Eishockey-Regionalliga „Vom ersten Tag ein Teil der Mannschaft“

Zweibrücken · Eishockey-Regionalligist EHC Zweibrücken empfängt an diesem Sonntag den ESC Hügelsheim in der Ice-Arena. Für die Hornets geht dann wieder Simon Klemmer auf Torejagd – der spielte vergangene Saison noch für den Gegner.

Simon Klemmer (rechts) zieht ab: Der Neuzugang des EHC Zweibrücken war in den ersten fünf Spielen mit den Hornets schon an 13 Toren beteiligt. Am Sonntag empfängt er mit dem EHCZ den Verein, dessen Trikot er vergangene Saison noch trug, den ESC Hügelsheim.

Foto: Martin Wittenmeier

„Das müsste man dann schon die Spieler selbst fragen“, sagt Simon Klemmer und lacht. Die Frage, ob der eine oder andere Verteidiger des Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken ganz froh sei, dass Klemmer nun für die Hornets – und nicht mehr gegen sie – die Tore erzielen will, mochte der Stürmer nicht beantworten.

Klemmer kam vor der Runde vom Liga-Rivalen ESC Hügelsheim in die Westpfalz – und empfängt seinen ehemaligen Verein mit den Hornets an diesem Sonntag um 19 Uhr in der Ice-Arena. Das Duell gab es in dieser Saison bereits am 21. Oktober in Hügelsheim. Die Zweibrücker gewannen 4:1 – den Weg zum Sieg ebnete Klemmer mit dem wichtigen 1:0. Ärger mit den ehemaligen Teamkollegen gab es deswegen nicht. „Klar kommen da hinterher ein paar flapsige Bemerkungen. Aber das ist alles Spaß. Ich war vier Jahre in Hügelsheim, das ist eine lange Zeit, in der Freundschaften entstanden sind. Die Jungs wissen und akzeptieren, dass ich jetzt eben für Zweibrücken alles gebe“, sagt Klemmer.

Der Kontakt mit Thorsten Rehfeld, dem sportlichen Leiter des EHCZ, bestand schon seit mehr als zwei Jahren, berichtet der 26-Jährige. Ab April wurde dieser konkreter. Und da Klemmer ohnehin „einen Tapetenwechsel“ ins Auge fasste, wechselte er nach Zweibrücken. „Ich haben ja in Mannheim mit dem Eishockey angefangen. Die eine Hälfte der Spieler, die dort ausgebildet wird, geht nach Hügelsheim, die andere nach Zweibrücken. Ich freue mich, dass ich jetzt die andere Hälfte kennenlerne“, sagt der Stürmer. Wobei er viele Hornissen bereits aus seiner Jugendzeit kennt. Claudio Schreyer, Marcel Ehrhardt, Fabian Fellhauer, Calvin Engel, Sascha Göth, Leon Kremer und Cedric Striepeke etwa. „Und vor kurzem ist uns aufgefallen, dass ich auch schon gegen Matthew Genest-Schön und Erik Betzold gespielt habe“, erzählt Klemmer,

Auf Betzold traf er in der höchsten deutschen Jugendspielklasse, der DNL (Deutsche Nachwuchsliga). Klemmer spielte für die Düsseldorfer EG, Betzold für den Kölner EC. Damals lebte Klemmer schon im Sportinternat. Im Alter von 16 Jahren war er von zu Hause ausgezogen. „Das war in dem Alter alleine in so einer großen Stadt nicht ganz einfach. Aber wir wurden durch die Schule sehr gut unterstützt. Auch durch Sozialpädagogen, die immer ein offenes Ohr hatten“, berichtet Klemmer, der in Düsseldorf auch sein Abitur ablegte. Danach entschied er sich aber, nicht alles auf die Karte Profisport zu setzen. „Ich wollte etwas ‚Normales‘ machen und nicht nach der sportlichen Laufbahn bei Null anfangen müssen.“ Er begann in Nordrhein-Westfalen ein Bachelor-Studium (Spedition-Transport-Logistik) und spielte für die Ratingen Ice Aliens in der Regionalliga West. Dort traf er dann auch auf Genest-Schön, der damals für die Hammer Eisbären die Schlittschuhe schnürte. Der Abschluss des Studiums erfolgte für Klemmer dann in Mannheim, der Stadt in der er geboren wurde. Die Wahl des neuen Vereins fiel dann vor der Saison 2019/20 auf das rund 100 Kilometer entfernte Hügelsheim.

Mit dem Eishockey begonnen hat Klemmer beim Mannheimer ERC. „Trainer des Vereins sind damals an die Grundschulen gegangen und haben den Sportunterricht geleitet. Und manche Kinder wie ich haben dann eine Einladung zum Probetraining bekommen. Ich wäre aber wohl eh beim Eishockey gelandet. In Mannheim hat der Sport einen hohen Stellenwert. Allein in der Straße, in der ich gewohnt habe, gab es mehrere aktuelle oder ehemalige Spieler“, erzählt der 26-Jährige, der 2012 mit den Mannheimer Jungadlern deutscher Schülermeister wurde.

Nun stürmt Simon Klemmer also für die Hornets. Und sein Einstand hätte kaum besser sein können. Nach fünf Partien hat er schon 13 Scorerpunkte (sechs Tore, sieben Vorlagen) auf dem Konto. „Ich bin absolut zufrieden. Aber nicht wegen meiner Tore. Sondern weil wir mit fünf Siegen aus fünf Spielen gestartet sind. Das ist schon ein Ausrufezeichen. Wir hatten auch Spiele, die nicht so toll waren, aber wir haben trotzdem einen Weg gefunden, zu gewinnen. Und das zeichnet ein gutes Team aus“, sagt Klemmer, der sich „vom ersten Tag an wie ein Teil der Mannschaft gefühlt“ habe. Er spielt zusammen in einer Sturmreihe mit Claudio Schreyer und Albert Washco. Und das macht Klemmer „mega Spaß.“ Er sagt: „Ich will nicht schleimen, aber Albert ist der beste Ausländer der Liga. Claudio ist ein absoluter Teamplayer, beide sind sehr spielintelligent. Die Devise in unserer Reihe ist: Der besser Postierte bekommt die Scheibe. Aber die ganze Mannschaft macht gerade einen super Job. Da kann man überhaupt niemanden rausnehmen. Der amtierende Meister ist voll da.“

Ein Freifahrtschein für die Restrunde sei das freilich nicht. „Alle Mannschaften werden sich immer besser aufeinander einstellen. Die hohen Ergebnisse, die es aktuell noch gibt, werden weniger werden. Wenn die Play-offs starten, kennt jeder die Stärken und Schwächen der Gegner – das wird eine spannende Zeit“, prophezeit Klemmer.

Spannend werde auch die Partie am Sonntag gegen seinen ehemaligen Verein Hügelsheim, sagt der 26-Jährige, der in Landau in einem Betrieb als Einkäufer tätig ist, parallel dazu aber noch ein Studium im Bereich Management beginnen möchte. „Als ich mit Hügelsheim gegen Zweibrücken gespielt habe, waren es immer Partien auf hohem Niveau zwischen zwei Top-Teams, die Meister werden wollen. Es ist zwar kein Derby – aber ein Spiel mit Derby-Charakter“, sagt Klemmer. Wenn er sich am späten Sonntagabend wieder die flapsigen Sprüche seiner ehemaligen Mannschaftskameraden anhören darf, wird er diesem besonderen Spiel wohl wieder seinen Stempel aufgedrückt haben.