Ein geplatzter Traum

Für die meisten Sportler ist Olympia das Allergrößte. Ein Kindheitstraum. Athleten wie die Schwimmerin Marlene Hüther von den Wassersportfreunden Zweibrücken arbeiten unfassbar hart daran, einmal dabei sein zu dürfen.

Die 17-Jährige ordnet der Teilnahme in Rio im kommenden Jahr alles unter, richtet Trainings- und Wettkampfplanung auf eine erfolgreiche Qualifikation aus. Warum? Weil Olympia eben Olympia ist.

Auch aus Sicht eines Sportfans ist das Großereignis vielleicht allenfalls noch mit einer Fußball-Weltmeisterschaft zu vergleichen. Und die hatten wir vor neun Jahren erst im eigenen Land. Unabhängig davon, wie dieses "Sommermärchen" wirklich zustande gekommen ist: Es war eine wunderschöne Party der Völkerverständigung, an die wohl fast jeder positive Erinnerungen hat.

Umso bemerkenswerter ist die Entscheidung der Hamburger gegen die Bewerbung für die Olympische Spiele 2024. Gegen den Rat fast der gesamten politischen Klasse und der Medien haben die Bürger in einer Volksabstimmung "Nein" gesagt zu dem Großereignis vor der eigenen Haustür. Das gilt es zu respektieren. Es ist gut, wenn das Volk über solche Dinge direkt entscheiden kann. Es muss schließlich auch mit den Konsequenzen leben. Schade ist die Entscheidung trotzdem. Und sie gibt einem zu denken, auch wenn man über die ausschlaggebenden Gründe letztlich nur spekulieren kann: War es das tiefe Misstrauen gegen die Sportfunktionäre von IOC und Fifa? Oder gegen die Sportler selbst angesichts immer neuer Dopingfälle? Oder Angst vor Terroranschlägen? Oder haben die Menschen einfach die hohen Kosten abgeschreckt?

Es ist müßig, jetzt noch darüber zu diskutieren. Fakt ist, dass Hamburg und Deutschland eine Chance verpasst haben, die mit Geld gar nicht zu beziffern ist. Ein riesiger Imagegewinn wäre möglich gewesen, wie er - trotz aller Enthüllungen über Korruption - seit der Fußball-WM 2006 noch bis heute nachwirkt. Nicht zu vergessen die positiven Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. Und eben die Tatsache, dass für viele Menschen der Traum von Olympia wahr geworden wäre - und sei es nur als Zuschauer.

Damit ist es nun in Deutschland auf absehbare Zeit vorbei. Bleibt zu hoffen, dass sich wenigstens Marlene Hüther ihren Traum von Olympia erfüllt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort