Zweibrücken Der SWFV pfeift die Saison endgültig ab

Zweibrücken · Das Präsidium des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) hat die Saison in den Amateurligen am Donnerstagabend abgebrochen. Trainer und Vereinsverantwortliche im Kreis zeigen sich darüber erleichtert. Doch ganz vorbei ist die Saison womöglich nicht für alle Klubs.

 Der Ball ruht endgültig: Das Präsidium des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) hat am Donnerstagabend entschieden, die Saison 20/21 in den Amateurklassen abzubrechen. Die Vereine reagierten darauf mit Verständnis. Sie blicken bereits nach vorne – auf die kommende Spielzeit.

Der Ball ruht endgültig: Das Präsidium des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) hat am Donnerstagabend entschieden, die Saison 20/21 in den Amateurklassen abzubrechen. Die Vereine reagierten darauf mit Verständnis. Sie blicken bereits nach vorne – auf die kommende Spielzeit.

Foto: imago images/Eibner/Weiss /Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

Womöglich lag es an den vielen Anrufen, dass der Akkustand seines Handys nur noch bei vier Prozent lag. Zumindest ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich Reiner Ehrgott, Präsident des Fußballkreises Pirmasens/Zweibrücken, an diesem Freitagmorgen wie ein sehr gefragter, vielleicht auch gern gehörter Mitarbeiter eines Kundenservice fühlte. Einer Telefon-Hotline. Nur wenige Stunden, nachdem das Präsidium des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV), dem Ehrgott angehört, entschieden hatte, die Saison 20/21 in den Amateurligen abzubrechen. Endgültig.

Der Beschluss trifft die Klassen ab der Verbandsliga Südwest. Die Herren ebenso wie die Frauen, die Jugendlichen und die Kinder. Ab der Landesliga wird es damit auf alle Fälle keine Auf- und Absteiger geben. Und sollte die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saarland den Abbruch in der kommenden Woche beschließen, gilt das auch für die Verbandsliga Südwest. Von der Entscheidung ausgenommen, bleibt die Pokalrunde. Diese soll, so formuliert es der SWFV in seiner Pressemitteilung, regulär zu Ende gespielt werden.

„Die Entscheidung die Saison zu annulieren, war gestern schnell gefallen“, fasst Ehrgott die kurzfristig anberaumte Sitzung der SWFV-Oberen zusammen. Damit revidiert das Gremium auch seine Entscheidung vom 10. März. Dort hatte man beschlossen, die Saison-Unterbrechung fortzusetzen. Laut Ehrgott hatte es aber bereits damals innerhalb des Vorstandes eine Tendenz zum Saisonabbruch gegeben, zu dem es nun, knapp drei Wochen später, auch kam. „Die Corona-Lage hätte sich ja auch verbessern können; wir wollten nicht voreilig sein“, begründet Ehrgott die damals fortgesetzte Saison-Unterbrechung, die einige Trainer und Verantwortliche schon dort kritisch bewerteten: Nicht wenige plädierten für einen Abbruch. Nun, da sich die Corona-Lage nicht verbesserte, erhörte das Präsidium die Worte der Vereinsverantwortlichen. Ließ Taten folgen.

Der Grund? Realistische Chancen, dass die Spieler sehr zeitnah uneingeschränkt zusammen trainieren können, sahen die Entscheidungsträger ebenso wenig wie die baldige Fortsetzung des Wettbewerbs. Das Training hätte spätestens Anfang April beginnen, der Spielbetrieb einen Monat später fortgesetzt werden müssen, so die Prämisse des SWFV.

„Wir haben keine andere Möglichkeit als den Abbruch gesehen“, sagt Ehrgott. Er fügt an: „Ich finde die Absage sehr gut – wir hätten sehr wahrscheinlich keine sportlich faire Lösung mehr hinbekommen.“ Nicht unwahrscheinlich, dass die zum Teil hohen Inzidenzzahlen – etwa in Pirmasens oder Frankenthal – zu Spielabsagen geführt hätten. Auch ein regelmäßiges Training wäre vor diesem Hintergrund nicht für jeden Verein machbar gewesen. Ehrgott spricht deshalb von einer „klaren und vernünftigen Reaktion auf die aktuelle Lage. Auf die steigenden Inzidenzzahlen“. Die Vereine wüssten nun, woran sie sind, könnten für die kommende Runde planen.

Das bestätigt Steffen Sprau, Spieler, Co-Trainer und Vorstandsmitglied des Verbandsligisten SG Rieschweiler. Bis zuletzt habe er zwar noch gehofft, dass die Saison fortgesetzt wird. Doch aufgrund der Lage, „wäre das einfach sehr schwer umzusetzen gewesen“. Zu schwer. „Deshalb bin ich erleichtert, dass endlich klare Sache gemacht und klare Kante gezeigt wurde. Damit wurde das ständige Auf und Ab auch für die Spieler beendet.“ Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die vom Abstieg bedrohte SGR geht auch in der nächsten Saison in jedem Fall in der Verbandsliga an den Start. Wie Ehrgott zeigt sich auch Sprau froh darüber, dass die Vereine nach vorne blicken könnten. Auf die kommende Runde. „Wir hoffen, dass es dann wieder eine normale Saison wird“, sagt Sprau. Eine Meinung, die er nicht exklusiv hat.

Auch für Sascha Grimm, erster Vorstand des SV Ixheim, der nächsten Saison wieder als eigenständige Mannschaft in der C-Klasse startet, „ist der Abbruch die richtige Entscheidung – „auch wenn es gerade für unsere A-Jugend sehr schade ist, die punktgleich mit dem Tabellenführer an der Spitze lag“. Und damit durchaus gute Chance besaß, in die Landesliga aufzusteigen. Und dennoch begrüßt Grimm die Verbandsentscheidung – denn „die Fallzahlen steigen ja wieder an. Da hätte sich die Frage gestellt, wer wann wieder trainieren darf. Hier in Zweibrücken sieht es ja noch ganz gut aus. Aber zum Beispiel in Pirmasens weniger. Das wäre kein fairer Wettbewerb gewesen.“ Grimm hofft nun, „dass wir schon früh im Sommer in die kommende Runde starten können.“ Dieser „Puffer“ sei wichtig, „damit auf jeden Fall zumindest eine einfache Runde gespielt werden kann, sodass die neue Spielzeit diesmal auch gewertet wird“. Er regt vor diesem Hintergrund an, dass Neuzugänge bereits ab Mai zu ihren neuen Clubs stoßen könnten, damit früh eine gemeinsame Vorbereitung möglich ist. Zwar seien die Spieler auf dem Papier noch ihren alten Clubs verpflichtet, aber abgesehen von den Teams, die noch im Kreispokal vertreten seien, stünden ja keine Pflichtspiele mehr an.

Peter Ehrmantraut, erster Vorsitzender des A-Klasse-Vereins Palatia Contwig, sieht das anders. „Finanziell gebeutelte Vereine hätten dadurch Nachteile“, sagt er. Vereine, die wiederum gut oder zumindest besser als andere aus der Krise kämen, „könnten das zu ihren Vorteilen ausnutzen“. Deshalb solle alles so bleiben, wie es ist.

Dass es nun zum Saisonabbruch kam, könne er durchaus verstehen. „Auch wenn es mich nicht glücklich macht.“ Dass dem Tabellenzweiten der A-Klasse Pirmasens/Zweibrücken West damit am sogenannten Grünen Tisch die Chance auf den Aufstieg genommen wurde, „sehen wir sportlich. Wir leben damit.“ Auch weil „wir spätestens zum 1. April mit dem Training hätten starten müssen. Denn ohne ausreichende Vorbereitung wären die vielen Spielen nicht zu verantworten gewesen“. Ermantraut spricht von „vier Partien pro Woche“, die auf die Mannschaft zugekommen wären. Konjunktiv.

Nun hofft der Vorsitzende auf ein gut ausgeklügeltes Konzept. Darauf, „dass wir die nächste Runde wie geplant beginnen und beenden können.“ Ansonsten „wird es für viele Vereine nämlich sehr düster, wenn auch die kommende Runde abgebrochen werden würde“.

Für Hakan Haliloglou, Sportlicher Leiter des Landesligisten TSC Zweibrücken, hätte diese Entscheidung schon deutlich früher fallen müssen. „Ich halte es für Schwachsinn, dass überhaupt noch darüber

diskutiert wird, die Saison fortzusetzen“, monierte er bereits am 14. Februar. Der Grund für seine Manöverkritik damals? Durch die lange Zwangspause könnten sich die Spieler eher verletzen. „Ich habe keinen Athletiktrainer und keinen Physio, der dreimal die Woche im Training ist und die Spieler massiert“, hielt er fest. Auch die Verantwortlichen des Stadt- und Ligarivalen VB Zweibrücken hatten sich vehement für einen Abbruch ausgesprochen.

Für diesen entschied sich zwei Monate später auch der SWFV, für den nun weitere wichtige Themen auf der Prioritätenliste stehen. Ganz oben freilich die Planung der Saison 21/22. Sicher ist, dass bei den meisten Spielern nach dieser sehr langen Pause, anders als bei Ehrgott, der Akku voll aufgeladen sein wird. Bei hundert statt vier Prozent.

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