„Das Kollektiv wird eine größere Rolle spielen“

Zweibrücken · Souverän hatten sich die A-Jugend-Handballer des SV 64 Zweibrücken für die Bundesliga qualifiziert. Am Sonntag geht es nun endlich los für das Team des Trainerduos Tony Hennersdorf/Stefan Bullacher.

 Martin Schwarzwald geht mit den SV-Handballerinnen in die dritte Spielzeit. Foto: Marco Wille

Martin Schwarzwald geht mit den SV-Handballerinnen in die dritte Spielzeit. Foto: Marco Wille

Foto: Marco Wille

Herr Schwarzwald , vor dem Rundenstart hat für Ihre Mannschaft bereits ein Höhepunkt mit dem DHB-Pokalspiel (24:35 Allensbach) angestanden. Wie zufrieden waren sie nach der Vorbereitung? Wie hat sich die Mannschaft dort präsentiert?

Martin Schwarzwald : Mit dem Start bin ich sehr zufrieden. Die Mannschaft hat gut gearbeitet, gute Leistungen in Training und dem Spiel gezeigt. Nach einer kurzen Pause zu Beginn der Sommerferien haben uns Urlaubszeiten, Auswahltermine und Verletzungen etwas zurückgeworfen. Nach zuletzt zwei schwächeren Spielen hat uns die gute Leistung im DHB-Pokal wieder etwas Aufwind gegeben. Wir werden eventuell noch ein paar Wochen brauchen, um unsere gewünschte Form zu erreichen, aber unterm Strich bin ich zufrieden.

Sie gehen mit den SV-Damen nun in die dritte Saison. Häufig haben Damenmannschaften den Ruf, etwas schwieriger zu sein, als die der Männer. Geht es bei den SV 64-Frauen harmonisch zu, oder was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Schwarzwald : Den Frauen/Männer-Vergleich kann ich so nicht bestätigen. Entscheidend sind meiner Meinung nach bei beiden die richtige Mischung der Charaktere und ein ehrlicher Umgang miteinander. Spieler und Trainer müssen wissen, woran sie sind.

Wie hat sich das Gesicht der Mannschaft zur neuen Runde verändert? Elisa Burkholder, bisher eine Stütze der Teams, hat den Verein in Richtung Bayer Leverkusen verlassen. Kann sie ersetzt werden?

Schwarzwald : Elisa ist ein großer Verlust - sowohl sportlich als auch menschlich. Sie hat letzte Saison 204 Treffer für uns erzielt und auch in der Abwehr eine wichtige Rolle eingenommen. Eine einzelne Spielerin wird sie nicht ersetzen können, aber ich glaube, dass mehrere Spielerinnen auf einem guten Weg sind, den nächsten Schritt zu machen. Das Kollektiv wird in diesem Jahr die größere Rolle spielen. Mit Joline Müller haben wir die Torschützenkönigin (227 Treffer) der letzten Saison gehalten. Von auswärts ist nur Miriam Schoeneich aus Kaiserslautern dazugekommen, aus der Jugend sind einige Spielerinnen aufgerückt, darunter Jugendnationalspielerin Amelie Berger.

Ist es ein Beweis für die gute Nachwuchsarbeit beim SV 64, dass Spielerinnen wie nun Elisa Burkholder den Sprung zu höherklassigen Vereinen schaffen?

Schwarzwald : Das ist mit Sicherheit so. Mit Elisa und Amelie haben es zwei echte Eigengewächse schon zur Nationalmannschaft geschafft, mit Isabelle Rubeck war eine weitere B-Jugendliche im Blickfeld des DHB. Dazu kommen viele Mädchen, die im Kader der Landesauswahl stehen. Unsere Arbeit der letzten Jahre blieb auch durch das Erreichen des dritten Platzes bei der deutschen B-Jugendmeisterschaft den höherklassigen Vereinen nicht verborgen.

Ist der Stolz oder der Wehmut über diesen Abgang größer?

Schwarzwald : Wehmut habe ich hinter mir gelassen. Ich freue mich, dass Elisa nach der WM im Sommer jetzt auch im Verein ein neues Kapitel aufschlagen kann und wünsche ihr dafür alles Gute. Für mich geht der Blick jetzt aber nach vorne, denn meine Mannschaft hat volle Aufmerksamkeit verdient.

Ist der SV 64 trotz Drittliga-Männern, Bundesliga-A-Junioren und Oberliga-Frauen dennoch vor allem ein Ausbildungsverein, für talentierte Handballer der Region ein Sprungbrett?

Schwarzwald : Das ist der Lauf der Dinge. Unterm Strich würde ich sagen, dass deutlich mehr Talente den Weg zu uns finden, als uns verlassen. Wenn dann mal ein Zweibrücker Talent den Sprung in eine höhere Klasse schaffen kann, dann ist das eine Bestätigung unserer guten Arbeit und kein Grund, beleidigt zu sein.

Versuchen Sie bei den Frauen auch weiterhin, ähnlich der Herrenmannschaft, junge Spielerinnen aus der Jugend in die erste Mannschaft zu integrieren?

Schwarzwald : Das praktizieren wir so schon seit vielen Jahren. Schon in meiner ersten Saison 2012/13 hatten wir sechs Spielerinnen unter 18 Jahren im Kader, und auch mein Vorgänger Axel Koch hat immer wieder Jugendspieler aus unseren Reihen erfolgreich eingebaut. Gerade im Frauenbereich fehlen uns die finanziellen Mittel, um Qualität extern einzukaufen. Wir versuchen bereits im Jugendbereich, Talente für uns zu gewinnen und hier auszubilden. Wir bieten meiner Meinung nach ein gutes Umfeld und eine tolle Perspektive für talentierte Mädchen.

In der vergangenen Runde haben Sie die Vizemeisterschaft in der Oberliga errungen, den Aufstieg in die Dritte Liga nur knapp verpasst. Trauert man dem verpassten Aufstieg nach oder ist die RPS-Oberliga für Euch ein attraktives Umfeld?

Schwarzwald : Wir hätten natürlich sehr gerne die Meisterschaft eingefahren und gemeinsam mit unseren Männern das Abenteuer Dritte Liga bestritten. Es hat nicht sollen sein - also konzentrieren wir uns jetzt auf eine neue Oberliga-Runde und freuen uns auch auf die kommenden Aufgaben.

Was zeichnet Ihre Mannschaft aus, wo liegen die Stärken?

Schwarzwald : Ich denke, dass wir im Gegensatz zur vergangenen Saison im Angriff etwas variabler sein werden. Wir haben letzte Runde bereits den besten Angriff der Liga gestellt, aber ich glaube, dass wir auch beim Tempo zugelegt haben. Wie bereits erwähnt, haben mehrere Spielerinnen den nächsten Schritt gemacht, gehen verbessert in die neue Saison.

Welche Ziele setzen Sie sich für die neue Oberliga-Spielzeit?

Schwarzwald : Die Klasse ist durch die beiden Absteiger stärker als in der vergangenen Saison. Wir wollen uns früh im oberen Tabellendrittel etablieren und dann mal schauen, was nach oben möglich ist. Ich traue meiner Mannschaft an einem guten Tag viel zu, aber ob wir das Durchhaltevermögen haben, an jedem Tag unser Bestmögliches abzurufen, wird sich erst noch zeigen.

Was sind die langfristigen Ziele mit den Mädchen- und Frauenteams beim SV 64?

Schwarzwald : In absehbarer Zeit sollte eine Frauenmannschaft aus dem HVS noch mal ans Tor zur Dritten Liga klopfen. Das wäre nicht nur für unsere eigenen Talente wichtig, sondern auch für die ganze Region. Derzeit haben wir oberhalb der Oberliga keine Frauenmannschaft mehr, sodass uns die Talente zwangsläufig weglaufen. Ich sehe uns derzeit auch wegen unserer guten Jugendarbeit und der passenden Vereinsstruktur am besten positioniert, um den Schritt in den nächsten Jahren zu machen.

Wer sind für Sie die Favoriten auf die Meisterschaft?

Schwarzwald : Die Absteiger Bassenheim und Bascherge sehe ich in einer guten Position, aber auch Wittlich traue ich viel zu. Nach dem Karriereende von Tatjana Nykytenko hat sich die HSG mit Nadja Zimmermann und Lisa Schenk vom Erstligist Koblenz verstärkt. Das war schon ein kleiner ‚Transferhammer'. Aus dem Rest wird es sicher wieder eine Mannschaft schaffen, oben mitzuspielen und ich hoffe, dass auch wir zu diesem Kreis zählen können.

Amelie Berger und Katharina Koch waren zuletzt angeschlagen, sind beide zum Saisonstart am Samstag in Saulheim fit?

Schwarzwald : Katha wird sicher dabei sein, da sie gegen Allensbach den Härtetest gut überstanden hat. Bei Amelie sieht es schlechter aus. Die Verletzung am Sprunggelenk erweist sich als hartnäckiger als zunächst erwartet und derzeit können wir ihr Pflichtspieldebüt noch nicht abschätzen.

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