Leichtathletik Blech schwingt sich im Zeltpalast diesmal am höchsten

Merzig · Der Ex-Zehnkämpfer gewinnt das Stabhochspringen in Merzig. Bestmarke von Raphael Holzdeppe bleibt unangetastet.

 Stabhochspringer Torben Blech verbesserte seine Bestmarke in der Halle im Merziger Zeltpalast auf 5,61 Meter.

Stabhochspringer Torben Blech verbesserte seine Bestmarke in der Halle im Merziger Zeltpalast auf 5,61 Meter.

Foto: Ruppenthal

Es ist 19.54 Uhr, als die Stimmung im Merziger Zeltpalast eskaliert. Die gut eintausend Zuschauer beim Neujahrspringen erheben sich von den Sitzen. Rhythmisch klatschend begleiten sie am Samstagabend den letzten Versuch des Besten der anfangs 14 Stabhochspringer. Aufgelegt sind 5,71 Meter – neuer „Zeltweltrekord“. Doch es ist nicht Titelverteidiger Bo Kanda Lita Baehre, der versucht, die alte Bestmarke von 5,70 Meter von Raphael Holzdeppe vom Leichtathletikzentrum Zweibrücken zu verbessern. Bei der sechsten Auflage des Neujahrsspringens ist es sein Leverkusener Vereinskollege Torben Blech, der die spektakulärste Flugschau bietet.

Der 24-jährige Ex-Zehnkämpfer hat mit 5,61 Metern bereits seine Hallenbestmarke um sechs Zentimeter gesteigert. Nach zwei knapp gescheiterten Versuchen zeigt Blech noch mal einen technisch sauberen Sprung. Die Bestmarke von Raphael Holzdeppe kann Blech jedoch nicht knacken. LAZ- Athlet Holzdeppe verzichtet im Olympia-Jahr auf Hallenwettkämpfe und war deshalb auch in Merzig abwesend.

An der Freude über seinen Sieg ändert der verpasste Rekord für Blech wenig: „Großartig. Besser kannst du nicht ins Jahr starten“, jubelt er und präsentiert den Zuschauern zur Feier des Tages noch ein Tänzchen zu den Klängen seiner Anlaufmusik von Whitney Houston: „I wanna dance with somebody“.

Sein letzter „Tanzpartner“ des Abends war derweil nicht ganz zufrieden. „Ich hätte natürlich gerne gewonnen. Es war ein guter Zweikampf mit Torben, den ich aber leider verloren habe. Das habe ich mir selbst zuzuschreiben“, sagte Lita Baehre. Der 20-Jährige, der bei der WM in Doha (Katar) im Oktober Rang vier belegte, stellte das Nervenkostüm der Zuschauer von Anfang an auf die Probe. Als letzter Springer war Baehre erst bei 5,31 Meter eingestiegen – und stand nach zwei Reißern vor dem frühen Aus. Erst im dritten Anlauf meisterte er unter großem Jubel die Auftakthöhe.

Seinen holprigen Start erklärte er auf kuriose Weise. „Das hört sich jetzt blöd an, aber ich habe meinen Stab nicht gefunden. Karsten Dilla hat mir zum Glück seinen geliehen – dann hat es auch geklappt“, verriet Lita Baehre und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Danach aber lief es weiter holprig. Bei 5,41 Meter benötigte der Leverkusener erneut drei Versuche, beim dritten zitterte die Latte gar eine gefühlte halbe Minute, bis sie zum Stillstand kam. Auch die 5,51 Meter nahm er erst im dritten Anlauf. Danach waren Blech und Lita Baehre alleine. Der Merzig-Sieger von 2018 Menno Vloon aus den Niederlanden sowie der Belgier Ben Broeders gerissen hatten.

Einiges reißen möchten die Pro­tagonisten des Zeltpalast-Spektakels im weiteren Verlauf der Saison, die im Zeichen der Olympischen Spiele in Tokio steht. „Das ist mein großes Ziel, bei Olympia ins Finale zu kommen“, sagte Blech: „Ich bin letztes Jahr draußen 5,80 Meter gesprungen. Das möchte ich dieses Jahr bestätigen und konstant abrufen – und zudem vermehrt ,Ausrutscher’ nach oben hinlegen.“ Der Zweikampf mit Lita Baehre stachele ihn zusätzlich an. Blech:„Wir trainieren zusammen, haben viel Spaß und pushen uns gegenseitig. Das ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg – und wird uns beide mit Sicherheit noch einige Zentimeter nach oben bringen.“

Darauf hofft auch Lita Baehre. Er blickt selbstbewusst voraus: „Eines kann ich schon sagen: Ich möchte auf jeden Fall eine bessere Platzierung als in Doha – und das traue ich mir zu.“

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