Fußball-Landesliga Wenn der sportliche Leiter ins Trikot schlüpft

Jägersburg · Fußball-Landesligist FSV Jägersburg II hat riesige Personalprobleme. Aber der ganze Verein hilft, um weiter ein Team ins Rennen schicken zu können. Und der zusammengewürfelte Haufen, in dem auch zwei „Ü40er“ eine Rolle spielen, schlägt sich bislang ziemlich gut.

 Marco Emich (links) war zu Beginn der Partie gegen Genclerbirligi Homburg der einzige Ersatzspieler des FSV Jägersburg II. Eigentlich ist Emich sportlicher Leiter des Vereins. Nenad Drljaca (rechts), Co-Trainer des Oberligateams, half bei der Betreuung von außen, weil der eigentliche Trainer Manuel Malter als Spieler auf dem Feld stand.

Marco Emich (links) war zu Beginn der Partie gegen Genclerbirligi Homburg der einzige Ersatzspieler des FSV Jägersburg II. Eigentlich ist Emich sportlicher Leiter des Vereins. Nenad Drljaca (rechts), Co-Trainer des Oberligateams, half bei der Betreuung von außen, weil der eigentliche Trainer Manuel Malter als Spieler auf dem Feld stand.

Foto: Markus Hagen

Sonntagnachmittag, Kunstrasenplatz am Homburger Waldstadion. Angesetzt ist die Partie der Fußball-Landesliga Ost zwischen dem SV Genclerbirligi Homburg und der zweiten Mannschaft des FSV Jägersburg. Und die tritt – gelinde gesagt – nicht mit voller Kapelle an. Nur elf Spieler laufen sich vor der Partie auf dem Rasen warm, darunter Manuel Malter, der Spielertrainer, der in dieser Saison eigentlich gar nicht auf dem Platz stehen wollte. Von außen schaut der einzige Ersatzspieler des FSV II zu. Der Reservist, der da in dem lila-weißen Trikot steht, das ein klein wenig um die Bauchpartie spannt, ist Marco Emich. Der sportliche Leiter des FSV. Auch mit 48 Jahren will Emich auf dem Platz in die Bresche springen, wenn Not am Mann ist. „Die personellen Probleme sind wirklich enorm. Klar stelle ich mich dann in den Dienst des Vereins und der Mannschaft“, sagt Emich.

Doch woher rühren diese Probleme? Manuel Malter, der die Nachfolge von Goran Jurisic antrat, wollte nach einem großen Umbruch eigentlich mit 16 Feldspielern und zwei Torhütern in die Runde gehen. Zwar waren nur eine Handvoll Spieler der vergangenen Saison noch an Bord. Doch zahlreiche Neuzugänge hatten den Jägersburgern mündlich bereits zugesagt. Aber als die Vertragsunterschrift scheinbar nur noch Formsache war, hagelte es eine Absage nach der anderen. „Der eine wollte plötzlich lieber doch woanders hin. Der andere bei seinem alten Verein bleiben“, erinnert sich der 29 Jahre alte Spielertrainer Malter. Verletzungen dünnen seinen Kader weiter aus. Bruno Cigelj hat Probleme mit dem Außenband im Fuß. Christoph Manderscheid ist am Sprunggelenk verletzt. Torhüter Anas Hafit kann nach einer Meniskus-Operation nächste Woche zumindest wieder ins Training einsteigen.

„Ich habe mich dann im Verein umgehört, wer bereit wäre, für das Landesligateam aufzulaufen“, berichtet Malter. Gianluca Ruoff und Florian Steinhauer aus dem Oberliga-Team der Jägersburger sagten zu, sie spielen nun auch für die Reserve, wenn es zeitlich möglich ist. Neben dem sportlichen Leiter Emich stieß außerdem Jugendtrainer Andreas Sorg (40) zu dem bunten Haufen, der wie Emich die 40 Jahre schon überschritten hat. Sorg stürmte gegen Genclerbirligi sogar von Beginn an. Auch der 36 Jahre alte Bartos Klosowski, lange Jahre Spieler der ersten Mannschaft, konnte reaktiviert werden. Und Malter selbst, der nur noch im Notfall auflaufen wollte, holte die Fußballschuhe ebenfalls wieder vom Nagel.

Die Zusammensetzung der Mannschaft mag auf den ersten Blick kurios anmuten – aber das Team ist gut in die Saison gestartet. Zum Auftakt trennte sich Jägersburg II von der SG Erbach 0:0. Und am Sonntag gewann der FSV auch die Hitzeschlacht gegen Genclerbirligi 3:0. Entscheidend war ein Spieler, der die Wechselmöglichkeiten der Lila-Weißen dann doch noch erhöhte. Florian Steinhauer kam zur Pause direkt von der Arbeit zum Sportplatz, ließ sich einwechseln – und erzielte die Treffer zum 2:0 und 3:0. Amjad Alkhif hatte den FSV in Führung gebracht. In den letzten zehn Minuten der Partie stand dann auch Marco Emich auf dem Platz.

„Der Sieg war verdient. Nach der Pause waren wir mit Florian die bessere Mannschaft“, freute sich Malter. Bereits am Mittwoch um 19 Uhr ist sein Team in einem Nachholspiel zu Hause gegen den FV Biesingen erneut gefordert. „Da werden wir erneut nicht viele Wechselmöglichkeiten haben. Aber wir werden wieder das Beste aus der Situation machen“, verspricht Malter.

 Er wollte eigentlich nur noch Trainer sein: Aufgrund des personellen Engpasses beim FSV Jägersburg II wird Manuel Malter (am Ball) aber auch als Spieler gebraucht.

Er wollte eigentlich nur noch Trainer sein: Aufgrund des personellen Engpasses beim FSV Jägersburg II wird Manuel Malter (am Ball) aber auch als Spieler gebraucht.

Foto: Markus Hagen

Dass die zweite Mannschaft trotz der vielen Abgänge, Last-Minute-Absagen und zahlreichen Ausfälle trotzdem an den Start gehen kann, ist laut Malter auf den „großen Zusammenhalt im Verein“ zurückzuführen. „Das Alter spielt keine Rolle. Die haben das Kicken ja nicht verlernt“, sagt der Trainer mit einem Augenzwinkern zu den Ü40-Senioren in seinem Team. Trotz der schwierigen Situation glaubt er, dass sein Team am Saisonende einen einstelligen Tabellenplatz belegen kann. Sieht bis jetzt ganz gut aus.

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