EHC Zweibrücken Meister der Eishockey-Regionalliga Die Hornets schreiben ihr Happy End

Zweibrücken · Es ist vollbracht: Der EHC Zweibrücken hat im ultimativen Showdown mit einem 4:2-Sieg gegen den Stuttgarter EC die Meisterschaft in der Eishockey-Regionalliga errungen. Trainer Ralf Wolf, der den Titel nun als Spieler und Trainer gewonnen hat, sagt: „Diese Jungs sind bombastisch.“

Der EHC Zweibrücken ist nach einem 4:2-Sieg gegen Stuttgart Meister der Regionalliga Südwest. Bei den Hornets brechen alle Dämme.

Der EHC Zweibrücken ist nach einem 4:2-Sieg gegen Stuttgart Meister der Regionalliga Südwest. Bei den Hornets brechen alle Dämme.

Foto: Martin Wittenmeier

Als um 21.11 Uhr die Schluss-Sirene ertönt, explodiert die Ice-Arena. Zuschauer rasten aus. Helme und Schläger fliegen in die Luft. Ein gelb-schwarzes Jubel-Knäuel bahnt sich seinen Weg zu Torhüter Viktor Lust. Frederic Hellmann ist der erste, der seinem Goalie um den Hals fliegt. Dann ist der Schlussmann auch schon unter einer Traube seiner Mitspieler begraben. Die Hornets haben es gepackt! Nach einem 4:2-Sieg am Sonntagabend im ultimativen Showdown gegen den Stuttgarter EC gewinnt der EHC Zweibrücken die Finalserie der Eishockey-Regionalliga Südwest mit 3:2 und krönt sich zum neuen Meister.

Was folgt, sind Bilder, die in Erinnerung bleiben: Fabian Fellhauer verpasst Trainer Ralf Wolf die Bierdusche seines Lebens, während im Hintergrund „Tage wie diese“ von den Toten Hosen erklingt. Marco Trenholm wuschelt Hornets-Urgestein Steven Teucke durchs Haar. Maximilian Dörr, Doppeltorschütze im Finale, feiert mit seinem ehemaligen, 2019 zurückgetretenen, Mitspieler Andy Nunold, mit dem er schon 2017 die Meisterschaft gewonnen hatte. Jaroslav Adolf zieht mit entrücktem Gesichtsausdruck und gelb-schwarzer Fahne in der Hand seine Bahnen in der Ice-Arena, während Matthew Genest-Schön, der zuvor so ziemlich jedes Bully gewonnen hatte, freudetrunkene Sprachnachrichten in sein Mobiltelefon brüllt.

 Das Zweibrücker Meisterteam der Regionalliga-Saison 2022/23 nach dem finalen Duell gegen die Stuttgart Rebels im Freudentaumel.

Das Zweibrücker Meisterteam der Regionalliga-Saison 2022/23 nach dem finalen Duell gegen die Stuttgart Rebels im Freudentaumel.

Foto: Martin Wittenmeier

Müßig zu erwähnen, dass die erste Kiste mit Gerstenkaltschale, die den Weg aufs Eis findet, nur eine überschaubare Halbwertszeit besitzt. Als schließlich Kapitän Stephen Brüstle auf seine Mitspieler zufährt, die alle ihre Meister-Medaillen um den Hals tragen, und den Pokal in die Höhe reißt, scheint auch die letzte Anspannung von den Hornets abzufallen – und der Gewissheit zu weichen: Wir sind Meister!

„Hammer – es gibt nichts Besseres. Geile Stimmung. Geiles Team. Und das auf meine alten Tage“, jubelte Verteidiger Tim Essig, für den es ebenfalls der zweite Titel nach 2017 war. Auf die Frage, wie der Abend für die Hornets ausklingen wird, antwortete der 34-Jährige mit einem Augenzwinkern: „Es soll Spieler geben, die sich morgen in weiser Voraussicht frei genommen haben.“ Auch für Kontingentspieler Michael Morrissey, der die Stuttgarter in der Reihe mit Justin Grillo und Claudio Schreyer teilweise schwindelig gespielt hatte, konnte die Party starten. „Ich habe nicht Arbeit morgen“, erklärte der US-Amerikaner mit breitem Grinsen in respektablem Deutsch. Und lobte den besonderen Geist in der Zweibrücker Meistermannschaft: „Bei uns stimmt es einfach. Wir spielen nicht nur gemeinsam Eishockey. Wir trinken auch mal ein paar Bier und haben einfach eine gute Zeit zusammen.“

 Nach dem Titel als Spieler 2017 gewinnt Ralf Wolf die Meisterschaft nun auch als Trainer der Hornets.

Nach dem Titel als Spieler 2017 gewinnt Ralf Wolf die Meisterschaft nun auch als Trainer der Hornets.

Foto: Martin Wittenmeier

Noch einen Schritt weiter ging Claudio Schreyer. „Wir sind nicht nur ein gutes Team, wir sind Freunde. Deshalb stehen wir heute hier und feiern den Titel. Weil der eine für den anderen rennt, auch wenn die Beine schon längst nicht mehr wollen. Was viele der Jungs hier auf sich genommen haben – trotz Arbeit, trotz Familie, ist der Wahnsinn.“

Der fünfte Akt dieses Wahnsinns war nötig geworden, weil die Hornets am Freitagabend ihren ersten Matchball in Stuttgart vergeben hatten. Die Zweibrücker bogen im vierten Spiel der Finalserie zwar einen 0:4-Rückstand noch in ein 5:5 um. Doch in der Overtime unterlag der EHCZ mit 5:6. Damit stand es in der Serie 2:2-Unentschieden. Die letzte Partie am Sonntag in Zweibrücken musste die Entscheidung bringen.

Flieg in meine Arme: Frederic Hellmann herzt nach der Schluss-Sirene Torwart Viktor Lust.

Flieg in meine Arme: Frederic Hellmann herzt nach der Schluss-Sirene Torwart Viktor Lust.

Foto: Martin Wittenmeier

Schon eine halbe Stunde vor dem ersten Bully war die Ice-Arena zum Bersten gefüllt. Als zehn Minuten vor dem Anpfiff „The Final Countdown“ von Europe gespielt wurde, begann es so richtig zu knistern. Und auch auf dem Eis wurde es danach gleich mächtig heiß. 25 Sekunden dauerte es, ehe Schreyer den ersten brandgefährlichen Schuss Richtung Stuttgarter Tor absetzte. Ihre erste Unterzahlsituation überstanden die Zweibrücker dann unbeschadet – und machten es ihrerseits im Power Play besser. Marco Trenholm scheiterte zunächst an Stuttgarts Torwart Janis Wagner – doch die Hornets blieben giftig und rollten gleich wieder heran: Julian Reiss passte quer auf Maxi Dörr – 1:0 für Zweibrücken (7. Minute). Und die Gastgeber blieben dran. Justin Grillo hatte gleich die nächste gute Gelegenheit auf der Kelle. Nach einem Konter über Lukas Willer sendeten zwar auch die Schwaben ein offensives Lebenszeichen. Doch EHCZ-Goalie Viktor Lust war auf dem Posten.

Fabian Fellhauer (r) achtet darauf, dass Trainer Wolf nicht dehydriert.

Fabian Fellhauer (r) achtet darauf, dass Trainer Wolf nicht dehydriert.

Foto: Martin Wittenmeier

Als Stuttgart nach einer Strafe gegen Eric Strieska zum zweiten Mal in Unterzahl spielte, schlug Zweibrücken das zweite Mal zu. Schreyer marschierte über den linken Flügel tief in die Hälfte der „Rebels“. Seinen Steckpass brachte Justin Grillo zwar nicht im Tor unter. Doch wie beim ersten Treffer blieben die Hornets hartnäckig. Es folgte der große Auftritt des Kapitäns. Stephen Brüstle düpierte bei seinem Solo gleich zwei Gegenspieler und traf zum 2:0 (12.).

 Die Stuttgarter waren nach der Finalniederlage tief enttäuscht.

Die Stuttgarter waren nach der Finalniederlage tief enttäuscht.

Foto: Martin Wittenmeier

Doch dann die erste richtig knifflige Situation für die Hausherren. Nachdem Erik Betzold und Schreyer beide auf der Strafbank Platz nehmen mussten, belagerten fünf Stuttgarter das von drei Zweibrückern und Torhüter Lust bewachte Gehäuse. Doch Kapitän Brüstle, Frederic Hellmann und Michael Morrissey verteidigten famos. „Wie die Jungs sich in die Schüsse geworfen haben – das kannst du mit Geld nicht bezahlen. Das tut richtig weh. Aber die Schmerzen vergehen, der Ruhm bleibt“, lobte Trainer Wolf. Nach einem über weite Strecken dominanten ersten Drittel gingen die Hornets mit der 2:0-Führung im Rücken in die Kabine.

Maximilian Dörr (links) erzielt hier seinen zweiten Treffer zum zwischenzeitlichen 3:2 für die Hornets. Stuttgarts Torwart Janis Wagner kann der Scheibe nur noch hinterherschauen.

Maximilian Dörr (links) erzielt hier seinen zweiten Treffer zum zwischenzeitlichen 3:2 für die Hornets. Stuttgarts Torwart Janis Wagner kann der Scheibe nur noch hinterherschauen.

Foto: Martin Wittenmeier

Wenn sich der EHCZ an diesem Abend überhaupt so etwas wie eine Schwächephase leistete, dann war es zu Beginn des zweiten Drittels. Den ersten Warnschuss von Michael Fink konnte Lust noch parieren. Doch in der 23. Minute war es passiert. Christian Bauhof verkürzte auf 1:2. Und nur 23 Sekunden später waren die Uhren plötzlich wieder auf null gestellt: Einen Schuss von Fink konnte EHCZ-Goalie Lust nicht festhalten. Bauhof musste den Puck nur noch ins leere Tor schieben (24.). „Wir wussten, dass Stuttgart brandgefährlich ist, der Sport bringt es mit sich, dass Spiele innerhalb kürzester Zeit kippen können. Aber das Momentum, das sie hatten, haben wir abgegriffen und weiter Gas gegeben“, analysierte Wolf. Denn nur eine Minute später bediente Trenholm Dörr im Slot – der zog aus drei Metern ab. Und Rebels-Torwart Wagner konnte nur ungläubig hinterherschauen, wie die Scheibe im Tor einschlug. Und als Verteidiger Matthew Genest-Schön clever einlief und Trenholms nächste Vorlage mit dem 4:2 veredelte (28.), war der Zwei-Tore-Vorsprung wieder hergestellt. Betzold hätte nach tollem Solo auf engstem Raum beinahe Treffer Nummer fünf nachgelegt, auf der Gegenseite verhinderte Lust gegen Jannik Herm den Anschluss.

Der in dieser Runde zum Offensivmann umfunktionierte Felix Stokowski dreht eine Runde mit dem Pokal.

Der in dieser Runde zum Offensivmann umfunktionierte Felix Stokowski dreht eine Runde mit dem Pokal.

Foto: Martin Wittenmeier

Im finalen Abschnitt versuchten die Hornets nicht etwa, den Vorsprung über die Zeit zu retten, sondern drängten auf die Entscheidung. Die EHCZ-Anhänger unter den 1200 Zuschauern in der ausverkauften Ice-Arena spürten das und peitschten ihr Team nach vorne. Doch weder Schreyer, noch Grillo, Betzold oder Trenholm brachten die Scheibe im Gehäuse unter.

Zwei Mal bekamen die „Rebels“ danach noch die Chance, in Überzahl für den Anschluss zu sorgen. Doch die Zweibrücker verteidigten weiter bärenstark und waren dem fünften Treffer näher als Stuttgart dem dritten. Das blieb auch so, als die Gäste ihren Torhüter für einen weiteren Feldspieler opferten. Dörr und kurz darauf Schreyer hatten die Chance auf ein „Empty Net Goal“ – doch die Scheibe segelte in beiden Fällen knapp am Tor vorbei.

Riesige Freude bei Frederic Hellmann, Hornets-Kapitän Stephen Brüstle und Maximilian Dörr (von links).

Riesige Freude bei Frederic Hellmann, Hornets-Kapitän Stephen Brüstle und Maximilian Dörr (von links).

Foto: Martin Wittenmeier

Aber die vergebenen Chancen und auch der Umstand, dass die Schiedsrichter die Partie 17 Sekunden vor dem Ende unterbrechen mussten, weil Hornets-Anhänger die Eisfläche etwas zu früh als Zielgebiet für Luftschlangen auserkoren hatten, konnten die Entscheidung nur vertagen. Kurz darauf war Schluss – und die gelb-schwarze Party in der Ice-Arena begann.

„Genauso geil wie beim ersten Mal“, fand Kapitän Brüstle den Gewinn des Titels, den er ebenfalls zum zweiten Mal einheimste. Und Trainer Ralf Wolf sagte: „Der ganze Druck fällt ab. Die Jungs sind bombastisch, haben jede Herausforderung gemeistert. Besser geht‘s nicht.“ Den Sieg im Entscheidungsspiel fand Wolf verdient: „Wir hatten mehr Spielanteile, mehr Chancen. Stuttgart ist über weite Strecken nicht gefährlich in unser Drittel gekommen, weil wir sehr gut verteidigt und verschoben haben.“

 Helme und Schläger fliegen durch die Luft: Die Zweibrücker Jubeltraube nach dem Schlusspfiff am Sonntagabend.

Helme und Schläger fliegen durch die Luft: Die Zweibrücker Jubeltraube nach dem Schlusspfiff am Sonntagabend.

Foto: Martin Wittenmeier

Der 43-Jährige, der den Titel 2017 als Spieler und nun als Trainer gewann, ergänzte: „Auch die Niederlagen in dieser Saison waren wichtig, die haben uns einen Push gegeben, dadurch sind wir noch enger zusammengerückt. Der ganze Verein war Feuer und Flamme für diese Mannschaft. Vom Staff bis hin zu den Kindern aus der Nachwuchsabteilung, die uns Mut zugesprochen haben. Dieses Happy End heute – das kann man gar nicht planen.“

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