Basketball-Landesliga Liebe zum Basketball übersteht auch zwei Jahre Pandemie
Zweibrücken · Die Landesliga-Basketballer der VT Zweibrücken empfangen am Sonntag die SG Speyer/Schifferstadt zum Heimspiel. Ohne Spieler Philipp Schröder, der studienbedingt nach Karlsruhe gewechselt ist. VT-Spielertrainer Denis Rendgen zehren die „Corona-Lotterie“ und die schwere Situation für den Basketball-Nachwuchs zwar an den Nerven – doch er sieht Licht am Ende des Tunnels.
„Findet die Partie am Sonntag überhaupt statt?“ Die Frage, die an Denis Rendgen gerichtet ist, bringt den Trainer der Landesliga-Basketballer von der VT Zweibrücken zum Schmunzeln. Weil er sie so oder so ähnlich öfters hört. Und weil der Umstand, dass sie überhaupt gestellt werden muss, ohne weitere Erklärung zeigt: Die Pandemie hat den Amateursport noch immer im Griff: Vier Partien der VT sind in dieser Spielzeit bereits abgesagt worden. Bei einer Zehner-Liga, die vor kurzem erst die Saisonhalbzeit überschritten hat, eine Menge Holz.
„Stand jetzt – Ja“, antwortet Rendgen schließlich. Seine Korbjäger sollen am Sonntag um 18 Uhr in der Sporthalle des Zweibrücker Hofenfelsgymnasiums den Tabellenzweiten SG Towers Speyer/Schifferstadt empfangen. „Aber Dienstag ist ein bisschen früh, um das zu beantworten. Die Absagen kommen meistens freitags“, flachst der VT-Spielertrainer. „Wenn das jetzt wieder passiert, kommen wir wenigstens nicht zu spät zur Super-Bowl-Party.“
Zum Lachen zumute ist Rendgen derzeit aber eigentlich nicht. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt er. „Wenn man vor dem Wochenende auf den Spielplan schaut, kann man in der Regel davon ausgehen, dass zwei der angesetzten Partien gar nicht stattfinden werden.“
Und wenn sie es doch tun, sei der sportliche Wert mitunter überschaubar. Ende November etwa trat die VT mit nur sechs Spielern gegen den 1. FC Kaiserslautern II (57:69) an. Nachdem sich Zweibrückens Milomir Mihailovic früh verletzte, blieben noch fünf. Die mussten bis zum Ende durchhalten. „Das sind Spiele, die braucht kein Mensch. Das ist unwürdig. Da stellt man sich schon die Frage, ob es Sinn macht, dass der Verband die Saison knallhart durchziehen will“, sagt Rendgen.
Eine abschließende Antwort auf diese Frage hat er aber selbst noch nicht gefunden. „Die Saison hat zwei Gesichter. Auf der einen Seite wollen wir uns natürlich im Wettkampf messen – auf der anderen Seite bleibt unter diesen Umständen jeder unter seinen Möglichkeiten. Dazu die Fragen: Findet die Partie statt? Bekommen wir genug Spieler zusammen? Mit welcher Mannschaft tritt der Gegner an? Und welche Zuschauer- und Hygieneregeln gelten überhaupt gerade?“, zählt Rendgen auf.
Auch zum letzten Auswärtsspiel in Bad Kreuznach traten die VT-Basketballer mit nur sieben Spielern an. Darunter Nachwuchsakteur Jannis Rayer, der seine zweite Partie für das Landesliga-Team bestritt. Nach drei Vierteln führten die Zweibrücker mit 65:60, gingen aber als Verlierer vom Parkett (81:87). „Wir hatten Foulprobleme und konnten deshalb im letzten Viertel nicht mehr so zupacken, wie es nötig gewesen wäre. Aber natürlich fehlen dir am Ende auch die Körner, wenn du auf einen Gegner mit einer voll besetzten Bank triffst“, weiß Rendgen.
Dass es bei seiner Mannschaft personell rasch wieder freundlicher aussieht, glaubt er nicht. Im Gegenteil: Denn mit Philipp Schröder haben die VT-Basketballer zum 1. Februar einen Abgang hinnehmen müssen. Schröder studiert in Baden-Württemberg und hat sich dem dortigen Regionalligisten BG Karlsruhe angeschlossen. „Das ist für uns bitter, aber die Entscheidung ist absolut verständlich“, sagt Rendgen.
Der Aderlass bedeutet, dass die letzten sieben Saisonspiele für die VT noch härter werden. Und der vierte Rang, den die Zweibrücker belegen, ist trügerisch. Der Vorsprung auf Schlusslicht Landau beträgt nur sechs Zähler. „Ein paar Punkte brauchen wir noch für den Klassenerhalt – um den Sack zuzumachen“, weiß der Spielertrainer.
Ein großer Schritt wäre ein Sieg im Heimspiel am Sonntag. Die Partie ist übrigens – wie sollte es anders sein – ein Nachholspiel aus dem November. Der Tabellenzweite Speyer/Schifferstadt hat drei Partien verloren – eine davon am letzten Spieltag überraschend beim Kellerkind Oppenheim. Ob auch bei diesem Ergebnis personelle Engpässe durch Infektionen, (Booster-)Impfungen oder andere pandemische Unwägbarkeiten ihre Finger im Spiel hatten, weiß Rendgen nicht. „Aber es ist diese Saison schon so: Du gewinnst Spiele, die du nie gewinnen würdest – und du verlierst Spiele, die du nie verlieren würdest. Es ist wie Lotterie.“ Grundsätzlich sei Speyer/Schifferstadt aber ein knallharter Gegner. „Die haben lange, athletische Jungs, die schwer zu verteidigen sind.“
Dass die Pandemie den Amateursport auch nach zwei Jahren noch derart beeinträchtigt, hätte der Zweibrücker Spielertrainer nicht geglaubt. „Als im Januar oder Februar 2020 das erste Mal etwas zu einem Virus in Wuhan in den Nachrichten kam, dachte ich, das ist jetzt ein paar Wochen Thema – und dann ist es auch wieder gut“, erzählt Rendgen. „Aber dann wurden aus Wochen Monate.“ Mittlerweile sind es Jahre.
Besonders für die Jugend sei die Situation gravierend. „Bei uns Älteren verblasst die Liebe zum Basketball nicht so schnell. Aber beim Nachwuchs, der erst ein halbes Jahr dabei ist, muss sie ja erstmal so richtig entfacht werden. Da reißen die ständigen Wettkampfpausen ein riesiges Loch in die Entwicklung.“ Der Zulauf im Nachwuchsbereich sei bei den Zweibrückern aber noch sehr hoch. „Klar gibt es Eltern, die sagen: Mein Kind hat in der Schule schon genug Kontakte, da müssen beim Sport nicht noch mehr dazukommen. Aber es gibt auch Eltern, die rufen an und fragen, ob sie ihr Kind zum Training vorbeibringen können. Denen muss ich dann sagen: Das ist leider im Moment nur noch einmal in der Woche“, berichtet Rendgen. Denn Corona beeinträchtigt auch den Trainingsbetrieb bei der VT. Nicht jeder ehrenamtliche Übungsleiter hat stets Zeit, vor den Einheiten einen Test abzulegen. Wie bei den Spielern selbst spielen auch die Sorge vor einer Infektion oder andere Gründe eine Rolle.
Das wird aber vielleicht schon bald besser aussehen. „Wir führen gerade gute Gespräche mit einer Nachwuchstrainerin mit B-Lizenz – wenn alles klappt, wird sie nächste Woche beginnen können“, freut sich Rendgen. Und auch die Lockerungen der Corona-Vorgaben in Rheinland-Pfalz ab dem 3. März – dann gilt für Sportveranstaltungen wieder die 2G statt der 2Gplus-Regel – sind für den Spielertrainer ein Silberstreif am Horizont. „Dann könnten wir wieder richtig durchstarten“, hofft Denis Rendgen. Und natürlich auch darauf, dass das Heimspiel der VT-Korbjäger am Sonntag nicht wieder abgesagt werden muss. Auch wenn die Super-Bowl-Party dann noch ein wenig warten muss.