Anspruch und Realität

Ruhe bewahren ist meist ein gutes Mittel in Drucksituationen. Im Sport- und vor allem dem Fußballgeschäft wird das allerdings nur selten praktiziert. Schnell wird in schwierigen Phasen ein Schuldiger gesucht, häufig muss ein Verantwortlicher dran glauben. Dass der Druck wächst, merken derzeit sicher auch die Verantwortlichen beim FC Homburg. Nach sieben Spielen steckt der Fußball-Regionalligist mit nur vier Punkten im Tabellenkeller fest. Aus den drei Heimspielen haben die Grün-Weißen um Trainer Jens Kiefer noch nichts mitgenommen. Nicht einmal ein Tor gelang bislang im Waldstadion. Insgesamt nur drei, davon ein Eigentor am ersten Spieltag. Wer nun verantwortlich für den schwachen Auftakt ist, ist schwer zu beurteilen. Der Trainer? Derjenige, der den Kader zusammengestellt hat? Die Spieler, die das Tor nicht treffen? Die (noch) nicht geschlossene Lücke, die durch den Abgang von Stürmer Patrick Schmidt entstanden ist? Das schwere Auftaktprogramm?

Setzt man sich so hohe Ziele wie der FC Homburg, in der Spitze der Regionalliga mitmischen zu wollen, werden diese Fragen zu solch unbequemen Zeiten sicher gestellt. Doch es bleibt - zumindest nach außen hin - ruhig bei den Grün-Weißen. Bis auf einzelne Fans, die ihrem Unmut mit Pfiffen und "Kiefer-raus-Rufen" Ausdruck verleihen. Noch wird auf den platzenden Knoten, auf den Einsatz des noch nicht wieder genesenen Neuzugangs Manuel Fischer, der als Ersatz für Schmidt fungieren soll, gehofft - und Tag für Tag weiter gearbeitet. Vielleicht ist es der richtige Weg, nicht gleich in Hektik zu verfallen. Wie lange das so bleibt - abwarten.

Die Ruhe zu bewahren ist für den FSV Jägersburg, der in seiner zweiten Oberliga-Runde nach fünf Niederlagen in Serie ebenfalls mitten im Kampf gegen den Abstieg steckt, auf jeden Fall der richtige Weg. Die Erfolge unter dem langjährigen Trainer Marco Emich sind unbestritten, ebenso die Qualität der Mannschaft, die im vergangenen Jahr in nahezu gleicher Besetzung Achter wurde. Sicher ist Emich gefragt, in dieser für die Mannschaft so ungewohnten Situation. Aber das Vertrauen in den Trainer von Team- und Vereinsseite ist gewiss ungebrochen. Selbst dann, wenn die Mission Ligaverbleib tatsächlich misslingen sollte.

Beim FCH, der sich in seiner Klasse höhere Ziele setzt als den Ligaverbleib, sieht das sicher anders aus. Der Druck von außen wird wachsen, vielleicht auch von innen, von Sponsoren. Ob irgendwelche Änderungen helfen würden, ist fraglich. Ist es in dem Geschäft meistens. Vielleicht müssen Verantwortliche und Fans, die mittelfristig vom Aufstieg in die 3. Liga träumen, aber einfach auch Anspruch und Realität, zwischen denen derzeit eine Lücke klafft, näher zusammenbringen.

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