Eishockey-Regionalliga Die Hornets erobern den Platz an der Spitze

Zweibrücken/Stuttgart · Eishockey-Regionalligist EHC Zweibrücken gewinnt das Top-Spiel in Stuttgart mit 6:4 und grüßt in der Tabelle nun von ganz oben. Das Geheimnis des grandiosen Auftritts gegen die Schwaben sieht Trainer Wolf auch darin, dass er und sein Team die Grillsaison im tiefsten Winter eröffnet haben.

Kaum zu halten: Zweibrückens Michael Morrissey (am Puck) und sein kongenialer Sturmpartner Justin Grillo spielten am Freitagabend zeitweise Katz und Maus mit der Stuttgarter Defensive. Die beiden US-Amerikaner steuerten insgesamt sieben Scorerpunkte zum 6:4-Sieg der Hornets bei.

Kaum zu halten: Zweibrückens Michael Morrissey (am Puck) und sein kongenialer Sturmpartner Justin Grillo spielten am Freitagabend zeitweise Katz und Maus mit der Stuttgarter Defensive. Die beiden US-Amerikaner steuerten insgesamt sieben Scorerpunkte zum 6:4-Sieg der Hornets bei.

Foto: Martin Wittenmeier

Trainer Ralf Wolf schritt im grauen Mantel zufrieden über das Eis und gab den Schiedsrichtern die Hand, während sich seine Spieler vor dem Gehäuse von Torhüter Viktor Lust in den Armen lagen und den berühmten Sprechchor vom „Spitzenreiter“ anstimmten. Eishockey-Regionalligist EHC Zweibrücken hat sein Auswärtsspiel am Freitagabend beim Stuttgarter EC mit 6:4 (3:1/2:2/1:1) gewonnen und die Schwaben vom ersten Tabellenplatz verdrängt. „Schön, mal ganz da oben zu stehen“, sagte Trainer Wolf. Nur um unmittelbar danach zu erklären: „Es ist eine Momentaufnahme – wir haben noch überhaupt nichts erreicht.“

Aber ein Etappenziel erklommen. Zwar hat der aktuelle Tabellendritte ESC Hügelsheim noch ein Nachholspiel in der Hinterhand und kann den EHCZ aus eigener Kraft wieder von der Spitze stoßen. Lösen die Zweibrücker aber ihre verbleibenden beiden Aufgaben in der Hauptrunde gegen Schlusslicht SC Bietigheim-Bissingen 1b und den Vorletzten 1. CfR Pforzheim, ist den Hornets zumindest Rang zwei nicht mehr zu nehmen. Dieser würde in den Playoffs, die als „Best-of-Five“-Serie ausgetragen werden, in einem entscheidenden fünften Spiel den wichtigen Heimvorteil bedeuten.

Zudem muss Hügelsheim noch in Stuttgart antreten. Verlieren die „Baden Rhinos“ die Partie, kann Zweibrücken die Hauptrunde als Erster abschließen und würde im Playoff-Halbfinale zunächst auf den vermeintlich leichteren Gegner Heilbronner EC treffen. Aber: „Diese Rechenspiele sind mir viel zu kompliziert. Es kommt eh meistens anders als man denkt. Wir konzentrieren uns nur auf das, was wir beeinflussen können“, sagte Wolf.

So wie die Partie am Freitagabend vor der stolzen Kulisse von 1075 Zuschauern in der Stuttgarter Eiswelt auf der Waldau. Die Hornets lieferten ein Riesenspiel ab und brachten den „Rebels“ im dritten Vergleich der Saison auch die dritte Niederlage bei. Was war für Wolf der Schlüssel zum Sieg? „Wir haben am Mittwoch mit der Mannschaft im Winter die Grillsaison vorzeitig eröffnet. Damit die Neuen Justin Grillo und Jaroslav Adolf mal einen Schwenker gegessen haben. Wir haben ihnen erklärt, dass der normalerweise auf einem Dreibein gegrillt wird. Wir hatten zwar nur einen Gasgrill – aber eine richtig gute Zeit. Und dabei haben wir am ‚Gameplan‘ für das Spiel gegen Stuttgart getüftelt. Und der war offenbar gut“, erzählte der Trainer.

In der Tat: Der 43-Jährige sah in der Eiswelt zwar, wie seine Mannschaft in der 8. Minute unglücklich den Rückstand durch Jannik Herm hinnehmen musste. Doch schon bis zum Ende des ersten Drittels hatten die Hornets die Partie gedreht. Der Ausgleich fiel in Minute elf. Stuttgarts Martin Herman wollte mit Geschwindigkeit aus dem eigenen Drittel über den rechten Flügel vorstoßen. Doch Zweibrückens Michael Morrissey setzte den Rebel-Spieler unter Druck. Justin Grillo eroberte die Scheibe, Steckpass zurück auf Morrissey. Der ließ Eric Strieska ins Leere Laufen – und schweißte den Puck sehenswert in den rechten oberen Torgiebel. Vier Minuten später lagen die Hornets das erste Mal an diesem Abend vorne. Sascha Göth schickte aus dem eigenen Drittel den wieselflinken Jaroslav Adolf auf die Reise. Der täuschte vor dem Tor links an und wollte den Puck rechts einschieben. Doch Stuttgarts Torhüter Patrick Golombek reagierte stark. Aber die Scheibe war noch heiß. Erik Betzold chippte das Spielgerät links hinter dem Tor irgendwie zurück ins Zentrum – und im zweiten Versuch stocherte Adolf den Puck über die Linie. 

Und es kam noch besser für die Gäste. Trotz harter Bedrängnis spielte Grillo tief in der eigenen Hälfte den perfekten Pass in den Lauf von Morrissey. Der war nicht zu halten und tunnelte Golombek zum 3:1 (18. Minute). Die beiden US-Amerikaner Grillo und Morrissey, die viele Jahre auf dem College zusammen auf dem Eis standen, spielten zuweilen Katz und Maus mit der Defensive der Schwaben. Auch Betzold, der nach der Partie als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde, lieferte in der Eiswelt eine Riesenpartie ab.

Beispiel gefällig? Im zweiten Drittel stieß der 23-Jährige über den linken Flügel vor und stoppte abrupt ab. Das ging alles zu schnell für Stuttgarts Andreas Hilse, der Betzolds Pass ins Zentrum nicht unterbinden konnte. Julian Reiss war da – und schoss Golombek die Scheibe zum zweiten Mal an diesem Abend durch die Hosenträger (25.). Sechs Minuten später legten die Hornissen nach ähnlichem Muster nach. Nun düpierte Grillo auf dem linken Flügel Rebel-Spieler Lukas Willer. Diesmal war Maxi Dörr der Abnehmer vor dem Tor. Das Ergebnis war aber identisch: Tor! Nach dem 5:1 für Zweibrücken in der 32. Minute schallerten „Hornets, Hornets“-Sprechchöre der mitgereisten Anhänger durch die Halle. „Wir haben aber nie daran gedacht, dass wir Stuttgart jetzt abschießen oder die Zügel lockerer lassen können“, sagte Wolf. Trotzdem kamen die Hausherren im zweiten Abschnitt noch mal heran, weil sie ihre Überzahlsituationen konsequent nutzten. Als die Hornets jeweils nach Zeitstrafen einen Spieler weniger auf dem Eis hatten, verkürzten Herm (34.) und Lukas Traub (38.) auf 3:5. 

Im Schlussabschnitt war es dann wieder das kongeniale Zweibrücker US-Duo, das den ersten Schlag landete. Diesmal setzte Morrissey den pfeilschnellen Grillo in Szene. Der lief über die rechte Seite auf das Stuttgarter Tor zu. Der Winkel wurde spitz, vielleicht zu spitz – denkste! 6:3 für die Hornets (41.). Allerdings hatten die Rebels die richtige Antwort parat. Jonah Hynes verkürzte nur eine Zeigerumdrehung später wieder auf 4:6.

Wenn man den Zweibrückern an diesem Abend überhaupt einen Vorwurf machen konnte, dann, dass sie ihre Überzahlsituationen nicht ganz sauber ausspielten. Alleine im dritten Drittel standen die Hornets nach Zeitstrafen gegen die Rebels drei Mal für zwei Minuten mit einem Mann mehr auf dem Eis. Ein Treffer gelang aber nicht. So blieb die Partie bis zum Ende spannend. Insbesondere als Hornisse Marco Trenholm in der 58. Minute für zwei Minuten auf die Strafbank geschickt wurde und Stuttgart einen weiteren Feldspieler für Torwart Golombek einwechselte. Doch die Zweibrücker verteidigten geschickt. Als EHCZ-Torhüter Lust auch den letzten Schlagschuss von Herman unter sich begrub, war die Partie entschieden – und die Hornets standen an der Tabellenspitze.

„Alle haben an einem Strang gezogen, es hat Spaß gemacht zuzuschauen“, schwärmte Trainer Wolf. Was sein Auge noch erfreute, war die weiße Pracht, die am Freitagabend vom Himmel kam. „Unser Busfahrer, der Max, hat uns alle sicher nach Hause gebracht. Und auch wenn die Fahrt wegen des Schnees ein wenig länger gedauert hat, fand ich es irgendwie schön, von dieser Winterlandschaft begrüßt zu werden“, sagte Wolf.

Schön findet er auch die Serie seiner Hornets, die ihre letzten neun Spiele in Serie gewonnen haben. „Ja, es läuft gut, aber wir müssen weitermachen“, forderte der Trainer. Und wiederholte: „Wir haben noch überhaupt nichts erreicht.“

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