Handball-EM Für Amelie Berger geht ein Traum in Erfüllung

Zweibrücken/Leverkusen · Das ereignisreiche Jahr der Zweibrücker Handballerin, die beim Bundesligisten TSV Bayer Leverkusen aktiv ist, wird mit ihrer ersten Teilnahme an einer Aktiven-EM gekrönt.

 Voll motiviert: Die Zweibrückerin Amelie Berger freut sich auf ihre erste EM-Teilnahme mit der deutschen A-Nationalmannschaft.

Voll motiviert: Die Zweibrückerin Amelie Berger freut sich auf ihre erste EM-Teilnahme mit der deutschen A-Nationalmannschaft.

Foto: picture alliance/dpa/Swen Pförtner

Langweilig wird es Amelie Berger in diesem Jahr ganz sicher nicht. Abitur, Handball-Bundesliga mit A-Junioren und Aktiven des TSV Bayer Leverkusen, Weltmeisterschaft mit der U20-Nationalmannschaft, Studienbeginn an der Deutschen Sporthochschule in Köln – und jetzt der ganz große Höhepunkt. Erstmals ist die Zweibrückerin für die Aktiven-Europameisterschaft nominiert worden, die vom 29. November bis 16. Dezember in Frankreich ausgetragen wird.

„Es ist natürlich etwas ganz anderes, als mit der Jugend bei einem internationalen Turnier zu sein. Hier gehört man zu den Besten Deutschlands“, hört es sich fast so an, als müsste sich die 19-Jährige diese Tatsache selbst immer wieder laut vorsagen, um es glauben zu können. „Wenn es zwei Nominierte auf deiner Position gibt, und du bist eine davon, dann ist das ziemlich cool. Da geht auf jeden Fall ein Traum in Erfüllung.“

Nach der U20-WM im Sommer mit dem Achtelfinal-Aus gegen Dänemark in Ungarn ist die Aktiven-EM bereits das zweite Saisonhighlight. Mit dem Abitur und dem Studienbeginn „war es schon bis hierhin ein ziemlich aufregendes und bewegendes Jahr“, das nur schwer zu realisieren ist. „Es ist der Wahnsinn, jetzt noch in Frankreich dabei zu sein.“

Fast schon unter geht dabei, dass Berger auch mit der A-Jugend des TSV, die den DM-Titel gewann, schon im Mai ordentlich was zu feiern hatte. Wenn es mit den Bundesliga-Frauen der Leverkusener auch nicht gelungen ist, den erhofften Europacup-Platz zu erreichen. „Am letzten Spieltag hat einfach alles gegen uns gespielt. Am Ende haben uns drei, vier Tore gefehlt – das war schon ärgerlich“, blickt die 19-Jährige zurück. Mit der neuen, jungen Bayer-Truppe steht Berger in dieser Saison allerdings ganz gut da. „Wenn es weiter so läuft, dann können wir dieses Mal das Ziel Europacup schaffen.“

Nun richtet sich der Fokus der Zweibrückerin, die alle deutschen Jugend- und Juniorenauswahlen durchlaufen hat, aber erst einmal auf die EM. Seit Montag ist Berger mit dem Nationalteam zur Vorbereitung in Spanien. In Alicante bestreitet das DHB-Team dort am Wochenende ein Vier-Länder-Vorbereitungsturnier gegen Spanien, Polen und Brasilien, bevor es weiter nach Paris geht.

Zu viel ist das Mammutprogramm aus Handball und Studienbeginn, Pendeln zwischen Köln und Leverkusen, Auslandsreisen zu den Turnieren der ehrgeizigen Sportlerin bislang noch nie geworden. „Nach dem Abitur und dem Ende der Schulzeit, als ich mich einmal völlig auf den Handball konzentrieren konnte, habe ich gemerkt, das ist nix für mich“, erklärt Berger lachend. „Ich brauche die Struktur im Alltag.“ Außerdem sei es ihr wichtig, sich ein zweites Standbein aufzubauen. „Reich werde ich mit Handball sicher nie, als Frau schon gar nicht. Außerdem weiß man im Sport nie, was passieren und wie schnell das vorbei sein kann.“

Auch deshalb freut sie sich auf die Erfahrung, die sie nun mit der A-Nationalmannschaft sammeln darf. Einen ersten Vorgeschmack darauf bekam die Zweibrückerin bei ihrem Debüt bei den Frauen Ende September beim Test gegen Russland (31:35). „Das war eine schöne Partie für ein erstes Länderspiel. Es war toll, mit den besten deutschen Handballerinnen zusammenzuspielen. Und Olympiasieger Russland war ja auch nicht irgendein Gegner“, erklärt die Linkshänderin. Diesen zu ärgern, habe ihr großen Spaß gemacht und sie motiviert.

Jetzt kann es Amelie Berger kaum abwarten, bei ihrer ersten Aktiven-EM reinzuschnuppern. „Ich bin gespannt, wie dort alles abläuft. Es wird sicher alles viel professioneller als bei der Jugend – von der Betreuung bis zu den Pressekonferenzen.“ Eine Umstellung für die Nachwuchshandballerin. Der Schritt zu den Großen sei ihr aber von ihren Nationalmannschaftskolleginnen einfach gemacht worden. „Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen, ich kenne viele der Spielerinnen, die mich gleich eingebunden haben.“

Und mit diesem Team setzt sich Amelie Berger in Frankreich zum Ziel, „erst einmal die Hauptrunde zu erreichen – dann sehen wir, wie weit es gehen kann“. Einen Rückschlag musste die Truppe jedoch kurz vor Turnierstart verkraften. Kapitänin Kim Naidzinavicius (Meniskusriss) fällt verletzungsbedingt aus. „Für sie tut es mir sehr leid. Es ist das zweite große Turnier, das sie verpasst, nachdem sie sich bei der WM nach 30 Sekunden des Auftaktspiels verletzt hatte.“ Sie sei eine tolle Handballerin, die das Spiel lenken kann und auch außerhalb des Feldes habe sie für einen guten Zusammenhalt gesorgt. Das so kurzfristig kompensieren zu müssen, sei ein harter Schlag, „aber damit muss man im Sport leider immer rechnen“.

Rechnen kann Amelie Berger in Frankreich auf die stets starke Unterstützung ihrer Familie. „Die Vorrundenspiele in Brest (Bretagne) sind zwar etwas weit entfernt, aber ich habe eine Tante dort“, erzählt die Rechtsaußen. Schaffen die Deutschen den Sprung in die Haupt­runde, so finden deren Partien im rund 150 Kilometer entfernten Nancy statt. „Da würde ganz sicher das eine oder andere bekannte Gesicht aus Zweibrücken auftauchen – meine Familie ist da absolut verrückt“, erklärt Berger, dass auch kaum ein Ligaspiel vergeht, in dem nicht jemand dabei ist. „Meine Familie unterstützt mich hier wirklich, wo es nur geht.“

 2015 wechselte Amelie Berger, hier mit der Nummer 32 im Zweibrücker Trikot, vom SV 64 zum Bundesligisten TSV Bayer 04 Leverkusen.

2015 wechselte Amelie Berger, hier mit der Nummer 32 im Zweibrücker Trikot, vom SV 64 zum Bundesligisten TSV Bayer 04 Leverkusen.

Foto: Marco Wille

Um die EM-Hauptrunde zu erreichen, muss das DHB-Team in der Vorrundengruppe einen der ersten drei Plätze erreichen. Doch gleich zum Auftakt am Samstag, 1. Dezember, 15 Uhr, bekommen die Deutschen es mit einem harten Brocken zu tun. Nach der Partie gegen Titelverteidiger und Rekord-Europameister Norwegen „wissen wir gleich, wo wir stehen“. Nervös mache sie der große Name nicht. „Kann man solch ein Team ärgern, kann einem das einen Schub für das Turnier geben – das pusht mich eher, als dass es mir Angst machen würde.“ Daher geht Amelie Berger mit einem absolut guten Gefühl in ihr erstes internationales Aktiventurnier.

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