Ehrenamtliches Engagement „Die Eckpfeiler sind die Vereine“

Pirmasens/Zweibrücken · Im Rahmen des Wettbewerbs „Sterne des Sports“ wurden drei Zweibrücker Vereine für ihr starkes gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.

 Paul Heim (L), der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Pirmasens mit (v.L.n.R.) Alexander Vieweg (LAZ Zweibrücken), Winfried Tänzer (VT Zweibrücken), Frank Schmid (VB Zweibrücken), Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), Giesela Alt (VTZ Zweibrücken) und Michael Knecht (Vorstand VR-Bank Pirmasens).

Paul Heim (L), der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Pirmasens mit (v.L.n.R.) Alexander Vieweg (LAZ Zweibrücken), Winfried Tänzer (VT Zweibrücken), Frank Schmid (VB Zweibrücken), Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), Giesela Alt (VTZ Zweibrücken) und Michael Knecht (Vorstand VR-Bank Pirmasens).

Foto: Annette Wrobel

Gesellschaftliches und soziales Engagement gehören auf den ersten Blick nicht zu den primären Aufgaben eines Sportvereins – aber trotzdem zu den wichtigsten. Das wurde jetzt in Pirmasens deutlich, wo drei Zweibrücker Vereine im Rahmen der „Sterne des Sports“ ausgezeichnet wurden. Der Vereinswettbewerb, den der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seit 2004 gemeinsam mit den VR-Banken ausrichtet, würdigt die Leistung von Vereinen vor dem Hintergrund gesellschaftspolitischer Herausforderungen.

In der VR-Bank in Pirmasens wurden neben den Vereinigten Bewegungsspielern (VB) Zweibrücken, die den zweiten Platz belegten, auch das Leichtathletikzentrum (LAZ) Zweibrücken und die Vereinigte Turnerschaft Zweibrücken (VTZ) – die sich Platz drei teilten – ausgezeichnet.

„Wofür wir konkret geehrt wurden“, lässt sich gar nicht so leicht abgrenzen“, erklärt Winfried Stark, Vorstandsmitglied der VBZ und muss schmunzeln. Integration von Migranten – Inklusion von Behinderten – Hilfe für sozial Schwache. Die lange Liste der Leistungen der Bewegungsspieler ist nicht unbemerkt geblieben. Zwei Sterne des Sports in Bronze (2014 und 2016) hat der Verein bereits erhalten. Er ist zudem Stützpunktverein des DOSB und damit Bestandteil von dessen Programm „Integration durch Sport“. Mit dem Begegnungsfest „Ballkontakte“ bringt der Verein Kinder aus unterschiedlichen Herkunftsländern zusammen, die gemeinsam, kicken, malen oder einfach nur spielen. Mit Migranten und Behinderten unternimmt der Verein Ausflüge in den Schwarzwald oder zum Hambacher Schloss, veranstaltet inklusive und integrative Fußballturniere mit anschließenden Grill-Abenden.

Wichtig sei ihm vor allem die Nachhaltigkeit des Projekts, sagt Stark, dessen Verein mit Birgit Dawo bereits 2013 eine Behinderten-und Ausländerbeauftragte im Vorstand installierte. „Damals hieß es von mancher Seite – ihr macht das jetzt kurz und dann lasst ihr es wieder bleiben“, erinnert sich Stark. Seitdem sind sieben Jahre ins Land gezogen. . .

Migranten begleitet der Verein auch bei Gängen zum Amt. Einigevon ihnen hat Stark von Kindern zu jungen Männern aufwachsen sehen und sie bis zu ihrem Abitur begleitet. Drei junge Afghanen verkaufen bei den Heimspielen des Fußball-Landesligisten Würstchen, Bier und Cola. Bei gemeinsamen Weihnachtsfeiern backen muslimische und christliche Kinder zusammen Plätzchen, gestalten bunte Abende und singen zusammen Weihnachtslieder. „Wir sind zwar ein Fußballverein. Aber wenn es bei uns nichts gäbe außer den Sport, wäre mir das zu wenig“, sagt Stark, der aber betont, dass der Verein seine Bemühungen ohne Unterstützung – zum Beispiel durch das Bundesprogramm ‚Demokratie Leben!’ – in seiner jetzigen Form nicht aufrecht erhalten könne. „Inklusion und Integration sollten im Sportverein selbstverständlich sein. Ohne Migranten würden viele Vereine doch längst nicht mehr existieren“, sagt er.

Eine Sicht die auch Alexander Vieweg stützt. „Jeder Verein hat Kinder mit Migrationshintergrund. Die Politik kann im Hinblick auf Integration zwar Vorschläge machen, die Eckpfeiler bei der Umsetzung sind aber die Vereine“, sagt der sportliche Leiter des LAZ Zweibrücken. Integration müsse gerade bei Kindern aber kaum gefördert werden, ergänzt er: „Wenn man die Kids einfach zusammen spielen und trainieren lässt, läuft das im Grunde von alleine. Bei Kindern gibt es im Hinblick auf andere Kulturen nicht die Berührungsängste, die man bei Erwachsenen sieht.“

Das LAZ wurde in Pirmasens für seinen ‚Talent-Cup’ ausgezeichnet, den es bereits seit 1999 gibt. Bei der Veranstaltung, die in Kooperation mit den umliegenden Schulen stattfindet, hat der Verein immer wieder zukünftige Top-Athleten wie Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe entdeckt. Es geht beim Talent-Cup aber nicht bloß um die reine Sichtung von potenziellen Leistungssportlern. Die 16 ehrenamtlichen Trainer des Vereins wollen Kinder grundsätzlich für Sport und Bewegung begeistern. „Die Idealisten, die im Hintergrund arbeiten und Freude am Sport vermitteln – und dass auch nicht so sportliche Menschen Spaß an der Bewegung finden, sind unverzichtbar“, lobte Paul Heim, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank. Zudem brächten die drei Zweibrücker Vereine „Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten zusammen und fördern das Miteinander“, ergänzte er.

Die VT Zweibrücken landete mit dem LAZ auf dem dritten Platz. Prämiert wurde die VTZ konkret für ihren jährlichen Turnerjahrmarkt. Vor weit über 100 Jahren luden die Turner zum ersten Mal an Pfingsten zu dem Markt ein. Inzwischen hat sich die Veranstaltung zu einem der größten Volksfeste der Region entwickelt. Seine lange Tradition ist aber nicht der ausschlaggebende Grund, warum beim Jahrmarkt „der ganze Verein auf den Beinen ist, um den enormen Aufwand zu stemmen“, sagt die Vorsitzende Gisela Alt. Vielmehr tue man es aus Verantwortung für die Menschen und die Stadt Zweibrücken, deren eigener Jahrmarkt schon lange nicht mehr existiere. Nicht nur beim traditionellen Seniorennachmittag des Jahrmarkts macht die VTZ auf ihr breites Präventions- und Reha-Angebot aufmerksam. Die Krebsnachsorge-Sportgruppe der VTZ existiert bereits seit 30 Jahren. Den Stern des Sports in Silber und Bronze hat der Verein für sein Engagement bereits gewonnen. Zudem werden Spenden und Einnahmen aus dem Losverkauf beim Jahrmarkt für karitative Zwecke gespendet. Das Geld aus dem letzten Jahr kam etwa der Zweibrücker Tafel und der ambulanten Hospiz- und Palliativberatung zugute. „Bei uns soll nicht nur Sport getrieben werden. Wir wollen anderen Gutes tun. Auch ein Sportverein hat eine soziale Verantwortung“, sagt Alt. In diesem Punkt waren sich alle drei Vertreter der ausgezeichneten Zweibrücker Vereine vollkommen einig.

Den ersten Platz beim Regionalentscheid der Sterne des Sports in Pirmasens belegte der TV Rammelsbach (Kreis Kusel) mit seiner Reha-Sportgruppe. Außerdem wurden der SV Erlenbrunn, der Angelsportverein Eppenbrunn und der Handballverein Waldmohr ausgezeichnet.

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