Eishockey-Regionalligist EHC Zweibrücken Mit „gelebter Defensive“ statt Larifari

Zweibrücken · Die Vorfreude auf das mögliche Schlüsselspiel im Kampf um einen der ersten beiden Plätze beim Spitzenreiter der Eishockey-Regionalliga Südwest ist groß beim EHC Zweibrücken. Zwei Mal haben die Hornets den Stuttgarter EC in dieser Runde bereits geschlagen. Auswärts soll am Freitag der dritte Streich folgen.

 Wie beim letzten Duell gegen Stuttgart würden die Zweibrücker Michael Morrissey, Julian Weis und Lukas Braun (von links) auch am Freitag bei den Rebels nur zu gerne wieder jubeln.

Wie beim letzten Duell gegen Stuttgart würden die Zweibrücker Michael Morrissey, Julian Weis und Lukas Braun (von links) auch am Freitag bei den Rebels nur zu gerne wieder jubeln.

Foto: Martin Wittenmeier

Acht Siege in Serie, solch ein Lauf kann schon ein großes Zufriedenheitsgefühl hervorrufen. Die Teilnahme an den Playoffs der Eishockey-Regionalliga Südwest längst sicher, den Anschluss zu den beiden Spitzenteams hergestellt. Und doch kann sich der EHC Zweibrücken drei Spieltage vor Ende der Hauptrunde nicht zurücklehnen. Denn noch bleiben drei Begegnungen, um sich eine bestmögliche Ausgangslage für die Finalrunde zu schaffen. Ein Schlüsselspiel dabei: Das Topduell an diesem Freitagabend, 20 Uhr, zwischen dem mit Hügelsheim punktgleichen Spitzenreiter Stuttgarter EC (36 Zähler) und den Zweibrücker Hornets (35).

„Hätte mir vor der Saison einer gesagt, dass wir etliche Spieltage vor Ende der Hauptrunde save in den Playoffs, sicher Dritter sind, ich hätte es nicht geglaubt“, blickt Thorsten Rehfeld, sportlicher Leiter des EHCZ, zufrieden auf die bisherigen Auftritte und die Entwicklung des Teams. Dennoch trauert er gerade deshalb auch immer noch den vergebenen Punkten aus dem Auswärtsspiel Anfang November in Mannheim (3:5) nach. „Hätten wir das nicht verloren, wären wir Erster“, erklärt Rehfeld. Sind die Hornets aber nicht. Und dadurch „hatten wir dann ja schon so ein Schicksalsspiel in Hügelsheim, das wir gewinnen mussten, um die Chance auf einen der ersten beiden Plätze zu wahren. Dieser ganze Stress hätte nicht sein müssen, wenn wir gegen die Mad Dogs alles gewonnen hätten und in Heilbronn nicht hätten ins Penaltyschießen müssen“. Auf der anderen Seite hätte Rehfeld vor der Runde allerdings auch nicht daran geglaubt, zweimal gegen den selbsternannten Top-Titelanwärter aus Stuttgart gewinnen zu können. „Diese Überraschung – keine Sensation, aber Überraschung – haben wir geschafft“, ist er alles in allem total happy mit der bisherigen Runde.

Und nur zu gerne würden die Hornets in dieser auch das dritte Kräftemessen gegen die Rebels für sich entscheiden. Dazu müsste das Zweibrücker Team am Freitagabend in Stuttgart „unbedingt Strafen vermeiden, die Taktik des Trainers umsetzen, ganz diszipliniert auftreten und einfach alles raushauen. Larifari geht da nicht“, sagt Rehfeld. Und auch Coach Ralf Wolf betont, dass „vieles zusammenpassen muss“, um die Rebels erneut zu schlagen. „Gerade die Defensive muss gelebt werden. Wir müssen die Räume eng machen, zustellen und das Duell annehmen“, fordert er. „Die Stuttgarter werden jeden kleinsten Fehler bestrafen“, ist sich Rehfeld sicher. „Jeder von uns muss voll fokussiert sein – und wir brauchen eine überragende Torhüterleistung.“ Damit die Zweibrücker in der möglicherweise entscheidenden Partie im Kampf um einen der ersten beiden Plätze – was den Heimvorteil in einem möglichen fünften Playoffspiel bedeuten würde – erneut als Sieger vom Eis gehen.

Denn obwohl auch Stuttgart und Hügelsheim noch im direkten Duell aufeinandertreffen „bringt uns das nicht wirklich was“, erklärt der sportliche Leiter. Zwar haben die Zweibrücker den direkten Vergleich gegen Stuttgart schon gewonnen, den gegen die Baden Rhinos allerdings verloren. „Wir müssen in Stuttgart gewinnen“, betont Rehfeld. Denn „save“ ist bei allem Rumrechnen dann alles, „wenn wir Stuttgart schlagen und die gegen Hügelsheim gewinnen“, ist sich der sportliche Leiter sicher. Vorausgesetzt, die Hornets patzen nicht noch in einer der beiden anderen verbleibenden Partien gegen Schlusslicht Bietigheim oder bei den Bisons in Pforzheim. „So geil spannend war es schon lange nicht mehr. Das ist Wahnsinn“, freut sich Rehfeld.

Allzu große Nervosität verspüre das Team vor dem wichtigen Schlagabtausch in Stuttgart allerdings nicht, wie der Trainer klar macht: „Wir sehen das relativ nüchtern. Die Chance ist da, es aus eigener Hand zu schaffen, an Stuttgart vorbeizuziehen. Die wollen wir nutzen.“ Mit dem Druck habe die Mannschaft schon in den letzten Spielen umgehen müssen. „Da war jedes wichtig. Wir haben eine gute Serie hingelegt – die Spitze kommt jetzt“, sagt der 43-Jährige. Und wenn man in den Playoffs, in denen ohnehin wieder alles passieren könne, weit kommen will, „dann muss man eh jeden schlagen“. Daher sei das Topduell „ein super Gradmesser“.

Denn auch die Stuttgarter werden am Freitag keinen Zentimeter herschenken und in den verbleibenden Partien wirklich alles für den angepeilten Oberliga-Aufstieg tun. Das zeigt auch der unter der Woche noch verpflichtete rechte Flügelspieler Juraj Milý. Der Slowake, der bereits am Freitag spielberechtigt ist, hat 351 Partien in der slowakischen Extra-Liga, sowie über 70 in deren zweiten Liga vorzuweisen. Doch den Hornets wird aufgrund der weiteren Verstärkung des Gegners keinesfalls bange. „Sicher ist das eine Herausforderung für uns“, sagt Wolf, doch Rehfeld fügt an: „Die Stuttgarter können sich vorne so viel verstärken wie sie wollen, hinten sind sie weiterhin anfällig.“ Von den Topteams weisen die Rebels die meisten Gegentreffer auf. Daher wundert sich auch Wolf etwas, dass sich das Team ausgerechnet in der Offensive noch breiter aufgestellt hat. „Da waren sie eigentlich schon gut besetzt, vor allem mit einheimischen Spielern.“ Der große Kader der Stuttgarter könne nun Fluch und Segen sein. „Wenn die Einheimischen, die die gesamte Saison toll gespielt haben, jetzt plötzlich einen vor die Nase gesetzt bekommen, wird das nicht jedem gefallen“, sieht der Hornets-Coach eine Chance darin, durch den einen oder anderen Zweibrücker Treffer Unruhe beim Gegner reinzubringen.

„Wir freuen uns auf jeden Fall auf das Spiel“, sagt Ralf Wolf, der mit 18 Feldspielern und zwei Torhütern anreisen wird. Zu einer Partie vor wohl voller Hütte auf der Waldau. Mit über 1000 Zuschauern wird gerechnet. Über 1300 waren es zuletzt im Heimspiel der Rebels gegen Heilbronn, erzählt Wolf. „600 Tickets sind allein im Vorverkauf schon weg. Da wird sich das Dach anheben – aber genau das wollen wir ja haben.“ Diese engen Duelle, diesen Nervenkitzel. „Man misst sich gerne mit Gleichstarken, möchte da der Bessere sein – das gibt einem ein gutes Gefühl“, sagt Wolf. Und genau dieses Gefühl wollen die Zweibrücker auch am späten Freitagabend in der Stuttgarter Eiswelt wieder spüren.

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