„Auszeichnungen sind nicht meine Motivation”

Zweibrücken · Die Freude an ihrem Sport treibt die Eiskunstlauf-Trainerin des ERCHZ und Präsidentin des Landesverbandes, Rita Kwiet, an.

 Je früher, desto besser: Wer schon in jungen Jahren mit dem Schlittschuh- oder Eiskunstlaufen anfängt, für den wird es später wie das normale Laufen auf der Straße, sagt Eiskunstlauf-Trainerin Rita Kwiet. Foto: Hanschke/dpa

Je früher, desto besser: Wer schon in jungen Jahren mit dem Schlittschuh- oder Eiskunstlaufen anfängt, für den wird es später wie das normale Laufen auf der Straße, sagt Eiskunstlauf-Trainerin Rita Kwiet. Foto: Hanschke/dpa

Foto: Hanschke/dpa

Ihre sportliche Liebe gilt dem Eiskunstlauf. Seit dem Ende ihrer aktiven Laufbahn gibt Rita Kwiet die Freude an ihrem Sport nun schon seit Jahrzehnten an den Nachwuchs weiter. Neben ihren Ämtern als Trainerin und Fachwartin des Eislauf- und Rollsport-Clubs Homburg-Zweibrücken (ERCHZ) ist sie auch als Präsidentin des rheinland-pfälzischen Eis- und Rollsportverbandes tätig. Nun wurde sie von Ministerpräsidentin Malu Dreyer für ihr Engagement mit der Landessportplakette ausgezeichnet.

Frau Kwiet, Sie engagieren sich schon seit vielen Jahren für den Eiskunstlauf-Sport in der Region. Nun wurden Sie dafür von Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit der Sportplakette des Landes ausgezeichnet. War das für Sie eine besondere Ehre und gibt solch eine Auszeichnung Motivation, genauso engagiert weiterzumachen?

Rita Kwiet: Man kann schon sagen, dass das eine besondere Ehre war. Ich bin ja neben der Arbeit beim Eislauf- und Rollsportclub Homburg-Zweibrücken auch im Verband tätig. In dem feierlichen Rahmen in Mainz diese Auszeichnung vom Land zu erhalten, war eine schöne Anerkennung für die Arbeit. Allerdings sind Auszeichnungen nicht meine Motivation. Sondern die Freude an dem Sport, den ich selbst ausgeübt habe. Von dem Moment an, an dem ich nicht mehr selbst aktiv war, war es der Gedanke, das weiterzugeben an Sportler, die Interesse am Eiskunstlauf haben.

Eiskunstlauf gilt als Randsportart. Wie sieht es in Zweibrücken und Rheinland-Pfalz mit dem Nachwuchs für diesen Sport aus? Wie sehr müssen Sie darum kämpfen?

Kwiet: Wir haben da schon ein kleines bisschen zu kämpfen. Junge Leute strapazieren sich nicht gerne zu sehr. Und Eiskunstlauf ist ein sehr trainingsintensiver Sport, der viel Disziplin verlangt. Wenn jemand nicht gleich den Sprung schafft, oder es irgendwo mal hakt und das Erfolgserlebnis ausbleibt, dann wird es oft auch schwer, den Nachwuchs zu halten. Sportler und Eltern haben nicht immer das Durchhaltevermögen. Natürlich haben wir aber noch einige Talente in Rheinland-Pfalz. Das sind alles allerdings sehr junge vornehmlich Sportlerinnen. Der Anteil an Jungs beträgt vielleicht zehn Prozent. Sie alle sind aber vor allem im Alter zwischen neun und zwölf Jahren. Die aber auch schon Doppelsprünge können.

Nehmen die Nachwuchssportler des ERCHZ auch an Meisterschaften teil?

Kwiet: Ja, unser Nachwuchs ist bei überregionalen Meisterschaften am Start. In Nordrhein-Westfalen finden an fast jedem Wochenende Wettbewerbe statt. Auch in Hessen sind unserer Sportler zum Teil mit guten Erfolgen dabei.

Was ist das ideale Einstiegsalter für Eiskunstläufer?

So wie man laufen kann (lacht). Natürlich muss man das spielerisch angehen und darf die Kleinen nicht überfordern. Wenn die Kinder aber wirklich mit etwa drei Jahren anfangen, wird das Schlittschuh- und Eislaufen für sie wie das normale Laufen auf der Straße. Ohne sich groß konzentrieren zu müssen. Wenn jemand erst mit zehn Jahren anfängt, Eiskunstlauf zu betreiben, braucht es viel länger Zeit, bis derjenige Sicherheit auf dem Eis hat - und auch den Mut. Je früher die Kinder anfangen, umso besser ist es also. Dann geht das alles automatisch.

Was muss ein guter Eiskunstläufer mitbringen?

Kwiet: Auf jeden Fall Freude an dem Sport. Und das Interesse, verschiedene Bewegungsmuster zu erlernen. Da gehört schon einiges dazu: eine gute Körperspannung, Musikalität, Einfühlungsvermögen und Mut für die Sprünge. Auch wenn vier Umdrehungen für uns hier eine Illusion sind, das wird hier keiner lernen. Aber dreifache Sprünge sind schon machbar.

Zweibrücken hat in der näheren Region die einzige Eislaufhalle. Da ist es sicher ein Kampf, Trainingszeiten zu bekommen.

Kwiet: Das ist ganz klar ein Problem. Ich muss aber auch ganz klar sagen, dass wir dennoch zufrieden sind, mit dem, was wir haben. Der Besitzer der Eishalle in Zweibrücken ist wirklich bemüht, jedem gerecht zu werden. Um professionell Eiskunstlauf betreiben zu können, sind zwei bis drei Einheiten in der Woche allerdings viel zu wenig. Für Leistungssport reicht das einfach nicht.

Gibt es Vereine in Rheinland-Pfalz, die da bessere Möglichkeiten haben?

Kwiet: Ja, vor allem die Vereine in Richtung Nordrhein-Westfalen wie Neuwied und Diez haben bessere Bedingungen. Neben ihren eigenen Hallen können diese Vereine auch in das benachbarte Bundesland rüber und dort Trainingszeiten bekommen. Dort gibt es noch deutlich mehr Hallen. Der uns nächste gute Verein ist eigentlich in Mannheim. Bei uns ist die Ice-Arena die einzige Eishalle, die dementsprechend frequentiert ist. Auch der Eishockeyclub braucht seine Trainingszeiten. Der Mannschaftssport drängt das Eiskunstlaufen etwas zur Seite.

Aus welchem Umkreis kommen die Sportler zu Ihnen nach Zweibrücken ins Training?

Kwiet: Eigentlich aus der gesamten Pfalz, etwa aus Ramstein, Pirmasens, aber auch aus dem Saarland kommen ambitionierte Sportler, die mehr erreichen wollen. Wenn Sportler nicht so ambitioniert sind, ist es schwer, sie aus größerer Entfernung anzulocken. Vor allem dann nicht, wenn sie es vorher gewohnt war, eine Eishalle direkt vor der eigenen Haustür zu haben.

So wie jetzt etwa die Sportler aus Dillingen im westlichen Saarland, wo die Eishalle im Januar ganz plötzlich aufgrund von Mängeln und Einsturzgefahr geschlossen wurde? Was meinen Sie: Könnte das Schließen der letzten Eishalle im Saarland für Zulauf in Ihrem Verein sorgen?

Kwiet: Ja, das ist ein weiteres Beispiel. Vor über zehn Jahren war es aber zunächst die Halle in Saarbrücken, die geschlossen hat. Ich persönlich finde es ganz schlimm, dass eine Landeshauptstadt nicht in der Lage ist, eine Eishalle zu führen. Nach der Schließung 2005 hatten wir uns mehr Sportler versprochen, die zu uns trainieren kommen. Ob das vielleicht an der Mentalität liegt, weil es Saarbrücker sind, die nicht nach Zweibrücken fahren wollen? Ich kann es nicht sagen. Wie sich die Schließung der Dillinger Halle auswirkt, ist noch schwer abzuschätzen. Die Halle hat ja gerade erst zugemacht. Man muss abwarten, was da noch passiert.

 Rita Kwiet will den Nachwuchs für Eiskunstlauf begeistern. Foto: Wille/pmz

Rita Kwiet will den Nachwuchs für Eiskunstlauf begeistern. Foto: Wille/pmz

Foto: Wille/pmz

Die Fragen stellte Svenja Hofer.

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