Ein Sieg für die Moral

Was für ein Auftakt. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle haben am Montagabend die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern erlebt. So auch ich. Lange Zeit zum Reinkommen in die neue Saison der Zweiten Fußball-Bundesliga haben einem die Roten Teufel nach dem mit Platz vier verpassten Aufstieg nicht gelassen.

Gerade gemütlich auf dem Platz auf dem Sofa - oder im Stadion - eingenistet, schon die erste Aufregung. Torwart Tobias Sippel fliegt nach 20 Minuten mit Rot vom Platz und das Kuscheltier meines kleinen Neffen Richtung Fernseher. In meinem Kopf machen sich - spätestens nach dem 0:2 - die ersten Horrorszenarien breit: Gleich zum Auftakt gegen 1860 eine heftige Klatsche für die so junge Truppe von Trainer Kosta Runjaic - und das, wo endlich mal wieder mehr als 40 000 Zuschauer auf dem Betzenberg mit ihrem FCK fiebern. Für mich und meinen Schwager, der das Leid des FCK-Fan-Daseins mit mir teilt, ist die Saison vor dem inneren Auge schon gelaufen, die Zukunft in der ewigen Zweitklassigkeit des deutschen Fußballs besiegelt.

Doch die Mannschaft belehrt uns eines Besseren. Mit großem Elan kommen die zehn Mannen aus der Kabine, machen Druck. Zunächst schwindet die klitzekleine Hoffnung auf etwas Zählbares in die hinterste Ecke meines Bewusstseins, als Karim Matmour in der 50. Minute seine zweite Großchance kläglich vergibt. Es war aber zu spüren, dass die Mannschaft sich noch nicht aufgibt. Die Spieler kämpfen, ackern, rennen - jeder für den anderen. Die alten Betze-Tugenden, von denen der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach im Merkur-Interview zum Saisonstart sprach, sind endlich wieder zu erkennen. Mein Sitz wird wieder gerader, die Anspannung größer, nachdem, zu meiner besonderen Freude ausgerechnet Srdjan Lakic - den ich noch aus meinen Lautrer Zeiten kenne -, den Anschlusstreffer erzielt. Meine Hoffnung erweckt dann mit dem Ausgleich wieder so richtig zum Leben. Jubel und das Gefühl: Diesen Punkt gibt der FCK nicht mehr her. Dass der Sekunden zuvor eingewechselte Philipp Hofmann sann tatsächlich noch zum Sieg trifft - noch 45 Minuten vorher kaum vorstellbar. Damit war das kleine pfälzische Fußballwunder zum Start perfekt. Dass sich die nach der neuen Philosophie zusammengestellte, so junge Elf von den drei Punkten und der Tabellenführung nach dem ersten Spieltag nichts kaufen kann - klar. Dass schwerere Tage kommen werden - auch klar. Dass das Team nach dem Neuaufbau Zeit braucht - ebenso. Doch das Zurückkämpfen mit zehn Mann hat genau das gezeigt, was der Verein nach den Rückschlägen der vergangenen Runden braucht. Es ist ein Zeichen dafür, dass der FCK den richtigen Weg einschlägt - und ein wichtiger Sieg für die Moral.

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