LAZ Zweibrücken „Aufgeregte“ Hussong überzeugt bei Test-Wettkampf

Zweibrücken/Offenburg · Speerwurf-Europameisterin Christin Hussong knackt bei der „Leistungsdiagnostik unter Wettkampfbedingungen“ zwei Mal die 60-Meter-Marke.

 Christin Hussong schleuderte den Speer nach langer Wettkampfpause zwei Mal über 60 Meter.

Christin Hussong schleuderte den Speer nach langer Wettkampfpause zwei Mal über 60 Meter.

Foto: dpa/Michael Kappeler

17 Schritte Anlauf – dann schleudert Christin Hussong den Speer mit einem lauten Schrei in die Nachmittagssonne. Genaus 61,13 Meter entfernt landet das Wurfgerät wieder auf dem grünen Rasen des ETSV-Stadions in Offenburg (Baden-Württemberg). Der zaghafte Einstieg in die Leichtathletik-Saison ist geschafft!

Die Speerwurf-Europameisterin vom Leichtathletikzentrum Zweibrücken nahm am Freitag an der „Leistungsdiagnostik unter Wettkampfbedingungen“ des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) teil, in deren Rahmen die besten deutschen Speerwerferinnen und Speerwerfer in Potsdam, Erfurt und eben Offenburg an den Start gingen. Um unter den Augen des Speerwurf-Bundestrainers Boris Obergföll rund sieben Wochen vor der deutschen Meisterschaft (8. und 9. August in Braunschweig) ihre Form zu überprüfen. Auch Weltmeister Sebastian Vetter war in Offenburg dabei. Wegen eines Magen-Darm-Infekts blieb er aber in der Rolle des Zuschauers und beobachtete, wie Hussong den Speer im ETSV-Stadion auf Anhieb zwei Mal über 60 Meter (61,13m und 60,18m) schleuderte. Der dritte Versuch der Herschbergerin war ungültig. „Ich war heute früh aufgeregt“, gestand die WM-Vierte gegenüber dem Internetportal leichtathletik.de, „ich wusste gar nicht: Was brauche ich überhaupt? Es war praktisch mein erster Wettkampf seit der Weltmeisterschaft in Doha.“ Insofern passte technisch zwar noch nicht alles bei der 26-Jährigen, die trotzdem zufrieden mit ihrer Leistung sein konnte. Hussong erklärte: „Ich hatte nie ein Motivationsproblem – ich habe mir die Ziele einfach woanders gesetzt, zum Beispiel im Kraftbereich.“

Hussongs Weiten in Offenburg waren vor allem deshalb beachtlich, weil die 26-Jährige lange Zeit gar nicht zum Speer greifen durfte. Danach konnte sie als Kaderathletin des DLV zwar seit Ende April wieder im Zweibrücker Westpfalzstadion trainieren. War dort aber ohne Konkurrenten oder Trainingsgruppe allein auf weiter Flur.

Zur WM-Norm (61,50 Meter) fehlten Hussong nun nur rund 30 Zentimeter. Und bei der deutschen Meisterschaft 2019 in Berlin hätte sie sich mit ihrer „Offenburger Weite“ mit über zwei Meter Vorsprung den Titel gesichert. Und auch wenn die Leistungsdiagnostik nur den Charakter eines Test-Wettkampfes hatte – das Fernduell mit ihrer größten nationalen Konkurrentin Annika Fuchs hat Hussong am Freitag ebenfalls gewonnen. Während die 60-Meter-Marke für die Herschbergerin kein größeres Hindernis darstellte, standen bei Fuchs im 700 Kilometer entfernten Potsdam letztlich 53,50 Meter zu Buche.

Allein um die reinen Weiten ging es am Freitag aber ohnehin nicht – sondern ebenso darum, die Top-Athleten des DLV wieder in eine Wettkampfsituation zu schicken. Es war der zaghafte Einstieg in die Leichtathletik-Saison – und den hat Christin Hussong richtig gut gemeistert.

Bei den Männern erzielte im Rahmen der Leistungsdiagnostik Thomas Röhler die beste Weite. Der Olympiasieger warf in Erfurt aus kurzem Anlauf über 79 Meter. Vize-Europameister Andreas Hofmann brach den Test-Wettkampf im Offenburg nach zwei ungültigen Versuchen ab. Er war in der Vorwoche im Training umgeknickt.

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