Drewniak wirft überraschend hin

Zweibrücken · Völlig unerwartet ist Richard Drewniak von allen Ämtern beim EHC Zweibrücken zurückgetreten. Kompetenzgerangel mit dem Vorstand soll den Ausschlag gegeben haben. Bis zum Saisonende übernimmt nun Martin Deßloch das Traineramt.

 Nach gut zwei Jahren hat der bisherige Hornets-Trainer Richard Drewniak (rechts) am Mittwochabend offiziell das Handtuch geworfen. Foto: Marco Wille/pma

Nach gut zwei Jahren hat der bisherige Hornets-Trainer Richard Drewniak (rechts) am Mittwochabend offiziell das Handtuch geworfen. Foto: Marco Wille/pma

Foto: Marco Wille/pma

Eine unerwartete Hiobsbotschaft zum Jahresende: Mit sofortiger Wirkung hat Richard Drewniak all seine Ämter beim Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken niedergelegt. Grund seien nach Merkur-Informationen Differenzen zwischen Vorstand und dem Trainer, der seit seinem Amtsantritt 2013 auch im Sponsoring und Marketing aktiv war. Dass sich der 42-Jährige nach der Vorstandssitzung am Mittwochabend nicht weiter bei den Hornets engagiert, bestätigte gestern Morgen Hansgeorg Hähn, sportlicher Leiter des EHCZ. Unter Schock scheinen die Verantwortlichen aber nicht: "Er hat wirklich viel gemacht, dafür sind wir ihm auch dankbar", sagt Hähn. Es habe aber immer auch wieder Störfeuer gegeben. Näher erläutern wollte Hähn, der selbst nicht bei der Sitzung war, diese aber nicht. Auch nicht bei der kurzerhand gestern Abend einberufenen Pressekonferenz. Trainer und Vorstand hätten verschiedene Ansichten gehabt, sportliche Gründe seien nicht ausschlaggebend gewesen. "Es gab Kompetenzgerangel, das hat sich dann immer weiter hochgeschaukelt", räumt Hähn aber ein. Er habe noch versucht, Drewniak umzustimmen, ihm sogar "angeboten, dass ich gehe." Ohne Erfolg. Gebrodelt hat es im Hintergrund offensichtlich schon längere Zeit. Die Lücke, die Drewniak beim EHCZ hinterlässt, muss der Verein nun schnell schließen. "Wir haben eine intakte Mannschaft, gute Spieler. Bislang hat auch noch keiner gesagt, dass er nicht mehr für uns spielen möchte. Wir werten das als positives Zeichen. Vorerst wird alles so weiterlaufen wie bisher", betont der 1. Vorsitzende Steffen Hafner. Ihm habe Drewniak bereits am Dienstagmittag mitgeteilt, dass er mit sofortiger Wirkung alle Ämter niederlegen werde. Den Verantwortlichen ist inzwischen bewusst, dass sich der Verein künftig breiter aufstellen muss. "Sponsoring , Homepage, Facebook - Richard hat verdammt viel gemacht. Jetzt müssen eben mehr Leute ins Boot, die das Ganze übernehmen." Drewniak selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Auf der sportlichen Seite hat der EHCZ schnell reagiert. Bis zum Saisonende wird nun Martin Deßloch als Interimstrainer beim derzeitigen Tabellenvierten fungieren. Am kommenden Samstag wird er im letzten Spiel des Jahres in Freiburg erstmals in seiner neuen Funktion im Einsatz sein. "Wir mussten kurzfristig reagieren. Martin war unsere erste Option und hat sofort zugesagt. Fachlich bringt er alles mit, um auch die erste Mannschaft führen zu können", erklärt Hafner. Der 40-jährige Verwaltungsfachwirt kennt die Hornets aus dem Effeff. Seit 27 Jahren ist Deßloch im Verein, war hier bereits Spieler, Trainer, Schiedsrichter und im Vorstand. "Ich hab hier überall schon mal reingeschnuppert", sagt Deßloch, der bislang die zweite Mannschaft betreut hat. Für die kommende Spielzeit gehe der Verein auf die Suche nach einem neuen Mann. Bis dahin soll Deßloch das Minimalziel Play-offs mit den Hornets erreichen.

Meinung:

Abgang, der Lücken hinterlässt

Von Merkur-RedakteurinSvenja Hofer

Mit dieser Nachricht hätte kaum jemand gerechnet. Richard Drewniak, das Gesicht des Aufschwungs bei den Hornets, wirft das Handtuch. Über die wahren Gründe kann nur spekuliert werden. Die Abläufe hinter den Kulissen können wir nicht überblicken. Klar ist aber, dass der 42-Jährige, der 2013 das Ruder übernahm, beim EHC viel bewegt hat. Sein Konzept hat Früchte getragen. Nicht nur in sportlicher Hinsicht, auch Drewniaks Arbeit im Sponsoring und Marketing hat ihre Auswirkungen, allem voran auf den Zuschauerrängen mit über 1000 Gästen bei den Topspielen, nur allzu deutlich gezeigt. Viele Spieler haben zudem dank der guten Kontakte sowie der Überredungskünste von Richard Drewniak - nicht zuletzt auch aufgrund des Erfolgs im vergangenen Jahr - den Weg nach Zweibrücken gefunden. Die Hornets wurden zu einer attraktiven Anlaufstelle. Für Spieler wie Marc Lingenfelser, Ben Payne, Maximilian Dörr oder Ryan McDonald. Stillstand war für Drewniak - anders als in vorangegangenen Jahren - ein Fremdwort. Am Nachwuchskonzept, an der Infrastruktur und weiterhin an einer starken ersten Mannschaft hatte der Trainer vor der Saison angekündigt, weiterarbeiten zu wollen. Nun das abrupte Ende. Richard Drewniak gehen zu lassen, könnte ein Fehler sein. Er kann große Lücken hinterlassen, wenn es nicht gelingt, einen Nachfolger zu finden, der diesen mutigen Weg weitergeht.

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