Eishockey-Regionalligist EHC Zweibrücken Von Unterschiedsspielern und gutem Charakter

Hügelsheim/Zweibrücken · Nach einem fulminanten Jahresauftakt sitzt der EHC Zweibrücken den Spitzenteams der Eishockey-Regionalliga Südwest im Nacken. Mit 6:5 setzten sich die Hornets am Samstag beim Spitzenreiter in Hügelsheim durch, am Sonntag ließ das Team von Coach Ralf Wolf ein 10:3 gegen Mannheim folgen.

Hornets-Neuzugang Justin Grillo (links) gegen Mannheims Jan Bernhardt.

Hornets-Neuzugang Justin Grillo (links) gegen Mannheims Jan Bernhardt.

Foto: Martin Wittenmeier

Gleich zwei Mal hat sich der EHC Zweibrücken am Wochenende lautstark von seinen Fans feiern lassen können. Denn dem Eishockey-Regionalligisten ist ein nahezu perfekter Jahresauftakt gelungen. Am Samstag ließen die Hornets die zahlreichen mitgereisten Anhänger nach dem 6:5 (1:2/3:1/2:2)-Auswärtssieg beim bisherigen Tabellenführer ESC Hügelsheim jubeln. Keine 24 Stunden später legte die Mannschaft im Heimspiel gegen die Mad Dogs Mannheim ein 10:3 (2:2/3:0/5:1) nach. Durch die beiden Siege sind die Zweibrücker den beiden Topteams aus Stuttgart und Hügelsheim (je 33 Punkte) mit nun 32 Zählern nicht nur ganz dicht auf die Pelle gerückt, erstmals in dieser Saison ist es ihnen auch gelungen, die Baden Rhinos zu knacken. Mit dafür verantwortlich: die beiden „Unterschiedsspieler“ Justin Grillo und Michael Morrissey.

Im Vergleich zu den beiden ersten Aufeinandertreffen dieser Runde mit Hügelsheim (4:8 und 2:6) habe seine Mannschaft aber auch „kompakter gestanden, wir haben ein besseres Defensivverhalten gehabt“, erklärt EHCZ-Trainer Ralf Wolf zufrieden und fügt an: „Dann hatten wir auch das Glück, dass wir immer zur rechten Zeit die Tore gemacht haben.“ So sei etwa der erste Treffer für Grillo bei seinem Hornets-Debüt enorm wichtig gewesen. Nur 13 Sekunden nach dem Rückstand durch Martin Vachal (16.) glich der Neuzugang nach Vorabreit von Kapitän Stephen Brüstle aus. Doch die Baden Rhinos schlugen noch im ersten Abschnitt erneut zu. Wieder brachte Vachal sein Team vor 903 Zuschauern in Führung (18.).

Die Gäste ließen sich davon allerdings nicht aus der Ruhe bringen. „Wir haben unsere Überzahlsituationen gut ausgespielt. Von dreien haben wir zwei erfolgreich zu Toren genutzt“, erklärt Wolf. So auch beim 2:2 durch Michael Morrissey (22.) kurz nach Wiederbeginn. Die Gäste waren nun gut drin im Spiel. Und so erzielte Frederic Hellmann nur drei Minuten später die erste Führung. Wichtig sei auch der anschließende Treffer zum 4:2 (32.) durch Morrissey gewesen. „Denn auch die Hügelsheimer konnten immer wieder eine Antwort liefern“, betont Wolf. Noch vor Ende des zweiten Durchgangs kamen sie durch Simon Klemmer (34.) auf 3:4 heran. „Das war ein ständiges Hin und Her – aber es lief ganz gut für uns.“ Und so gingen die Zweibrücker mit einer knappen Führung ins Schlussdrittel.

Dort setzte sich der muntere Schlagabtausch fort. Maximilian Dörr schoss die Hornets mit 5:3 nach vorn (43.). Doch erneut gelang es dem Spitzenreiter, durch Tanner Ferreira zu verkürzen (45.). Als Claudio Schreyer in Überzahl das 6:4 (48.) für Hellmann auflegte, hatten die Zweibrücker den alten Abstand wieder hergestellt. Doch Philip Rießle brachte Hügelsheim erneut in Schlagdistanz. Den Rhinos blieben noch acht Minuten, um die Partie zu drehen. Die Hornets warfen aber alles rein, um die Führung über die Zeit zu retten. Obwohl die Gäste ihr Augenmerk in der Schlussphase vornehmlich auf die Defensive gelegt haben, „hatten wir auch noch Chancen. Die mussten ja aufmachen“, erklärt Wolf. Am Ende sei der Plan aufgegangen. So gelang es den Hornets, den Tabellenführer zu stürzen und „erstmals die lang ersehnten Punkte“ aus dem Baden Airpark zu entführen. „Wir waren die Glücklicheren und sind voll im Soll.“

Auch weil die Hornets am Sonntagabend vor heimischer Kulisse gegen die Mad Dogs aus Mannheim einen weiteren Dreier nachlegten. Vor 520 Zuschauern taten sich die Gastgeber anfangs allerdings schwer. „Ich habe den Jungs gesagt, dass der Sieg von Samstag nahezu wertlos wird, wenn wir sonntags nicht gewinnen.“ Denn dann hätte der EHC den direkten Anschluss an die Spitze verloren. „Das war eine Mammutaufgabe“, sagt Wolf mit einem Schnaufen. Zwar ging Zweibrücken durch Marco Trenholm mit 1:0 in Front (10.), doch die Mad Dogs drehten innerhalb von 100 Sekunden die Partie. Im ersten Drittel habe der Gastgeber „echt gebraucht“, um reinzukommen und die Beine freizulaufen. „Respekt vor meiner Mannschaft, dass sie da so reagiert hat. Die Beine und der Kopf waren schwer, aber die Jungs haben Charakter“, erklärt Wolf. Und so traf Michael Morrisey noch vor der ersten Pause zum 2:2. Dann haben sich die Hornets „bis ins letzte Drittel in einen Rausch reingespielt“, sagt der Trainer nicht ohne Stolz. „Die Jungs haben die letzten Kräfte mobilisiert.“

Die Hornets klatschen sich nach dem zwischenzeitlichen 2:2 durch Michael Morrissey (vorne) gegen Mannheim ab. Zusammen mit Neuzugang Justin Grillo bildet er eine starke Einheit auf dem Eis, wie EHCZ-Trainer Ralf Wolf lobt.

Die Hornets klatschen sich nach dem zwischenzeitlichen 2:2 durch Michael Morrissey (vorne) gegen Mannheim ab. Zusammen mit Neuzugang Justin Grillo bildet er eine starke Einheit auf dem Eis, wie EHCZ-Trainer Ralf Wolf lobt.

Foto: Martin Wittenmeier

Justin Grillo (32., 36.) und Julian Reiss (34.) schraubten das Ergebnis im zweiten Abschnitt auf 5:2 hoch. Ein weiterer Doppelpack von Grillo sowie die Tore von Reiss, Jaroslav Adolf und Lukas Braun, bei einem Gegentreffer der Mannheimer, im letzten Durchgang sicherten das letztlich souveräne 10:3.

Möglich seien diese Erfolge zum Start ins Jahr vor allem dank des breiten Kaders gewesen. „Am Samstag haben sechs Leute gefehlt, wir sind mit 16 Mann auf das Auswärtsspiel gefahren“, erklärt der Hornets-Trainer. So musste etwa Goalie Steven Teucke passen. „Da konnten wir neben Viktor Lust mit Kai-Linus Wieland nochmal nachlegen.“ Nach dem Ausfall von Leon Kremer sei Matthew Genest-Schön bereit gewesen, reinzuspringen. „Der konnte berufsbedingt aber Sonntag nicht“, erklärt der 43-Jährige und ergänzt: „Wir sind eben in der vierten Liga, da haben die Jungs Beruf und Familie. Da kommt es automatisch zu Rotationen.“ So kam es etwas überraschend auch zur Rückkehr von Defensivspezialist Felix Stokowski. „Das war so eigentlich nicht eingeplant. Aber die Kaderdecke hat das verlangt, ich konnte gar nicht auf ihn verzichten“, ist Wolf froh, dass der 29-Jährige nach knapp drei Monaten ohne Eiszeit spontan spielfähig war. Am Samstag half Stokowski in der Abwehr aus, am Sonntag sogar auf der ungewöhnlichen Offensivposition. „Da hat er alles gegeben, alles koordiniert und mich sehr überrascht“, erzählt Wolf. Auch Sascha Göth habe ein tolles Spiel gezeigt. „Da wachsen durch die Ausfälle von Spielern auch andere und nutzen ihre Chance“, erklärt der Hornets-Coach zufrieden. „Das macht es tatsächlich schwierig, die ersten 15 zu definieren.“

Und doch werde die Kaderbreite auch in den Playoffs „ein hohes Gut sein“. Da sei es ein Muss über 20 Mann zu haben. „Wenn wir da Freitag, Samstag, Dienstag spielen und irgendetwas passiert – Sperrungen, Ausfälle, Verletzungen –, dann können wir reagieren.“ Auch die Jungs, die momentan nicht den ersten Vorzug erhalten, seien dann gefragt. „Ich kann garantieren, dass es dann zu Ausfällen kommen wird. Da müssen alle Mann bereit sein.“

Heiß werden dann sicher auch weiterhin Morrissey und Grillo sein. Die beiden US-Amerikaner, die in der NCAA III (National Collegiate Athletic Association) bereits vier Jahre gemeinsam auf dem Eis gestanden haben, „haben am Wochenende Fantastisches geleistet“, schwärmt Wolf. „Die haben am Samstag den Unterschied gemacht und auch am Sonntag als Leistungsträger die anderen mitgezogen. Da haben wir echt unsere Hausaufgabe gemacht und auch Glück gehabt, dass wir die zwei Kontingentstellen mit diesen zwei Jungs besetzen konnten.“ Morrissey hatte sich vor der Saison den Hornets angeschlossen, Grillo stieß vor der Weihnachtspause zum Team. „Es war klar: Wenn wir noch einen Spieler verpflichten, dann nur, um uns zu verstärken.“ Das tue Grillo. „Zudem beflügelt er Michael. Die zwei harmonieren unfassbar gut“, ist der Hornets-Coach zudem sicher, dass sie sich noch steigern werden. „Da ist noch weiteres Potenzial da. Justin hat jetzt mal die Liga gesehen, ist mit den Zuschauern in Kontakt gekommen. In der Mannschaft hat er seine Stellung untermauert. Er hat gezeigt, dass er Qualitäten mitbringt, die uns weiterhelfen werden.“

Noch vier Spiele bleiben den Hornets in der Hauptrunde nun, um noch den Sprung auf einen der ersehnten ersten beiden Plätze zu schaffen. Die in den Playoffs in einem möglichen entscheidenden fünften Match den Heimvorteil bedeuten. „Aber wir denken jetzt erstmal von Spiel zu Spiel. Wir haben zum Jahresauftakt gegen Hügelsheim gewonnen, die vor uns stehen. Jetzt kommt Heilbronn, die unter uns, aber nicht minder gefährlich sind.“ Denn auch die Eisbären, derzeit Vierter, hätten sich nochmal verstärkt. „Die wollen sicher noch eine Marke setzen und im Titelrennen noch ein Wörtchen mitsprechen. Daher denke ich, dass das am Sonntag ein heißer Tanz wird.“ Wenn die Zweibrücker aber ihre „Hausaufgaben machen und die Punkte holen, müssen Stuttgart und Hügelsheim, die noch gegeneinander spielen, das auch erst mal schaffen“, erwartet Hornets-Trainer Ralf Wolf noch ein paar spannende Wochen auf dem Weg in die Playoffs. In denen er möglichst häufig jubeln möchte.

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