Eine neue Chance

Wirklich überrascht war wohl niemand. Davon, dass Till Wöschler ab der neuen Saison seinen Speer für den TSV Bayer Leverkusen werfen wird. Bereits seit zwei Jahren trainiert der 23-Jährige am Stützpunkt in Leverkusen.

Seit Wöschler sein Studium der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln aufgenommen hatte. Der Weggang war nur eine Frage der Zeit. Mit der Nähe zu Leverkusen, den Trainingsbedingungen sowie der Möglichkeit, unter Erfolgstrainer Helge Zöllkau gemeinsam mit Linda Stahl und Katharina Molitor auf Weitenjagd, hat sich dem jungen Werfer eine neue Chance geboten. Eine Chance, nach den vom Verletzungspech geplagten Seuchenjahren zurück zu alter Stärke finden zu können.

Diese hätte er sicher auch beim LAZ Zweibrücken gehabt, doch die Bindung zu seinem Heimatverein ist schwächer geworden mit der Zeit. Im Westpfalzstadion oder der Dieter-Kruber-Halle bekam man den B-Kader-Athleten kaum noch zu Gesicht. Bedingt durch das Studium, aber auch durch den Weggang seines langjährigen Trainers Matthias Brockelt. Vor zwei Jahren wurde der Vertrag des damals hauptamtlichen Mannes, der den erfolgreichen Weg Till Wöschlers seit 2004 maßgeblich mitgestaltet hatte, nicht verlängert. Gemeinsam haben Trainer und Athlet zuvor viel erreicht: 2010 wurde Wöschler U20-Weltmeister, 2011 U23-Europameister. Außerdem verbesserte er den deutschen Jugendrekord von Vize-Weltmeister Matthias de Zordo um knapp vier Meter auf 82,52 Meter. Neben Siegen bei deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaften wurde das Speerwurf-Talent vom Welt-Leichtathletikverband zum Nachwuchsathleten 2010 ernannt.

Doch auch die ersten Schritte auf dem Leidensweg des hoffnungsvollen Wurftalents haben Wöschler und Brockelt nebeneinander gemacht, der bei der U23-EM 2011 im tschechischen Ostrava mit einer schweren Ellenbogenverletzung beginnt. Seit der Steigerung seiner persönlichen Bestleistung auf 84,38 Meter und dem damit verbundenen Sieg vor mehr als drei Jahren kämpfte sich der Speerwerfer ein ums andere Mal zurück, fällt durch neue Verletzungen aber immer wieder tief. 2012 erwischt es Wöschler nämlich erneut. Erneut in Ostrava zieht er sich einen Muskelfaserriss am Unterarm zu. Der Traum von Olympia 2012 in London zerplatzt. Bei der DM 2013 wollte sich der Speerwerfer zurückmelden. Doch eine Adduktorenzerrung verhinderte eine bessere Leistung als 77,32 Meter. Die U23-EM war futsch. Sicher nicht wenige Zweifel gab es, ob Till Wöschler den Weg zurück in die Spitze noch einmal schaffen wird. Dieses angestrebte Ziel wird auch in Leverkusen schwer, aber die Voraussetzungen passen.

Seine Wurzeln in die Heimat, zur Familie wird der 23-Jährige, aber nicht verlieren. Auch dem Sport in der Stadt wird er erhalten bleiben. Wenn auch nur als begeisterter Zuschauer des Handball-Drittligisten SV 64 Zweibrücken , wo er an der Trommel sitzend gerne mal seine beiden Brüder lautstark anfeuert. Doch als Vorzeige-Athlet wird Till Wöschler Zweibrücken allemal fehlen.

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