Große Hoffnung Der Traum lebt weiter

Hanau · Handball: A-Junioren des SV 64 Zweibrücken meistern nächste große Hürde auf dem Weg zurück in die Bundesliga.

 Felix Dettinger (Mitte) verhalf der SV64-A-Jugend mit seiner Treffsicherheit zum wichtigen vierten Platz beim Bundesliga-Qualiturnier.

Felix Dettinger (Mitte) verhalf der SV64-A-Jugend mit seiner Treffsicherheit zum wichtigen vierten Platz beim Bundesliga-Qualiturnier.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Am Ende tanzen alle Spieler überglücklich im Kreis, liegen sich in den Armen und schreien vor Glück. So richtig fassen konnten die A-Jugend-Handballer des SV 64 noch nicht, was sie gerade in der Bundesliga-Qualifikation der Landesverbände Hessen, Rheinhessen, Rheinland, Pfalz und Saarland erreicht hatten. Mit einer kämpferischen Leistung trotzten sie dem haushohen Favoriten der SG Wallau-Massenheim im letzten Spiel ein nicht für möglich gehaltenes Unentschieden ab. So zogen die Junglöwen in allerletzter Sekunde an der Mannschaft der HF Illtal vorbei und sicherten sich das Ticket für die Teilnahme am letzten Qualifikationsturnier für die Bundesliga.

Gegen die MT Melsungen, die SG Wallau-Massenheim, die HF Illtal, die HSG Hanau und die Sportfreunde Mainz-Budenheim trat der SV-Nachwuchs am Wochenende in Hanau im Modus „Jeder gegen Jeden“ an. Obwohl die fünf Begegnungen über je zwei Mal 20 Minuten auf zwei Tage verteilt wurden, hatten alle Teams mit der Gesamtspielzeit von 200 Minuten eine physische und psychische Höchstleistung zu bewältigen. Von den sechs teilnehmenden Teams konnten sich die ersten drei direkt für die kommende Runde in der JBHL qualifizieren, der Vierte erhielt den letzten Platz für das bundesweite Endturnier. Die drei hessischen Vereine Melsungen, Wallau und Hanau traten dabei nicht nur wegen des Heimrechts als klare Favoriten in Erscheinung. Das Trio überzeugte im kompletten Turnier und war ihren Kontrahenten deutlich überlegen.

Dass die Hessenvertreter nur sehr schwer zu schlagen sind, bekamen die 64er direkt in ihrer ersten Begegnung gegen Melsungen zu spüren. Die SV-Jungs liefen ständig einem Rückstand hinterher. Lediglich Mitte der zweiten Halbzeit bot sich in einer vierminütigen Überzahlsituation die Möglichkeit, dem Spiel beim 13:15 eine neue Wendung zu geben. Allerdings machte der Bundesliganachwuchs auch mit einem Mann weniger kurzen Prozess und legte mit einem 3:0-Lauf den Grundstein für den 21:16 Sieg. „Da war sicherlich mehr drin. Das routiniertere Team hat aber verdient gewonnen. Das sind Erfahrungen, die wir machen müssen“, bewertete Trainer Klaus-Peter Weinert die Niederlage nicht so negativ bewerten. In der zweiten Partie kam es zum Saarderby gegen die HF Illtal. Die Jungs von Weinert, der mit Illtals Coach Steffen Ecker befreundet ist, bestimmten im ersten Durchgang lange Zeit das Geschehen. Sie führten mit 8:4, ehe die Handballfreunde nach und nach zu ihrem Spiel fanden und zum 10:10 ausgleichen konnten. Danach entwickelte sich ein spannendes Match. Doch der Treffer des sechsfachen SV-Torschützen Philipp Baus (15:13) reichte am Ende nicht zum Sieg. Seiner Mannschaft gelang in den letzten acht Minuten kein Tor mehr und so trennte man sich 15:15. „Ein Unentschieden, das der Freundschaft zu Steffen keinen Abbruch tut“, meinte der Zweibrücker Übungsleiter augenzwinkernd.

Am Sonntagmorgen kam es dann zum Duell gegen Budenheim, die eigentlich als heimlicher RPS-Favorit angereist waren. In einem ausgeglichenen Spiel entschieden Nuancen über Sieg und Niederlage. Neun Sekunden vor Schluss glich Fabian Naumann für die Zweibrücker zum 14:14 aus. Budenheim wollte durch eine schnelle Mitte den Siegtreffer erzwingen, verlor aber durch einen technischen Fehler den Ball und nach einem Foul entschieden die beiden Unparteiischen auf Strafwurf für die Westpfälzer. Felix Dettinger, dem bereits sechs Treffer gelangen, verwandelte eiskalt und sicherte durch sein siebtes Tor (15:14) beide Punkte. Gegen die gastgebende HSG Hanau hatten die 64er nichts zu ernten. Bei der klaren 12:17-Niederlage verloren sie nicht nur beide Punkte, sondern auch Fabian Naumann durch Verletzung. Der bullige Rückraumspieler knickte um und konnte nicht mehr eingesetzt werden.

Da auch alle anderen hessischen Teams ihre Spiele gegen die RPS-Vertreter gewannen, waren die drei ersten Plätze schon vor den letzten Begegnungen an Wallau, Hanau und Melsungen vergeben. Illtal und Zweibrücken kämpften noch um den wichtigen vierten Platz.

So kam es im letzten Spiel zum Showdown für die Junglöwen. Im vorangegangen Prolog hatte Illtal gegen die unerwartet punktlos gebliebenen Budenheimer ein wahres Feuerwerk gezündet und die Mainzer mit einem schwindelerregenden 29:12-Sieg aus der Halle gefegt. Damit egalisierten die Nordsaarländer nicht nur den Punktestand zum SV, sondern stellten mit plus 17 Toren auch die Tordifferenz auf den Kopf, zogen in der Tabelle an den Zweibrückern vorbei. Nur eine Sensation gegen den Primus Wallau-Massenheim, der als einziges Team alle Spiele gewinnen konnte, würde den 64ern noch zum Erfolg verhelfen.

Mit einem famos haltenden Torwart Benedikt Haubeil, der drei Siebenmeter entschärfte und zudem einmal ins verwaiste Tor der Hessen traf, einer aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaft und auch mit einer Portion Glück, schafften die A-Junioren tatsächlich den großen Wurf und rangen dem Spitzenreiter ein 15:15-Unentschieden ab. Damit darf der SV 64 am 9. Juni bei der bundesweiten Endrunde antreten. Hier werden die letzten drei Startplätze für die kommende Bundesligasaison vergeben. Dieser Erfolg ist noch höher zu bewerten, da das Team von Trainer Klaus Peter Weinert ohne die beiden Stammspieler aus der letzten Saison, Torwart Norman Becker (Muskelriss) und Torjäger Philipp Meiser (Rückenprobleme), auskommen musste. „Das waren am Ende eines kräftezehrenden Turniers zwei total überraschende Ergebnisse von Illtal und uns selbst. Man hat gesehen, dass bei beiden Teams der Wille zum Erfolg noch zu 100 Prozent da war. Ich bin unglaublich stolz auf meine Jungs. Wir geben weiter alles, um wieder in der Bundesliga spielen zu dürfen“, betont Weinert.

Es spielten: Benedikt Haubeil 1 und Daniel Backes im Tor, Felix Dettinger 23/11, Philipp Baus 15, Fabian Naumann 8, Sebastian Meister 7, Johannes Knoll 6, Joshua Eberhard 5, Nico Müller 3, Maurice Hannich 2, Philipp Becker 2, Nico Gräber 1, Norman Hüther, Florian Franzl, Lars Gräbel, Torben Freyler.

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