Ein neuer Besen namens Fünfstück

Es ist ein Phänomen: Egal ob Weltmeisterschaft, Bundesliga oder Amateursport - ohne eines kommt der Fußball offensichtlich niemals aus: die guten alten Phrasen. Sie sind fast wie eine Parallelsprache, derer sich Aktive, Trainer und Funktionäre gleichermaßen bedienen.

Und, man muss es zugeben, auch wir Journalisten. Gerne nutzen wir jene vorgefertigten Sprachbilder, um Sachverhalte zu beschreiben und zu veranschaulichen. Bei schwierigen Auswärtsspielen "hängen die Trauben hoch", ein überraschendes Ergebnis gleicht einem "Paukenschlag" und Mannschaften in einer Leistungskrise finden "über den Kampf zurück ins Spiel". Sport 1 hat beim sonntäglichen "Doppelpass" bekanntlich ein "Phrasenschwein" eingeführt, um die Floskelflut ein wenig einzudämmen. Mit begrenztem Erfolg: Regelmäßig erklingen die Münzen in dem kleinen Sparschwein auf dem Tisch, wenn ein Gast wieder einmal darüber schwadroniert hat, dass es im Abstiegskampf "keinen Schönheitspreis zu gewinnen gibt". So ganz kommen all jene, die über den Fußball sprechen, eben nicht ganz ohne die bekannten Worthülsen aus.

Weit über den Sport hinaus bekannt ist die Weisheit (oder Phrase?) "Neue Besen kehren gut." Über deren Wahrheitsgehalt lässt sich trefflich streiten - zumindest was den Fußball anbelangt. Bringen Trainerwechsel tatsächlich einen positiven Effekt bei Mannschaften, die unter ihren Möglichkeiten spielen? Verschiedene empirische Untersuchungen lassen daran eher zweifeln, gefühlt ist die Wahrheit jedoch oft eine andere. Zwei aktuelle Beispiele sind André Schubert und Konrad Fünfstück. Der Gladbacher Interimstrainer Schubert führte den Champions-League-Teilnehmer, der unter Lucien Favre die ersten fünf Bundesliga-Spiele verlor, prompt zu zwei Siegen. Und Konrad Fünfstück gelang mit dem 1. FC Kaiserslautern , der unter Vorgänger Kosta Runjaic meilenweit hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieb, gleich ein Sieg beim VfL Bochum , vor dem vergangenen Spieltag immerhin Spitzenreiter der Zweiten Liga. Lag das nun am "neuen Besen" Fünfstück? Das ist eine Frage, die nie beantwortet werden kann. Spannend wird sein, ob die "Roten Teufel" auch langfristig in die Erfolgsspur zurückfinden können. Fest steht: Die Wahrheit liegt auf dem Platz.

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