Hockey-Nationalteam Goldschmied Weise macht Platz für Kais al Saadi

Mönchengladbach · Gleich nach der Olympia-Qualifikation hat der Deutsche Hockey-Bund einen neuen Herren-Bundestrainer präsentiert.

 Kais al Saadi wird neuer Bundestrainer der Hockey-Herren.

Kais al Saadi wird neuer Bundestrainer der Hockey-Herren.

Foto: dpa/Christian Charisius

Einen Tag nach der geglückten Olympia-Qualifikation war die Mission des einstigen Goldschmieds endgültig erfüllt. Zufrieden trat Markus Weise aus dem Rampenlicht und machte Platz für seinen Nachfolger: Ab sofort übernimmt Kais al Saadi die Arbeit beim Projekt „Tokio 2020“ der deutschen Hockey-Herren, begleitet von den guten Wünschen und Ratschlägen des dreimaligen Olympiasiegers Weise.

Al Saadi sei „eine gute Lösung“, befand der Trainer der deutschen Gold-Teams 2004 (Frauen) sowie 2008 und 2012 (Männer). Eine gute Lösung, um die Defizite aufzuarbeiten, die Weise vor und bei seinem kurzen Gastspiel ausgemacht hatte. Zwar reichte es in Mönchengladbach mit zwei Siegen über Österreich (5:0/5:3) locker für das Olympia-Ticket. Um die fünfte Medaille nacheinander zu gewinnen, muss das Team jedoch schnell Fortschritte machen.

Weise hatte die „größere Hausarbeit“ früh festgestellt. Er bemängelte die fehlende Gewinner-Mentalität und machte Schwächen im athletischen Bereich aus. Gegen Österreich fielen zudem alle drei Gegentreffer nach Strafecken.

Erfahrung, um die Aufgaben zu meistern, besitzt der 42 Jahre alte al Saadi genug, auch wenn er zuletzt ein Jahr aus dem Hockey-Geschäft raus war. Einen Namen in der Szene hatte er sich als Erfolgstrainer des UHC Hamburg gemacht. „Kais al Saadi hat in den letzten über 25 Jahren zahlreiche Talente im UHC mit großem Erfolg ausgebildet und parallel auch schon unsere Nationalteams als Co-Trainer begleitet“, sagte DHB-Sportdirektor Heino Knuf.

Eigentlich hatte sich al Saadi nach seinem Rücktritt beim UHC auf seine berufliche Karriere konzentrieren wollen. Den Job als Leiter Personal und Recht bei einem mittelständischen Stahlhandelsunternehmen gab er nun für den DHB auf. Die „ebenso ehrenvolle wie extrem herausfordernde Aufgabe“ der Olympischen Spiele reizte den früheren Torwart zu sehr. „Dafür drehe ich mein stabiles berufliches Umfeld, welches eigentlich als Karriere nach dem Hockeyleben gedacht war, auf links“, sagte er.

Nach drei großen Turnieren ohne Medaille wird es wieder Zeit für einen großen Moment im deutschen Hockey. Al Saadi glaubt an seine Fähigkeiten. „Ich komme jetzt zwar als Außenstehender, bin aber gleichzeitig doch Insider – das ist eine gute Ausgangsposition, aus der ich für die Herren-Nationalmannschaft meines Heimatlandes unbedingt etwas machen möchte.“

Auch die DHB-Frauen peilen nach den souveränen Vorstellungen in Mönchengladbach gegen Italien (2:0/7:0) eine Medaille an, Bundestrainer Xavier Reckinger ist mit Blick auf das Leistungsvermögen seines Teams zuversichtlich. „Das macht Spaß, das macht Bock“, sagte der Belgier, der aber auch weiß: „Wir müssen noch besser werden, wenn wir um eine Medaille mitreden wollen.“

Die erfolgreiche Tokio-Qualifikation war für den Verband nicht nur sportlich wertvoll. Finanziell darf der Deutsche Hockey-Bund weiter auf Unterstützung zählen, da die Höhe der Fördergelder direkt an die Teilnahme an Olympischen Spielen gekoppelt ist. Im vergangenen Jahr erhielt der DHB knapp 2,9 Millionen Euro - die Zukunft ist damit ein Stück sicherer geworden, jetzt fehlen nur noch die Olympia-Medaillen.

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