Da, wenn es drauf ankommt

Der Höhepunkt der Krise war im Februar erreicht. Raphael Holzdeppe wollte bei der deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaft in Karlsruhe in aller Ruhe bei 5,35 Meter einsteigen - und scheiterte kläglich.

Nichts klappte mehr, das Gefühl fürs Fliegen hatte der 25-Jährige anderthalb Jahre nach seinem größten sportlichen Erfolg komplett verloren.

Aber das Aushängeschild des LAZ Zweibrücken hat sich mit seinem Trainer Andrei Tivontchik zurückgekämpft. Nach dem Tiefpunkt in Karlsruhe stehen für Holzdeppe vor allem Trainingseinheiten auf dem Programm. Fast täglich arbeiten die beiden in Zweibrücken am Comeback. In der Heimat, dem gewohnten Umfeld beim LAZ, fühlt sich Holzdeppe endlich wieder wohl. Schritt für Schritt kehrt die alte Form zurück, die Unbekümmertheit, die Coolness, die den Ausnahmeathleten in den Jahren 2012 und 2013 so stark gemacht hat. Bei der Team-EM im Juni reicht es schon wieder zu 5,85 Metern, in den Wochen danach steigert Holzdeppe bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg seine persönliche Bestmarke auf 5,94 Meter.

Voller Selbstbewusstsein macht sich der Zweibrücker auf nach Peking, ein klares Ziel vor Augen. "Ich will eine Medaille", erklärt der Titelverteidiger kurz vor seiner Abreise im Merkur-Interview. Auch von einer wackligen Qualifikation lässt sich Holzdeppe nicht aus der Ruhe bringen. Nervenstark meistert er die geforderten 5,70 Meter im dritten und letzten Versuch. Zwei Tage später sitzt Raphael Holzdeppe auf der dicken gelben Matte der Stabhochsprunganlage, die Beine baumeln im Einstichkasten, und ein breites Grinsen huscht ihm übers Gesicht. Weltmeister ist er diesmal zwar nicht geworden, aber das scheint in diesem Moment fast zweitrangig. Raphael Holzdeppe hat bewiesen, dass er da ist, wenn es darauf ankommt. Hat es allen gezeigt, die ihn bereits abgeschrieben haben.

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