Kampf um EM-Tickets Am liebsten im Doppelpack nach Berlin

Zweibrücken · Bei der Vergabe der EM-Tickets im Stabhochsprung hat das LAZ Zweibrücken gleich zwei heiße Eisen im Feuer. Während Raphael Holzdeppe nach seinem Sieg beim Himmelsstürmer-Cup wohl gesetzt ist, kämpft Teamkollege Daniel Clemens derzeit mit drei deutschen Konkurrenten um die beiden übrigen Startplätze. Eine gute DM könnte den Traum des 26-Jährigen wahr werden lassen.

 Zwei Zweibrücker auf dem Sprung zur Europameisterschaft: Für Daniel Clemens (links) wäre schon ein Start in Berlin der Höhepunkt seiner Karriere. Vereinskollege Raphael Holzdeppe hat größere Pläne. Der Ex-Weltmeister will bei der Heim-EM um die Medaillen mitspringen.

Zwei Zweibrücker auf dem Sprung zur Europameisterschaft: Für Daniel Clemens (links) wäre schon ein Start in Berlin der Höhepunkt seiner Karriere. Vereinskollege Raphael Holzdeppe hat größere Pläne. Der Ex-Weltmeister will bei der Heim-EM um die Medaillen mitspringen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Dem deutschen Stabhochsprung steht ein heißer Sommer bevor. Selten war die Leistungsdichte so hoch wie in dieser Saison. Bereits fünf Athleten haben die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderte Norm (5,60 m) für die Europameisterschaften abgehakt, doch nur drei werden Mitte August im Berliner Olympiastadion tatsächlich dabei sein. Einer, den wohl die Wenigsten auf der Rechnung hatten, mischt seit dem vergangenen Wochenende ebenfalls kräftig in der Ticket-Vergabe mit. Beim heimischen Himmelsstürmer-Cup nutzte Daniel Clemens die Gunst der Stunde und schwang sich bei optimalen Bedingungen über die aufgelegten 5,61 Meter.

Damit sprang der 26-Jährige vom LAZ Zweibrücken nicht nur persönliche Bestleistung, sondern schaffte erstmals im Aktivenbereich eine Normerfüllung für eine internationale Meisterschaft. Für Clemens „längst überfällig“ – und daher auch keine so riesige Überraschung. Momentan steht er mit dieser Höhe hinter Teamkollege Raphael Holzdeppe (5,81m) und dem Leverkusener Tobias Scherbarth (5,65m) auf Platz drei der deutschen Jahresbestenliste. Torben Laidig (Tübingen) und der amtierende deutsche Freiluftmeister Bo Kanda Lita Baehre (beide 5,60m) haben die EM-Norm ebenfalls schon geknackt.

„Die 5,60 Meter habe ich fünf Jahre mit mir rumgeschleppt. Ich bin einfach froh, dass ich mal zeigen konnte, was ich drauf habe. Dass das jetzt ausgerechnet beim Heimspiel geklappt hat, ist natürlich umso schöner“, erklärt Clemens. Nachdem die Wintersaison bereits sehr ordentlich gelaufen ist, hat der LAZ-Athlet seinen Aufschwung im Freien fortgesetzt. „Ich bin zum Saisonauftakt sehr konstant gesprungen, immer um die 5,40 Meter, aber so ein richtiger Ausreißer nach oben hat gefehlt.“ Dieser ist dem Mörsbacher am Samstag endlich gelungen. „Das war von Anfang bis Ende ein super Wettkampf. Da gibt es nichts, wo ich sagen könnte ‚Das hätte ich besser machen können‘.“

Ein Grund, warum es für Clemens steil bergauf geht, ist eine Umstellung im Anlauf, zu der ihm Heim- und Bundestrainer Andrei Tivontchik geraten hat. „Die 18 Schritte sind gleich geblieben, aber der Abstand ist etwas kürzer. Dadurch habe ich mehr Tempo und kann härtere Stäbe springen.“ Der Material-Wechsel nach dem Wettkampf in Dessau zahlt sich aus, spätestens seit dem Himmelsstürmer-Cup. „Über die 5,20 und 5,36 war es noch ein bisschen eine Zitterpartie, aber jetzt habe ich Vertrauen in die neuen Stäbe gefunden“, betont der Stabsunteroffizier bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr, der natürlich „von Berlin träumt“.

„Raphi wird gesetzt sein. Aber dahinter ist alles möglich. Man wünscht es keinem, aber es kann sich auch immer mal einer verletzen. Meine Ausgangslage ist besser denn je“, rechnet Clemens mit einem extrem harten Kampf um die EM-Tickets in den nächsten Wochen. Entschieden wird darüber wohl bei der deutschen Meisterschaft in Nürnberg am Wochenende des 21./22. Juli. „Natürlich wird bei der Nominierung auch auf die Konstanz der Springer über die gesamte Saison geschaut. Für mich ist es wichtig, bei der DM gut abzuschneiden.“ Am Ende liege es aber im Ermessensspielraum von Bundestrainer Andrei Tivontchik. „Wenn ich in Nürnberg 5,70 Meter springe, damit nur Vierter werde und nicht zur EM fahre, bin ich trotzdem zufrieden“, versucht Clemens, sich selbst nicht zu viel Druck zu machen. „Aber Berlin wäre schon eine geile Sache.“ Jetzt gehe es erstmal darum, in den kommenden Wettkämpfen die Höhe vom Wochenende zu bestätigen. Bereits am Samstag greift Clemens wieder zum Stab, dann beim Internationalen Stabhochsprung-Meeting im bayrischen Hof.

Dort hat auch Vereinskollege Raphael Holzdeppe gemeldet. Der Ex-Weltmeister hatte beim Himmelsstürmer-Cup gepokert, war erst bei 5,71 Metern eingestiegen und hätte fast einen Salto nullo fabriziert. Im dritten Versuch blieb die Latte aber liegen. Danach zeigte Holzdeppe seine ganze Klasse und meisterte die nächste Höhe gleich im ersten Versuch. Das bedeutete nicht nur den Heimsieg für den 28-Jährigen vor dem Polen Piotr Lisek, sondern zugleich auch deutsche Jahresbestleistung. So hoch wie Holzdeppe ist in diesem Jahr noch keiner der nationalen Konkurrenten gesprungen. „Ich war genervt davon, in den Wochen davor immer bei Höhen um 5,60 Meter hängenzubleiben, hatte die Faxen dicke.“ Selten war der Olympia-Dritte von London so spät in einen Wettkampf eingestiegen. „Aber wenn man bei diesen Höhen noch nicht im Wettbewerb ist, kann man auch nicht ausscheiden. Man muss halt wissen, dass man diese Höhen springen kann“, erklärte er anschließend mit einem Augenzwinkern.

 Raphael Holzdeppe beim Himmelsstürmer-Cup 2018. Foto: Wittenmeier

Raphael Holzdeppe beim Himmelsstürmer-Cup 2018. Foto: Wittenmeier

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Sein Ziel ist jetzt, in den nächsten Meetings konstant über die 5,80 Meter zu springen, sagt Holzdeppe. „Dann werden auch irgendwann die ganz großen Höhen kommen.“ Vielleicht auch am 12. August in Berlin.

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