LAZ Zweibrücken Hussong ist nun zweitbeste Deutsche aller Zeiten

Zweibrücken/Chorzow · Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken gibt bei der Team-EM in Polen ein eindrucksvolles Bewerbungsschreiben auf eine Olympische Medaille ab. Auch Disziplinkollege Johannes Vetter überragt. Insgesamt reicht es für das deutsche Team aber nicht für einen Platz auf dem Treppchen.

 Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken hat bei der Team-EM in Polen ihre bisherige Bestleistung um über einen Meter gesteigert.

Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken hat bei der Team-EM in Polen ihre bisherige Bestleistung um über einen Meter gesteigert.

Foto: imago images/Chai v.d. Laage/Chai von der Laage via www.imago-images.de

Christin Hussong hat die Speerwurf-Konkurrenz bei der Team-Europameisterschaft am Sonntag im polnischen Chorzow gewonnen. Das alleine wäre schon eine Meldung wert – allerdings keine allzu aufsehenerregende. Zu oft geht die 27-Jährige vom Leichtathletikzentrum (LAZ) Zweibrücken aus ihren Wettkämpfen als Siegerin hervor. Wie zuletzt beim Golden Spike im tschechischen Ostrava oder vor einer Woche beim Pfingstsportfest in Rehlingen. Und doch war am Sonntag in Polen alles anders:

20 Schritte Anlauf nimmt die Herschbergerin auf der blauen Tartanbahn im Schlesischen Stadion, bevor der Speer ihre Hand verlässt. Als ihr Arbeitsgerät in den regnerischen Himmel von Chorzow steigt und sich erst nach einer gefühlten Ewigkeit in den Rasen bohrt, speit die Pyrotechnik im Stadion lodernde Flammen in die Luft: Meeting-Rekord! Die Weite: 69,19 Meter. Damit distanzierte die 27-Jährige nicht nur ihre erste Verfolgerin um beinahe 13 (!) Meter. Sondern stellte auch eine neue persönliche Bestleistung auf. Ihre bisherige Rekordmarke, die 67,90 Meter – aufgestellt bei ihrem EM-Triumph 2018 in Berlin – übertraf sie um mehr als einen Meter. Christin Hussong setzte sich damit hinter Christina Obergföll auf Rang zwei der „ewigen“ deutschen Bestenliste. Zu Obergfölls Weite (70,20 Meter) fehlt Hussong nur noch ein runder Meter.

In der Olympia-Saison warf bislang nur die in Chorzow abwesende Polin Maria Andrejczyk (71,40 Meter) weiter als die 27 Jahre alte Herschbergerin. Überhaupt waren jemals nur sieben Werferinnen besser. „Ich liebe das Stadion, es ist ein toller Ort für einen Wettkampf. Ich habe in diesem Jahr schon drei Mal über 66 Meter geworfen, dieses Ergebnis gibt mir noch mehr Selbstvertrauen. Bei den letzten Weltmeisterschaften in Doha wurde ich Vierte. Das war nicht so toll. Ich hoffe, dass es in Tokio besser wird“, sagte Hussong dem Portal leichtathletik.de. Ihr Hammer-Wurf in Schlesien – er las sich in der Tat wie ein Bewerbungsschreiben auf eine Olympische Medaille. Bei den Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende (5/6. Juni) in Braunschweig ist Hussong nicht nur deshalb die Topfavoritin

Auch Hussongs Disziplinkollege Johannes Vetter von der LG Offenburg überragte in Chorzow. Der 28-Jährige warf am Samstag 96,29 Meter – die drittbeste je erzielte Weite und gewann den Wettkampf ebenfalls souverän. Wegen Adduktorenproblemen verzichtete er jedoch auf den dritten und vierten Versuch. „Ich habe gestern Abend noch ein MRT machen lassen, man sieht da ein bisschen was. Aber es ist nichts, was mich von Olympia-Gold abhalten kann“, gab der gebürtige Dresdner Entwarnung. Den Weltrekord hält seit 25 Jahren der Tscheche Jan Zelezny mit 98,48 Metern.

Sein Siegeswurf in Chorzow habe sich eigentlich „nicht perfekt angefühlt. Ich bin ziemlich sicher, dass es noch weiter gegangen wäre. Aber ich bin enorm glücklich über das Resultat“, sagte Vetter, Weltmeister von 2017. Er habe auch keine Bedenken, seine herausragende Verfassung bis zu den Sommerspielen in Tokio (23. Juli bis zum 8. August) nicht halten zu können. „Ich verliere meine Form nicht, das wird einfach nicht der Fall sein“, sagte er und versprach: „Ihr werdet noch weite Würfe von mir in diesem Jahr sehen.“

Trotz ihrer beiden überragenden Speerwurf-Asse haben die deutschen Leichtathleten bei der Team-EM die Top 3 verpasst. Sieben Siege in 40 Disziplinen reichten der DLV-Auswahl, die bereits dreimal den Titel geholt hatte (2009, 2014, 2017), in der Endabrechnung zu Platz vier (171 Punkte) unter sieben Nationen. Europameister wurde Gastgeber Polen (181,5) vor Italien (179) und Großbritannien (174).

Für ein weiteres Top-Resultat aus deutscher Sicht sorgte der frühere Dreisprung-Europameister Max Heß (Chemnitz), der mit guten 17,13 Metern gewann. Zudem holten Kugelstoßerin Sara Gambetta (Halle/Saale) mit 18,75 Metern, Weitspringerin Maryse Luzolo (Königsstein/6,61 Meter), der Leipziger Robert Farken über 1500 Meter (3:56,64 Minuten) und die Männerstaffel über 4x100 Meter (38,73 Sekunden) Siege.

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