„Die Quali für Rio wäre die Krönung“

Zweibrücken. Bis auf Weltranglistenplatz sechs hatte sich Jasmin Külbs im vergangenen Jahr vorgekämpft. Dann bremste die Judoka des JC Zweibrücken eine Schulterverletzung aus. Die gebürtige Böhl-Iggelheimerin musste im September unters Messer. Nun ist die 23-Jährige wieder im Training, die Deutsche Meisterschaft am Wochenende kommt aber zu früh, die Schwergewichtlerin verzichtet auf den Start, wie sie im Gespräch mit Merkur -Redakteurin Svenja Kissel erklärte. Die volle Konzentration gelte nun der Quali für die Olympischen Spiele in Rio 2016.

 Seit September konnte Jasmin Külbs (links) nicht mehr auf die Matte – eine Schulter-OP hat sie ausgebremst. Großes Ziel bleibt Olympia 2016 in Rio. Foto: Verein/pm

Seit September konnte Jasmin Külbs (links) nicht mehr auf die Matte – eine Schulter-OP hat sie ausgebremst. Großes Ziel bleibt Olympia 2016 in Rio. Foto: Verein/pm

Foto: Verein/pm

Frau Külbs, wie haben Sie Ihre Schulter-Operation im September überstanden?

Jasmin Külbs: Ich habe die OP gut überstanden, es ist alles gut verlaufen. Seit gut zwei Wochen bin ich nun wieder im Judotraining auf der Matte.

Sind Sie mittlerweile wieder schmerzfrei?

Külbs: Eigentlich schon. Ab und an merke ich schon noch etwas, aber das ist auch normal. Es wird noch etwas dauern, bis ich sie die Schulter wieder der vollen Belastung aussetzen kann und das Gefühl für den Kampf auch wieder ganz da ist. Aber grundsätzlich sieht das alles schon ganz gut aus.

Wie sieht das Aufbautraining seit der OP aus?

Külbs: Nach sechs Wochen habe ich mich wieder aufs Fahrrad sitzen können, um ein bisschen Ausdauer zu trainieren. In der ersten Zeit war das recht wenig. Das hat sich dann sukzessive gesteigert. Danach habe ich zusätzlich mit der Reha angefangen, da war ich drei bis vier Mal pro Woche. Dann habe ich mich wieder gesteigert, habe mit allgemeinem Krafttraining begonnen, dann kam Zirkeltraining und judospezifisches Krafttraining dazu. Und seit zwei Wochen wie gesagt kann ich wieder auf die Matte.

Bei wie viel Prozent Ihrer Leistungsfähigkeit sehen Sie sich derzeit?

Külbs: In Prozent ist das schwer auszudrücken. Ich fühle mich fit. Es fehlt aber sicher noch an der spezifischen Kraft. Die kann aber auch nur über das Judo zurückkommen. Es ist ganz normal, dass nach einer so schweren Verletzung noch etwas fehlt. Für die lange Verletzungspause von knapp sechs Monaten geht es aber schon echt gut.

An den Deutschen Meisterschaften am Wochenende werden Sie als amtierende Vizemeisterin noch nicht teilnehmen. Ist Ihr Körper noch nicht so weit oder ist es eher eine Vorsichtsmaßnahme?

Külbs: Zum einen ist es eine Vorsichtsmaßnahme, auf den Start zu verzichten. Ich bin aber auch noch nicht so fit, um einen kompletten Wettkampf zu bestreiten. Ich fühle mich auch vom Kopf her noch nicht so weit. Auch wenn es ‚nur' eine Deutsche Meisterschaft ist, fühle ich mich noch nicht bereit dafür.

Wie sieht die weitere Planung aus, wann wollen Sie wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen?

Külbs: Zunächst steht in der nächsten Woche ein Trainingslager in Brasilien, in einem Vorort von Rio, auf dem Programm. Dort will ich voll durchziehen. Wenn dabei alles gut geht, könnten wir uns vorstellen, dass ich beim Grand-Prix in Düsseldorf Ende Februar wieder ins Wettkampfgeschehen einsteige. Aber da gibt es noch kein definitives Ja oder Nein. Wenn ich mich gut fühle, wäre es natürlich schon etwas Tolles, beim Heim-Grand-Prix wieder dabei zu sein, aber wenn nicht, dann überstürzen wir auch nichts.

Es geht in diesem Jahr, dem vorolympischen, im Judo ja auch um wichtige Punkte für Rio 2016. Wie genau sieht das System dabei aus?

Külbs: Ja, ab diesem Jahr haben wir eineinhalb Jahre lang Zeit, Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Die besten 14 qualifizieren sich schließlich für die Spiele.

Haben Sie Angst, durch die Verletzung und die dadurch verpassten Wettkämpfe und Punkte hinsichtlich der Quali für die Olympischen Spiele weit zurückgeworfen zu sein?

Külbs: Obwohl ich langsamer in die Wettkampfsaison reinkomme, habe ich keine Angst, da es relativ viele Wettbewerbe gibt, bei denen man Punkt erkämpfen kann. Außerdem hat mich die Verletzung in der Weltrangliste nicht so weit zurückgeworfen, wie es bei einer solch langen Pause von sechs Monaten passieren kann. Derzeit liege ich auf Rang zehn, vor der Verletzung hatte ich mich auf Platz sechs vorgearbeitet. Aber das ist wirklich in Ordnung. Ich mache mir da auch keinen Druck, damit funktioniert es im Judo nämlich auf keinen Fall. Nach diesem Jahr werden wir abschätzen können, ob es mit Rio klappen kann.

Egal, ob es nun mit dem Start beim Grand-Prix in Düsseldorf klappt oder nicht, wie sieht das weitere Programm in diesem Jahr für Sie aus?

Külbs: Ein Wochenende später findet noch ein kleiner Weltcup in Prag statt - diesen könnte ich auch als Start ins Auge fassen, falls Düsseldorf doch noch zu früh und zu groß wäre für den Auftakt. Im April steht dann schon die Europameisterschaft in Glasgow an - ein Etappenziel. Danach folgen einzelne Wettkämpfe und ein Höhentrainingslager, bevor es wieder mit den Grand-Prixs und Grand-Slams weiter geht. Ende August steht mit der Weltmeisterschaft der Jahreshöhepunkt an. Danach geht es zwei Wochen lang in den verdienten Urlaub, bevor im September der Plan von vorne losgeht.

Welche Ziele setzen Sie sich für dieses Wettkampfjahr?

Külbs: Ich möchte Ende des Jahres schon wieder unter den ersten Fünf bis Sechs in der Weltrangliste stehen.

Um dann das große Ziel, die Olympischen Spiele in Rio 2016, zu erreichen?

Külbs: Klar, das bleibt das große Ziel. Bis dahin liegen aber noch viele Wettkämpfe vor mir. Das erste Etappenziel ist jetzt die EM, dann der Jahreshöhepunkt mit der WM. Ende des Jahres, so im November, Dezember wird dann die Lage sondiert, wie die Chancen stehen.

Hat Sie die Schulterverletzung in dieser Planung stark gebremst, oder war der Zeitpunkt der Operation - wenn man das so sagen kann - der am besten geeignete?

Külbs: So doof es sich anhört, es war wirklich der ideale Zeitpunkt für die Verletzung und die Operation (lacht). Somit hatte ich nun vor der Qualifikationsphase Zeit für das Aufbautraining. Eine Verletzung in der Qualiphase ist immer schlechter. Am Anfang war ich schon geknickt, wie langsam es nach der OP ging, dass ich nicht zu den Wettkämpfen konnte. Aber nun sehe ich es absolut positiv. Ich hatte fünf Monate Zeit für mich, hatte nicht den Stress von Wettkampf zu Wettkampf zu reisen und habe die Zeit Zuhause genossen. Mit neuer Kraft hoffe ich nun, die eineinhalb Jahre ohne weitere Verletzung durchziehen zu können - eine Garantie hat man ja nie. Die Krönung wäre dann die Quali für Rio.

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