeute der Hornets „natürlich sehr zufrieden“. Und auch die eigene Statistik, die ihm mit Blick auf den Gesamterfolg allerdings gar nicht so wichtig ist, kann sich sehen lassen. Umrahmt von seinen beiden Teamkollegen Erik Betzold (6 Tore, 12 Assists) und Dan Radke (9 Tore, 9 Assists) liegt Schreyer in der Topscorer-Liste der Liga derzeit mit neun Treffern und zwölf Assists auf Rang zwei. Beim 9:2 in Hügelsheim zuletzt traf er gleich vier Mal. „Ich habe gerade zwei richtig gute Mitspieler in meiner Linie (Betzold und Radke, ), die machen mir das Leben extrem einfach.“ In seiner Reihe – zusätzlich mit den Defensivspielern Stephen Brüstle und Maximilian Dörr – laufe es „grundsätzlich gut“. „Wir spielen ganz einfaches Hockey, so wie man es gerne hat, ohne große Schnörkelei“, erklärt Schreyer, der sich auf dem Eis gar nicht so abgezockt fühlt, wie es seine Statistik derzeit vermuten lässt. „Nee, nee“, antwortet er vehement auf die Frage, ob er schon immer so kaltschnäuzig war. Er sehe sich auch nicht unbedingt als Scorer, eher als Vorlagengeber. „Ich weiß auch nicht genau, woran es liegt, vielleicht am Schläger, vielleicht auch daran, dass ich weniger nachdenke. Aber ich habe kein Geheimrezept dafür, warum ich aktuell so gut treffe“, sagt der Linksschütze mit einem Lachen.

Ein Grund für die größere Lockerheit auf dem Eis könne in dem Erfolg liegen. „Aktuell bin ich aber auch noch im Studium, da sind meine Gedanken auch woanders als nur beim Hockey.“ Der Sport diene derzeit ein bisschen als Ausgleich. „Daher versuche ich da so viel Spaß wie möglich zu haben – da bringt es nix, frustriert zu sein, wenn es mal nicht so läuft und zu verbissen ranzugehen“, lässt sich auch die Erfahrung des 29-Jährigen raushören.

Die Schreyer in seiner Aktivenzeit vornehmlich in der Regionalliga Südwest gesammelt hat. Vor seinem Wechsel zu den Hornets lief er bereits bei den Maddogs Mannheim sowie danach vier Spielzeiten lang für Heilbronn auf. Mit den Eisbären gewann er 2016 die Meisterschaft. Als fast noch Besonderer stuft er die drei Titel in Folge von 2007 bis 2010 in der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) mit den Jungadlern Mannheim ein. „Das war schon etwas Cooles“, sagt Schreyer, für den der Eishockeysport, seit er mit vier Jahren erstmals damit in Berührung kam, nicht mehr wegzudenken ist. Die Zeit mit den Jungadlern insgesamt sei sehr speziell gewesen. „Man verbringt mehr Zeit mit den Jungs als mit seiner eigenen Familie.“ Sieben Mal Training, zwei Mal Spiel am Wochenende. „Da ist man eigentlich nur zum Schlafen zu Hause – das prägt halt“, blickt Schreyer auf diese Jahre zurück.

Mit dem EHC Zweibrücken ist er nun in seine dritte Saison gestartet. Diesen Wechsel habe der Stürmer zu keiner Zeit bereut. „Obwohl das ja keine Profiliga ist, versucht der Verein so viel wie möglich auf professioneller Ebene zu machen. Da steckt ganz viel Engagement drin“, beschreibt Schreyer den EHCZ als „sehr herzlichen“ Club. „Die Spieler aus Zweibrücken haben kein Problem damit, dass es mehrere Auswärtige gibt. Von daher fühle ich mich hier sehr wohl“, sagt der Mannheimer und lobt den guten Zusammenhalt im Team. „Wenn man in die Kabine geht, kommt man nach einem Training oft mit leichten Schmerzen der Bauchmuskeln wieder raus“, verrät Schreyer und fügt an: „Wir haben da den einen oder anderen Kandidaten, der kann Geschichten erzählen – wie ein Stand-up-Comedian. Ich will jetzt keine Namen nennen“, erzählt der 29-Jährige lachend und plaudert dann doch aus dem Nähkästchen: „Also Dustin Bauscher ist da schon ganz weit vorne mit dabei.“ Es mache einfach Spaß in die Eishalle zu kommen. „Es gibt keine Reibereien, es ist alles genau so wie es in einem Team sein sollte.“

Und mit diesem hat Claudio Schreyer in dieser Saison noch viel vor. „Das oberste Ziel ist, dass diese überhaupt mal wieder zu Ende gespielt wird – das wäre ganz schön.“ Ansonsten wolle er einfach erfolgreich spielen, viel Spaß haben und mit dem aktuell starken Kader soweit kommen wie möglich. Weiter als in seiner ersten Saison 2019/20, als die Zweibrücker nach einer starken Hauptrunde als Führende in die Playoffs einzogen, dort im Halbfinale aber von den Eisbären Heilbronn eiskalt erwischt wurden. Dieses Ausscheiden hing Schreyer lange nach.

Im Sommer 2020 hatte er betont, dass seine Mission bei den Hornets noch nicht zu Ende sei. In dieser Runde hofft er, der Erfüllung dieser nun näher zu kommen. „Man will natürlich immer aus Fehlern lernen – und je mehr sie wehtun, umso mehr sollte man daraus lernen – das hoffe ich zumindest“, blickt Schreyer immer noch leicht zerknirscht auf das damals abrupte Saisonende zurück. „Ich versuche jetzt aber nicht zu verbissen zu sein, dem Team mit meinem bisschen mehr an Erfahrung weiterzuhelfen. Und dann schauen wir, dass wir da gut durchkommen.“ Durch die Hauptrunde, die Playoffs, bis ins Finale. „Wenn man dann das letzte Saisonspiel gewinnt, hat man alles richtig gemacht. Das ist das Ziel.“

Doch durch die Erfahrung des bitteren Halbfinal-Aus‘ 2020 weiß Schreyer auch, dass die Zweibrücker derzeit von Sieg zu Sieg eilen können, und doch noch nichts gewonnen haben. „Nichts ist garantiert. Es kann immer etwas passieren“, verweist er auch auf das Beispiel ESC Hügelsheim, die mit dem Ausfall ihres Top-Scorers Martin Vachal zu kämpfen haben. „Das merkst du als Mannschaft sofort brutal.“ Deswegen sei es wichtig, breit aufgestellt zu sein. „Und ich denke, wir haben derzeit drei richtig gute Reihen.“

Die haben vor allem im letzten Spiel nach Ansicht von Coach Ralf Wolf endlich auch defensiv so gut funktioniert wie offensiv. Dass nicht immer alles zu 100 Prozent perfekt laufen könne, sei normal, betont Schreyer. „Im Sport gibt es immer ein Auf und Ab, wie auch im Verlauf eines Spiels. Der Gegner weiß auch wie Eishockey geht.“ Daher könne die Devise nicht immer lauten, dauerhaft Druck zu machen. „Aber gerade in Phasen, in denen es nicht läuft, müssen wir abgeklärter werden, weniger in Hektik verfallen, ein bisschen einfacher spielen – bis man das Momentum wieder bei sich hat.“

So könnte auch das Erfolgsrezept im Heimspiel am Sonntag gegen die Steelers aussehen. „Es ist schwer zu sagen, was uns erwartet. Die hatten einige Abgänge nach Stuttgart, haben aber eine brutal gute Jugendarbeit. Da kommt immer der eine oder andere raus, der richtig stark ist“, erklärt Schreyer, dass auch aus den bisherigen Ergebnissen des Tabellenfünften schwer etwas herauszulesen sei. Nach schwachem Auftakt hat Bietigheim seine letzten drei Partien gegen Mannheim (4:1), Hügelsheim (3:1) und Ravensburg (5:3) jedoch gewonnen. „Wenn wir es schaffen, unser Spiel aufs Eis zu bringen, dürften wir unserer Favoritenrolle aber auch da wieder gerecht werden“, hofft Ralf Wolf, dass die gute Stimmung in der Kabine noch ein bisschen länger anhält.

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