Corona: Amateurfußball ruht „So etwas hat es ja noch nie gegeben“

Homburg/Zweibrücken · Die plötzliche Stille auf den Fußballplätzen durch das sich verbreitende Corona-Virus betrifft in den meisten Fällen nicht nur den Ligen-, sondern auch den Trainingsbetrieb. Die Spieler müssen sich selbst fit halten – für den Fall, dass die Runde fortgesetzt wird. Ob oder wann das passieren könnte, kann niemand abschätzen.

 Ungewöhnliche Stille auf den Fußballplätzen der Region. Der Coronavirus hat den Spiel- und Trainingsbetrieb komplett lahm gelegt.

Ungewöhnliche Stille auf den Fußballplätzen der Region. Der Coronavirus hat den Spiel- und Trainingsbetrieb komplett lahm gelegt.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Unheimlich ruhig ist es am Wochenende auf den Fußballplätzen der Region gewesen. Dort, wo samstags und sonntags für gewöhnlich Hochbetrieb herrscht, der Kampf um Punkte die Emotionen hochkochen lassen – gähnende Leere und Stille. Wegen des Corona-Virus haben sowohl der Saarländische als auch der Südwestdeutsche Fußballverband alle Punktspiele der Aktiven- und Jugendklassen abgesetzt. Diese Maßnahme gilt erst einmal bis zum 31. März. Bis dahin soll entschieden werden, ob und wann die Saison weiter fortgesetzt oder sogar abgebrochen wird.

Die meisten Clubs der Region haben auch den Trainingsbetrieb vorerst komplett ausgesetzt. „Wir müssen uns nach den gesundheitlichen Aspekten richten. Ich habe vorerst bis nächsten Samstag die Trainingseinheiten abgesagt“, erklärt Peter Rubeck, Trainer des Tabellenzweiten der saarländischen Verbandsliga Nordost SG Ballweiler-Wecklingen/Wolfersheim. „Dann wird neu entschieden, ob wir ins Teamtraining zurückkehren wollen.“ Die Situation sei sehr schwierig. „So etwas hat es ja noch nie gegeben.“ Seinen Spielern hat der 58-jährige frühere Coach des SVN Zweibrücken am Sonntag per App einen Trainingsplan auf deren Smartphones überspielt. Zumindest durch eigene Laufeinheiten könnten sich seine Spieler weiter fit halten, um am Tag X wieder ins Training und dann in den Spielen zumindest konditionell gut gerüstet zu sein.

Vorerst bis zum 24. März wird beim pfälzischen Verbandsligisten SG Rieschweiler nicht mehr trainiert. ,,Anschließend wird neu, je nach aktueller Situation entschieden, ob und wann es weiter geht“, sagt Rieschweilers Trainer Steffen Sprau. Wie bei der SG Ballweiler wird es für seine Spieler der Verbandsliga Südwest einen Plan für Kraft- und Laufeinheiten geben. ,,Man wird dann später sehen, ob sich die Spieler daran halten“, meint Sprau. Jeder sei eigenständig für seine körperliche Fitness verantwortlich. Spraus Planvorgabe: Drei Laufeinheiten mit einer jeweiligen Dauer von 30 bis 45 Minuten pro Woche. Hofft Sprau angesichts der misslichen Tabellensituation der SG Rieschweiler – mit 14 Punkten liegt das Team von der Dicken Eiche auf dem vorletzten und damit Abstiegsplatz 15 –, dass diese Saison womöglich vorzeitig abgebrochen und nicht gewertet wird? „Nein. Ich möchte, dass diese Runde irgendwann weitergeht und die Entscheidung Abstieg oder Klassenerhalt auf dem Platz fällt.“

Jan Weinmann, Trainer des Landesligisten TSC Zweibrücken, erfuhr am Freitagnachmittag über die vorrübergehende Absetzung aller Spiele beim Südwestdeutschen Fußballverband. „Die Ereignisse überschlugen sich am Freitag ja“, sagt der Lehrer der Robert-Bosch-Schule in Homburg. „Wir haben den Übungsbetrieb bis zum 30. März erst einmal eingestellt.“ Die Gesundheit gehe nun vor. Der Fußballsport habe auch in den unteren Ligen in den Hintergrund zu treten. „Jeder Spieler kann nun selbst Verantwortung tragen, mit welchem Fitnesszustand er irgendwann wieder in den Training- und Spielbetrieb zurückkehrt.“ Mittels App gibt er seinen Fußballern Tipps und Hinweise, wie sie sich mit Laufeinheiten weiter fit halten.

 Unsicherheit herrscht nicht nur bei Peter Rubeck, Trainer der SG Ballweiler, wie es in Zeiten des Coronavirus sportlich weitergeht.

Unsicherheit herrscht nicht nur bei Peter Rubeck, Trainer der SG Ballweiler, wie es in Zeiten des Coronavirus sportlich weitergeht.

Foto: Hagen/Markus Hagen
 Steffen Sprau, Trainer der SG Rieschweiler.

Steffen Sprau, Trainer der SG Rieschweiler.

Foto: maw/Martin Wittenmeier
 Jan Weinmann, Trainer des TSC Zweibrücken.

Jan Weinmann, Trainer des TSC Zweibrücken.

Foto: maw/Martin Wittenmeier
 Tim Harenberg, Trainer des FSV Jägersburg.

Tim Harenberg, Trainer des FSV Jägersburg.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Erst einmal zwei Wochen ruht beim Saarlandligisten FSV Jägersburg trainingsmäßig der Ball. FSV-Trainer Tim Harenberg: ,,Jeder Spieler kann nun individuell durch Laufeinheiten zumindest etwas für seine Kondition tun.“ Man müsse weiter die Situation um den Virus und seine Ansteckungsgefahr sowie die Vorgaben von Gesundheitsämtern und Landespolitik genau beobachten. „Wir setzen dann die entsprechenden Vorgaben für den Sportbetrieb um.“ Ob die Saison fortgesetzt oder abgebrochen werden soll und wie sie in einem solchen Fall gewertet würde, darüber hätten Trainer und Spieler keine Empfehlung abzugeben. „Diese Entscheidung wird der Saarländische Fußballverband fällen“, gibt sich Harenberg diesbezüglich zurückhaltend. So lange liegen Vereine, Trainer, Spieler und Fans im Ungewissen. So lange wird die Stille auf den Plätzen andauern.

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