Fußball-Schiedsrichterinnen Dumme Sprüche sind keine Seltenheit

Zweibrücken · Laura Weis aus Busenberg und Luisa Rohr aus Großsteinhausen sind als Schiedsrichterinnen in der Männerdomäne Fußball aktiv. Neben vielen positiven haben beide auch schon negative Erfahrungen auf dem Platz machen müssen.

Foto: Sebastisn Dingler

Ab der kommenden Saison wird es bei den Schiedsrichtern der Fußballbundesliga ein Novum geben: Erstmals wird dort mit Bibiana Steinhaus eine Frau Spiele leiten. Wie das so ist, in der Männerdomäne Fußball zu bestehen, davon können auch Laura Weis aus Busenberg und Luisa Rohr aus Großsteinhausen ein Lied singen. Die beiden sind Schiedsrichterinnen in unserer Region.

Die 20-jährige Weis ist schon seit einigen Jahren dabei und pfeift mittlerweile bei den Männern Bezirksligaspiele sowie Regionalligaspiele bei den Frauen. Rohr dagegen hat erst ein Jahr Erfahrung als Schiedsrichterin und leitet bisher nur Jugendspiele. Wo sehen beide die Unterschiede, ob nun ein Mann oder eine Frau ein Spiel leitet? „In vielen Fällen wäre es als Mann leichter“, meint Weis. Allein von der Erscheinung hätten Männer einen Riesen-Vorteil, wenn sie größer und breiter gebaut sind. „Manche Vereine sind immer noch schockiert, wenn ich ankomme, dann werde ich dementsprechend begrüßt“, sagt die ältere und erfahrenere der beiden Unparteiischen.

Die 18-jährige Rohr empfindet es so, dass gleichaltrige Spieler weniger Respekt vor ihr aufweisen als ältere. „Was auch ein Problem ist, ist wenn kleinere Vereine keine eigene Schiri-Kabine haben“, beklagt sie. Weis wiederum kennt sogar einen Verein, bei dem der Weg zur Schiedsrichter-Kabine durch die Mannschaftskabine führt – eigentlich ein Unding. Beide haben auch schon frauenfeindliche Sprüche hören müssen, wobei diese aber weniger von den Akteuren auf dem Feld als von außerhalb des Platzes kämen. „Die Spieler haben es oft gar nicht so im Blick, ob nun ein Mann oder eine Frau pfeift“, meint Rohr, während Weis eher glaubt, dass die Fußballer eben genau wüssten, dass ein dummer Spruch leicht zu einer Roten Karte führt. Von den Zuschauern kämen leider manchmal solche Sachen wie „Geh lieber stricken“ oder „Frauen gehören an den Herd“. Laura Weis hat sich dazu entschlossen, solche Sprüche und Reaktionen einfach zu ignorieren. Denn: „Das Problem ist die Situation: Wenn jetzt ein Zuschauer geschützt von einer Masse von seinem Verein dasteht, ist die Frage, ob ich mir die Blöße geben soll, mich vor all diese Zuschauer zu stellen und diesen einen wegschicken zu wollen. Dann ist man vor dem Rest viel angreifbarer als vorher“, sagt sie.

Die schlimmsten Erlebnisse ihrer Schiedsrichter-Karriere verbinden beide aber gar nicht mit ihrer Geschlechtszugehörigkeit. Bei Luisa Rohr war es ein von ihr gegebener Elfmeter, der dazu führte, dass eine Mannschaft den Aufstieg verpasste. „Da hab ich mir viel anhören müssen. Aber für mich war es eine klare Entscheidung. Es hat mir auch leid getan, aber das Foul wurde eben begangen und dafür konnte ich nichts“, betont sie. Laura Weis erlebte ihr größtes Drama bei einem Elfmeterschießen am Ende eines Pokalderbys, als ein vermeintlich entscheidender Elfmeter noch mal zurückgenommen werden musste und die schon jubelnden Spieler dadurch am Ende doch noch verloren. „Danach war Chaos und wir mussten mit vielen Platzordnern vom Feld runter. Das war ganz schön blöd, weil ich zwei ganz junge Assistenten hatte, die dann Panik bekamen und weinend in der Kabine standen.“

Trotz dieser Erlebnisse überwiegen bei beiden jungen Schiedsrichterinnen die positiven Erlebnisse. „Am schönsten ist, wenn man nach dem Spiel merkt, dass die Leute zufrieden vom Platz gehen. Positiv ist es auch, wenn man überhaupt nichts gesagt bekommt, also wenn gar keine komischen Kommentare fallen“, meint Rohr. Weis erfährt viel Respekt in den C-Klasse-Begegnungen, die sie leitet „Wenn man da ein gutes Spiel macht, wird einem das höher angerechnet als in den höheren Klassen, denn dort wird erwartet, dass der Schiedsrichter etwas kann!“

 Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (linkes Bild) wird ab der neuen Saison in der Ersten Bundesliga der Männer pfeifen. Luisa Rohr und Laura Weis (rechts) behaupten sich in der Männerdomäne Fußball in unserer Region als Schiedsrichterinnen.

Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (linkes Bild) wird ab der neuen Saison in der Ersten Bundesliga der Männer pfeifen. Luisa Rohr und Laura Weis (rechts) behaupten sich in der Männerdomäne Fußball in unserer Region als Schiedsrichterinnen.

Foto: dpa/David Catry

Und Bibiana Steinhaus? Überraschenderweise sehen beide den Aufstieg der prominenten Schiedsrichterin eher kritisch. „In der Zweiten Bundesliga hatte sie schon einige schwache Spiele, da haben sich einige beschwert, dass sie in die Erste aufsteigt. Bei meinen Spielen höre ich dann oft: Die steigt nur auf, weil sie eine Frau ist. Das macht es uns nicht unbedingt leichter“, bezieht Weis Position. Rohr sieht das ähnlich: „Nur weil Bibiana Steinhaus eine Frau ist, sollte sie nicht von den anderen Schiedsrichtern unterschieden werden!“

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