Ein Urgestein des Fußballs hängt die Schuhe an den Nagel

Wolfersheim · Nach 25 Jahren als Trainer ist nun endgültig Schluss für Urban Collmann. Von den Aufstiegsspielen zur zweiten Bundesliga bis zur Kreisklasse – der 66-jährige Wolfersheimer hat seine Spuren im saarländischen Fußball hinterlassen.

 Ab sofort genießt Urban Collmann das Leben nach dem Sport. Fußball wird nur noch mit Enkelsohn Marvin gespielt. Foto: Degott

Ab sofort genießt Urban Collmann das Leben nach dem Sport. Fußball wird nur noch mit Enkelsohn Marvin gespielt. Foto: Degott

Foto: Degott

"Er soll seinen Weg gehen und nicht versuchen, jemanden zu kopieren", rät der 66-jährige Wolfersheimer Urban Collmann jedem Trainer. Nach 25 Jahren und 15 Stationen als Fußballtrainer hat der gelernte Bohrwerksdreher jetzt seine Fußballschule an den Nagel gehängt, widmet sich seinem Privatleben, verbringt viele Stunden mit seiner Frau Margarete. "Ich habe alle Höhen und Tiefen erlebt. So war ich bei Aufstiegsspielen zur Zweiten Bundesliga ebenso an der Seitenlinie, wie bei Spielen in den untersten Spielklassen", weiß er zu berichten. Bereuen würde er nichts. Seine letzte Station war sein Heimatklub SV Kirkel, von dem aus er als B-Junior zum damaligen Bundesligisten Borussia Neunkirchen gewechselt war. Zu der Zeit war er noch Schulkamerad von Wolfgang Seel, der wie Collmann aus Kirkel stammt. "Wir haben viele Jahre fast jeden Tag gemeinsam auf dem Sportplatz oder auch in den Wiesen des Dorfes gekickt."

Doch dann trennten sich die Wege. Seel wechselte zum 1. FC Saarbrücken , wurde Bundesligaprofi, unter anderem bei Fortuna Düsseldorf , und Nationalspieler. Collmann blieb der Region erhalten, war nach den vier Jahren im Betreuerstab des Regionalligisten Borussia Neunkirchen ausschließlich auf den Plätzen des Bliesgaus zuhause, gab vielen jungen Spielern in Clubs von der Regionalliga bis zur Kreisliga die Richtung und die Ausbildung. "Als Trainer musst du oft aus dem Herzen, aber auch aus dem Kopf heraus entscheiden. Doch immer mit dem Bewusstsein, auch Fehler machen zu können." So hat er immer seine Arbeit auf den Sportplätzen gesehen, hat versucht, sich und seine Schützlinge weiter zu entwickeln. Dass er nie Meister geworden sei, fehle ihm ebenso wenig, wie nie die schmerzliche Erfahrung des Abstieges gemacht haben zu müssen. Immerhin kann er auf zwei Saarland-Pokalsiege mit Borussia Neunkirchen und dem FC Homburg zurückblicken. Die Verbindung der eigenen Vorstellungen mit denen des jeweiligen Vereins, nie stur seinen eigenen Weg zu gehen, sei immer eine seiner Maximen gewesen, so dass auch Luftschlösser nie zu seinen Bauwerken gehört hatten. Ihn hätten immer die Aufgaben und Herausforderungen gereizt und die Möglichkeiten, aus einem Team das Maximale herauszuholen. Collmann bedauert, dass sich im Laufe der vielen Jahre der Fußball immer mehr vom reinen Amateursport verabschiedet hat. Heute zähle immer mehr das Geld, würden Spieler ihre Mannschaft nach den Zahlungen des Clubs aussuchen.

Fußballerisch habe sich der Sport verändert. "Das Spiel ist schneller geworden. Insbesondere Regel- und Systemänderungen haben dazu geführt. Fußball selbst hat sich nicht viel verändert", analysiert Collmann. Dankbar ist der "Pensionär", der als kleine Nebenbeschäftigung einige Stunden pro Monat für den DRK-Kreisverband St. Ingbert im Auto des "Essen auf Rädern" im Saarpfalz-Kreis unterwegs ist, seiner Frau Margarete. "Ohne ihre Unterstützung hätte ich das alles nicht machen können." Nicht mehr viel würde jetzt zuhause an den Fußball erinnern. Alle Unterlagen, Trainingshilfen habe er einem befreundeten Trainerneuling geschenkt. Enkelsohn Marvin, der im älteren C-Juniorenjahrgang beim benachbarten SV Blickweiler spielt, ist öfters mit Opa Urban zusammen. "Für ihn habe ich noch einen Ball zuhause", so Collmann.

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