Bitterer Wechsel der Blickrichtung

Auf eine harte Bewährungsprobe werden derzeit Fans und Freunde des 1. FC Kaiserslautern gestellt. Zu denen - ich wage es, zuzugeben - auch ich gehöre. Spaß macht das derzeit allerdings keinen. Nach dem Chaos hinter den Kulissen ist das schwache Auftreten auf dem Platz derzeit kaum zu ertragen.

Es sind harte Zeiten, die bei allen Beteiligten an den Nerven zehren. Die letzten Aufstiegshoffnungen mussten bereits vor Wochen begraben werden. Doch plötzlich muss der Blick nicht nur weg von der Tabellenspitze, sondern vor allem bange nach unten gerichtet werden. Nach den vier Niederlagen in Serie gegen Freiburg (0:2), 1860 München (0:1), Nürnberg (1:2) und nun Bochum (0:2) und dem Abrutschen auf Rang zwölf beträgt der Vorsprung auf Abstiegs-Relegationsrang 16, den derzeit Düsseldorf belegt, nur sieben Zähler. Schlagartig wird das Aufeinandertreffen am Samstag zu einem Sechs-Punkte-Spiel. Und das nicht wie noch in der Saison 2013/14 im Kampf um den Aufstieg in Liga eins. Plötzlich rückt die Drittklassigkeit bedrohlich nah - wie bereits 2007/08 schon einmal. Doch mittlerweile macht es sich auch auf den Rängen deutlich bemerkbar. 19 342 Anhänger fanden gegen Bochum den Weg ins Fritz-Walter-Stadion - ein guter Schnitt für ein Zweitligaspiel. Aber kein Vergleich zum Zuschauer-Magneten FCK der vergangenen Jahre. Als einen Gänsehaut überkam, wenn die Fangesänge aus weit über 40 000 Kehlen dröhnten. Der Blick auf die leeren Tribünen - ein Sinnbild für die Stimmung bei den Roten Teufeln. Ein Bild, das traurig stimmt.

Damit ist der Traditionsverein endgültig auf dem harten Boden der Tatsachen angekommen. Auch der letzte Optimist muss erkennen, dass derzeit nicht mehr drin ist als Zweitliga-Mittelmaß. Zu unkonstant sind die Leistungen auch der Hoffnungsträger wie Chris Löwe, Jean Zimmer, Markus Karl oder Daniel Halfar. Man kann der Mannschaft nicht vorwerfen, es nicht zu versuchen. Seltene gute Ansätze verlaufen aber häufig im Sand. Auch Unsicherheit macht sich - nicht nur auf dem holprigen Rasen des Fritz-Walter-Stadions - breit. Kreativität, Spielwitz und technische Finesse sind Mangelware. Schuldzuweisungen an die Trainer Kosta Runjaic oder Konrad Fünfstück wegen ideenloser Spielweise, an den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz und Ex-Sportdirektor Markus Schupp wegen schlechter Personalpolitik bringen nun aber rein gar nichts mehr. Der FCK muss sich der Realität stellen - und versuchen, aus der schweren Situation das bestmögliche zu machen, statt noch immer von Höherem zu träumen. Die erste Liga und volle Ränge gehören erst einmal der Vergangenheit an. So ehrlich muss man sein. So schwer es zu akzeptieren ist - auch für einen Fan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort