Fußball Die Fußball-Bundesligisten im Formcheck

Sinsheim · An diesem Freitag beginnt die Rückrunde. Personelle Veränderungen gibt es wenige, spannende Konstellationen dafür umso mehr.

 Hoch soll er leben: Kult-Trainer Christian Streich ist seit mehr als sieben Jahren für die Bundesliga-Mannschaft des SC Freiburg verantwortlich.

Hoch soll er leben: Kult-Trainer Christian Streich ist seit mehr als sieben Jahren für die Bundesliga-Mannschaft des SC Freiburg verantwortlich.

Foto: dpa/Ina Fassbender

An diesem Freitag beginnt die zweite Saisonhälfte der Fußball-Bundesliga mit der Partie TSG Hoffenheim gegen Bayern München. Wir haben vor dem 18. Spieltag alle Mannschaften einem Formcheck unterzogen.

BORUSSIA DORTMUND

Ein weiteres Talent ist neu beim BVB. Der 19-jährige Argentinier Leonardo Balerdi kommt von den Boca Juniors ins Ruhrgebiet. Der Innenverteidiger unterschrieb einen „langfristigen Vertrag“ und soll helfen, die Lücke zu füllen, die der Ausfall von Manuel Akanji hinterlässt. Immerhin muss dieser nach seiner Hüftverletzung nicht operiert werden.

Der BVB gewann alle drei Testspiele gegen die niederländischen Erstligisten Feyenoord und Tilburg sowie Ligakonkurrent Düsseldorf. Nur Marco Reus ist nicht sorgenfrei. Der Nationalspieler verpasste den Großteil des Trainingslagers in Marbella wegen Magenproblemen. Ob der Top-Scorer rechtzeitig zum Auftakt in Leipzig fit wird, ist unklar.

BAYERN MÜNCHEN

Einzige Veränderung im Kader: Der Kanadier Alphonso Davies ist da – und zeigte am vergangenen Sonntag beim Turnier in Düsseldorf, dass er schnell und trickreich ist. Der Transfer des Franzosen Benjamin Pavard (VfB Stuttgart) ist perfekt, er kommt aber erst zur neuen Saison.

Der Rückrunden-Auftakt in Hoffenheim wird zur Standortbestimmung. Im Spielverständnis, in der Abstimmung und in der taktischen Flexibilität müssen sich die Bayern steigern, wenn sie Meister werden wollen. Wenn alle Spieler fit sind, könnte der Kampf um Einsätze das Binnenklima aber beeinträchtigen.

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH

Matthias Ginter ist zurück. Der 2014er-Weltmeister absolvierte nach seiner im November erlittenen schweren Gesichtsverletzung die gesamte Vorbereitung der Fohlen. Externe Verstärkungen blieben aus. Die zweiterfolgreichste Offensive der Liga kam im Trainingslager nicht in Schwung, es setzte zwei Testspiel-Niederlagen. Beim Telekom Cup reichte es mit einer verbesserten Leistung zu Platz zwei. Klar ist: Über Weihnachten ging den Fohlen ihr gefürchtetes Spieltempo ab.

RB LEIPZIG

Gleich zweimal schlug RB im Winter auf dem Transfermarkt zu. Der US-Amerikaner Tyler Adams (19) und Keita-Ersatz Amadou Haidara (20) aus Mali kamen aus den Red-Bull-Filialen in New York und Salzburg. Beide sollen Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick noch mehr Optionen im Mittelfeld-Zentrum geben. Ärgerlich: Haidara fällt nach einem Kreuzbandriss allerdings noch länger aus.

Beim 1:1 gegen den türkischen Meister Galatasaray Istanbul und dem 1:0-Sieg gegen den österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC rissen die Leipziger keine Bäume aus. Dennoch funktionierte die Offensive, und beide Spiele hätten auch deutlich gewonnen werden können. Ein Wermutstropfen mit Blick auf den Rückrunden-Auftakt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Dortmund war die Knöchelverletzung von Flügelspieler Bruma gegen Galatasaray. „Für das Dortmund-Spiel wird es knapp, aber es ist zum Glück nichts Längerfristiges“, sagte Rangnick.

Viel mehr Sorgen bereitet Emil Forsberg. Der Schwede laborierte lange an einer Adduktorenverletzung, von der es zuletzt hieß, es sei eine Verletzung am Schambein, die die Karriere gefährden könnte. Vergangenen Freitag und Samstag trainierte Forsberg erstmals seit Monaten wieder voll mit. „Wir müssen jetzt sehen, wie er die Belastung toleriert“, sagte Rangnick.

VFL WOLFSBURG

Im Vergleich zu den Vorjahren verlief die Winter-Vorbereitung auffallend ruhig. Die Stimmung ist nach der glänzenden Hinrunde mit Platz fünf positiv, auf Einkäufe verzichtete die sportliche Führung um Jörg Schmadtke bislang.

Die Testspiele verliefen sehr ordentlich, mit zwei 3:0-Siegen gegen Vitesse Arnheim und HNK Rijeka bestätigte das Team von Bruno Labbadia seine Stabilität. Probleme gibt es aber im Sturm. Wout Weghorst, der lange Niederländer, ist noch nicht bei 100 Prozent. Zudem fällt mit Daniel Ginczek ein Erfolgsgarant der Hinrunde wegen einer Bänderverletzung lange aus.

EINTRACHT FRANKFURT

Personell gibt es (noch) nichts zu vermelden. Im Vordergrund stehen allerdings keine Neuzugänge, sondern mögliche Abgänge. Der ein oder andere Profi soll oder will weg.

Der DFB-Pokalsieger reiste mit einer Niederlage im Gepäck aus dem Trainingslager in Florida zurück nach Deutschland. Trotz des 0:1 gegen Flamengo Rio de Janeiro sieht Trainer Adi Hütter die Hessen gewappnet für die Rückrunde. Zuvor gab es schließlich ein 2:1 gegen den FC São Paulo. „Insgesamt bin ich mit dem Trainingslager sehr zufrieden“, sagte Hütter.

TSG HOFFENHEIM

Hoffenheim ist das „Leihhaus“ der Liga. Steven Zuber (VfB Stuttgart), Felipe Pires (Palmeiras São Paulo), Kevin Akpoguma (Hannover 96), Torwart Gregor Kobel (FC Augsburg) und Vincenzo Grifo (SC Freiburg) wurden ausgeliehen. Damit setzte die TSG den Plan um, den Kader nach dem Aus in der Champions League zu verkleinern.

Vor dem Auftakt am Freitag gegen Rekordmeister Bayern München gab es in Spanien einen Sieg und eine Niederlage. Zunächst kam das Team von Trainer Julian Nagelsmann zu einem 5:2 gegen den belgischen Erstligisten VV St. Truiden, anschließend folgte ein 2:3 gegen den belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht – beide Spiele fanden an einem Tag statt. „Die Jungs machen einen griffigen Eindruck“, sagte Nagelsmann, der in seine letzte Halbserie bei der TSG vor seinem Wechsel zu RB Leipzig geht. Der Club hat noch keinen Nachfolger präsentiert – auch wenn Marco Rose (RB Salzburg) nach wie vor als Favorit gilt.

HERTHA BSC

Manager Michael Preetz hatte Zugänge für die Winterpause bereits früh ausgeschlossen. Abgänge stehen aktuell keine an, das kann sich aber noch ändern.

Nach einem 4:1-Sieg im Test gegen Zweitligist Arminia Bielefeld gab es ein ernüchterndes Erwachen beim Telekom Cup am Wochenende: Turnierletzter nach einem 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach und einer 1:3-Pleite gegen Gastgeber Fortuna Düsseldorf. Im Defensivzentrum war Berlin zu löchrig, im Angriff zu harmlos. „Spielerisch habe ich wenig gesehen“, bilanzierte Trainer Pal Dardai. Die Konstanz ist weiterhin das größte Berliner Problem. Nach Traum-Start in der Hinrunde folgte schon oft der Abschwung. Nach den Verletzungen von Marko Grujic (Sprunggelenk) und Javairo Dilrosun (Oberschenkel) fehlte es an Qualität. Dilrosun fällt noch ein paar Wochen aus, Grujic kehrte immerhin am Montag ins Mannschaftstraining zurück.

BAYER LEVERKUSEN

Kurz vor Weihnachten trennte sich Bayer von Trainer Heiko Herrlich und verpflichtet den ehemaligen Dortmunder Peter Bosz. Der Niederländer will nach seinem kurzen Engagement beim BVB beweisen, dass er auch Bundesliga kann.

Bayer hat seine drei Testspiele in der Winterpause gegen Twente Enschede (4:0), PEC Zwolle (3:1) und Preußen Münster (4:2) gewonnen. Bosz setzt auf ein 4-3-3-System mit Karim Bellarabi, Kevin Volland und Leon Bailey, der unter dem neuen Trainer wieder auf die rechte Seite wechselt und nach überwiegend schwachen Leistungen in der Hinrunde in den Tests einen klaren Aufwärtstrend erkennen ließ.

WERDER BREMEN

Personell hat sich bei den Hanseaten bislang wenig getan. Dass Torwart-Oldie Jaroslav Drobny zum Ligarivalen Fortuna Düsseldorf wechselt, war der einzig nennenswerte Transfer. Vermutlich schnappt sich Zweitligist 1. FC Köln noch den Österreicher Florian Kainz.

Während des Trainingslagers in Südafrika musste der erste Test gegen die Kaizer Chiefs beim Stand von 1:0 wegen starker Regenfälle abgebrochen werden. Bei einer weiteren Begegnung gegen Bidvest Wits gab es ein 2:2. Ob es Trainer Florian Kohfeldt gelungen ist, die im vergangenen Herbst oftmals löchrige Deckung zu stabilisieren, ist unklar. Der schmerzlich vermisste Sechser Philipp Bargfrede konnte in der Vorbereitung noch nicht wieder vollständig überzeugen.

SC FREIBURG

Christian Streich hat auch nach dem siebten Jahr noch immer nicht genug vom SC. Der dienstälteste Trainer der Liga steht vor einer Verlängerung seines auslaufenden Vertrags um ein Jahr bis 2020.

Die Form ist mittelmäßig – aber die Moral stimmt. Beim Doppeltest gegen den Ligarivalen FSV Mainz 05 gab es zweimal ein 2:2. Immerhin holten die Breisgauer dabei zweimal einen 0:2-Rückstand auf.

Dauerbrenner Christian Günter droht zum Rückrunden-Auftakt das Ende einer beeindruckenden Serie. Der 25 Jahre alte Außenverteidiger, der die vergangenen 63 Pflichtspiele über die komplette Dauer absolviert hat, musste wegen muskulärer Probleme vorzeitig aus dem Trainingslager in Sotogrande abreisen.

FSV MAINZ 05

Nach den andauernden Querelen um die Clubführung, den Trainer und die Fans hat die solide Hinrunde die Lage beim Karnevalsverein deutlich entspannt. Die Form ist eigentlich gut – und dann doch wieder nicht. Zehn Tore in vier Testspielen und ansprechende Leistungen sprechen für die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz. Allerdings verspielte das Team in den Tests dreimal einen 2:0-Vorsprung. Offenbar fehlt der Killerinstinkt. „Es nervt, wenn man die Spiele nicht gewinnt. Auch in Testspielen gehört es dazu, sich für gute Leistungen zu belohnen“, sagte Schwarz.

FC SCHALKE 04

Identifikationsfigur Naldo ist weg, einen Ersatz für den Vize-Kapitän gibt es (noch) nicht. Im Trainingslager im spanischen Benidorm arbeitete die Mannschaft an ihrer Abschlussschwäche, am Ende blieb ein durchwachsener Eindruck. Das einzige Testspiel gegen den belgischen Erstligisten KRC Genk endete 2:2. Glück im Unglück hatte dabei Salif Sané: Die Oberschenkelverletzung des Senegalesen erwies sich als nicht schwerwiegend. Die Probleme bei den Königsblauen liegen beinahe überall – in den Ergebnissen, aber auch in der Spielweise.

FORTUNA DÜSSSELDORF

Das Theater um die Vertragsverlängerung von Trainer Friedhelm Funkel hat bei den Rheinländern zu einem totalen Chaos geführt. Viele Clubmitglieder wollen den ungeliebten Vorstandsboss Robert Schäfer und den neuen Sportvorstand Lutz Pfannenstiel am liebsten in die Wüste schicken und streben aus diesem Grund eine außerordentliche Mitgliederversammlung an.

Als Neuzugang steht bislang nur Torwart-Oldie Jaroslav Drobny fest, weitere Verpflichtungen sind geplant. In der Torwartfrage droht Unruhe. Funkel verfügt in Michael Rensing, Raphael Wolf und Drobny nun über drei solide Keeper, aber es ist keiner dabei, der das Team auch mal alleine zum Erfolg führen kann.

In den Vorbereitungsspielen knüpfte der Aufsteiger an seine guten Leistungen in der englischen Woche vor der Winterpause mit neun Punkten aus drei Spielen an. Gegen Herbstmeister Borussia Dortmund und Bayern München zog sich der Außenseiter ebenso wie in der Hinrunde auch in den Wintertests gut aus der Affäre.

FC AUGSBURG

Torhüter Gregor Kobel, ausgeliehen von der TSG Hoffenheim, ist neu in Augsburg. Trainer Manuel Baum und Manager Stefan Reuter wollen nun verstärkt auf die Disziplin achten, in der Hinrunde sei außerhalb des Platzes zu viel passiert.

Die Form ist passabel. Ein 3:0 und ein 0:1 in zwei 60-Minuten-Tests gegen Royal Antwerpen stimmen Baum zuversichtlich. In der Hinrunde kassierte Augsburg zu viele Gegentore, auch eine mangelnde Chancenverwertung lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Südkoreaner Koo und Ji sind noch beim Asien-Cup und fehlen zum Start.

VFB STUTTGART

Die personellen Neuigkeiten in Kürze: Alexander Esswein und Steven Zuber sind neu für die Rückrunde, Holger Badstuber kann gehen, Benjamin Pavard wird gehen – aber erst nach der Saison (zum FC Bayern).

Die Form könnte besser sein. Kein Sieg und fünf Gegentore in zwei Testspielen bereiten Sorgen. Problemfelder gibt es beim VfB überall – hinten (mangelnde Stabilität in der Abwehr), in der Mitte (siehe Abwehr, zu wenig Kreativität) und vorne (schlechte Chancenverwertung).

HANNOVER 96

Mit den Leih-Profis Nicolai Müller (Eintracht Frankfurt) und Kevin Akpoguma (TSG Hoffenheim) haben die 96er zwei Verstärkungen unter Vertrag genommen, nun läuft noch die Suche nach einem Stürmer. Trainer André Breitenreiter weist auch öffentlich auf den Bedarf hin, doch Präsident Martin Kind zögert mit der Bereitstellung zusätzlichen Geldes.

Der letzte Eindruck ist positiv, in einem XXL-Test gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo schafften die Niedersachsen einen 4:1-Erfolg. Zuvor hatte sich das Team zu zwei Unentschieden gegen NEC Nijmegen (0:0) und Zulte Waregem (3:3) gemüht.

Ob die Qualität des Kaders für den Klassenverbleib ausreicht, ist gerade nach den Verletzungen von Niclas Füllkrug und Ihlas Bebou weiter äußerst fraglich. Gegen Ende der Hinrunde hatte Breitenreiter zudem Probleme in der Kabine eingeräumt – ohne starken Zusammenhalt wird 96 nicht bestehen können.

1. FC NÜRNBERG

Verteidiger Robert Bauer fällt lange aus. Verletzte wie Torhüter Christian Mathenia und U21-Nationalspieler Eduard Löwen, früherer Jugendspieler des 1. FC Saarbrücken, sind wieder fit. Die Form ist miserabel. In den zwei Testspielen gegen PEC Zwolle und Royal Excel Mouscron gelang nahezu nichts. Der Kader ist nach wie vor nicht tauglich für die Bundesliga. Trainer Michael Köllner scheint keine neue Impulse mehr setzen zu können. Der Klassenverbleib ist kaum zu schaffen.

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