32. Saarland-Trofeo Für den Radsport – und für die Region
Saarpfalz · Am Donnerstag startet die 32. Auflage des internationalen Spitzenradsportevents Trofeo. An den Start gehen 20 Teams aus 19 Nationen. Die Deutschen zählen zu den Favoriten.
Nein, auf den Wetterbericht hat Wolfgang Degott noch nicht geschaut. Das versichert der Organisationsleiter der hochklassigen internationalen Radsportveranstaltung Trofeo wenige Tage vor deren Start am Donnerstag. „Aber das kommt jetzt. Es ist für uns schon wichtig, dass das Wetter mitspielt. Damit mehr Zuschauer kommen – aber vor allem weil dann die Verletzungsgefahr für die Sportler geringer ist“, erklärt das Trofeo-Urgestein, das schon bei der Premierenveranstaltung vor über 30 Jahren mit an Bord war.
5000 bis 6000 Zuschauer erwartet Degott während der viertägigen Veranstaltung, die die besten Nachwuchsfahrer der Welt über fünf Etappen durch die Saarpfalz und bis nach Frankreich führt. Die Furcht vor schweren Verletzungen kommt nicht von ungefähr. Denn die Trofeo des vergangenen Jahres war eine Trofeo der Stürze. Der Niederländer Bas van Belle musste sogar mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Und noch am Finaltag brach sich ein Amerikaner nach einem Sturz das Schlüsselbein. „Das war schon richtig heftig“, sagt Degott, der die Schuld aber nicht dem anspruchsvollen Streckenprofil zuschreibt. „Wir hatten Passagen, da dachten wir – die sind richtig haarig – die Unfälle sind dann aber auf langen Geraden passiert. Das Feld ist manchmal so eng beieinander, da knallt es sofort wenn die Konzentration der Sportler auch nur ein bisschen nachlässt.“
Die vergangene Trofeo hatte der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister Andreas Walzer aus Homburg, der die Strecken vorab befährt, als „schwerste aller Zeiten“ bezeichnet. Die 32. Auflage in diesem Jahr stünde dieser aber in nichts nach, versichert Degott. Die zweite Etappe über 111 Kilometer über mehrere Runden von Neunkirchen nach Münchwies sei die gleiche wie im Vorjahr. Und auch der Premierentag, der die Jungprofis über 113 Kilometer von Aßweiler nach Erfweiler-Ehlingen führt, habe es aufgrund des steilen Schlussanstiegs in sich. Den Zieleinlauf empfiehlt Degott auch als Beobachtungspunkt für die Zuschauer. „Durch den langen Berganstieg hat man die Sportler lange im Blick, das ist eine richtig spektakuläre Ankunft.“ Die steile Abfahrt zwischen Käshofen und Homburg am dritten Tag der Trofeo sei indes etwas für die Zuschauer, die den „Nervenkitzel“ suchten. Dieser Tag wird dadurch erschwert, dass die 20 Teams aus 19 Nationen nicht nur den 81 Kilometer langen Rundkurs um Homburg mit dem imposanten Massensprint im Zieleinlauf meistern – sondern anschließend auch noch das Mannschaftszeitfahren vom französischen Bitche in den Europäischen Kulturpark nach Reinheim bewältigen müssen. „Das ist eine hammerharte Geschichte“, sagt Degott. Der Finaltag mit der 118 Kilometer langen Rundstrecke um Walsheim sei zwar der einfachste Part. Aber auch der habe es in sich. „Wir sind nicht in den Vogesen oder in den Alpen – aber die Menge der Anstiege ist das Problem“, sagt Degott, der Streckengästen insbesondere das Teilstück zwischen Walsheim und Seyweiler ans Herz legt.
Zum zwölften Mal gehört die Trofeo zum Junior Nations Cup des Radsport-Weltverbands UCI – und damit zur höchsten Kategorie der Radrennen im Juniorenbereich. Prämiert wird der Gesamtsieger, das beste Team, der stärkste Bergfahrer und Sprinter sowie der beste Jungfahrer des jüngeren Jahrgangs. Degotts Favoriten sind das deutsche Team, das im Nationencup zuletzt immer stärker auftrumpfte. Die deutsche Junioren Nationalmannschaft führt mit deutlichem Abstand im Ranking des Nations Cup, liegt mit 150 Punkten vor Italien und Frankreich. Im vergangenen Jahr dominierten die Norweger die Trofeo. Docha auch die Franzosen und Dänen zählt Degott zu den Favoriten. Auch ein pfälzisches Team, trainiert von Ex-Profi Andreas Märkl, geht an den Start.
Die Mammutveranstaltung, die jedes Jahr rund 140 000 Euro verschlingt, stellt Degott nach über 30 Jahren zwar nicht mehr vor gänzlich neue Herausforderungen. Dennoch sei die Organisation äußerst anspruchsvoll. „Der Teufel steckt im Detail“, sagt er. Toilettenhäuschen, Stromversorgung, den ambulanten Pflegediensten, die Medikamente ausliefern müssen, rechtzeitig Bescheid geben. Irgendetwas würde erfahrungsgemäß gerne vergessen.
Die Finanzierung der Trofeo sei heute aber weitestgehend gesichert. Vor allem, da das Innenministerium 30 000 Euro beisteuere. Trotzdem führt Degott noch wenige Wochen vor der der Veranstaltung Gespräche mit Sponsoren. „Manchmal auch zwei, drei oder vier“, sagt er. Und dennoch: Angst um die Trofeo müsse man im Augenblick nicht haben. Das war 2015 noch anders, als das Radrennen kurzzeitig vor dem Aus stand. Die Last verteile sich heute aber auf mehrere Schultern. Federführend sei nicht mehr ausschließlich die Gemeinde Gersheim. Sondern unter anderem auch die Städte Neunkirchen, Homburg, Blieskastel und Mandelbachtal säßen beim Förderverein mit im Boot. „Das ist ein starkes Grundgerüst, das macht vieles einfacher“, erklärt Degott.
Müdigkeit verspürt er auch vor der 32. Auflage des Radrennens nicht. „Wir tun es für den Radsport. Und wir tun es für die Region“, sagt er. Denn von den 140 000 Euro, die die Veranstaltung koste, blieben 70 bis 80 Prozent in der Umgebung. „Wir kommen für die Unterkunft der Sportler auf. Aber wenn ein Hotel in Herbitzheim fünf Tage lang sieben oder acht Teams bewirtet, ist das schon eine Hausnummer.“ Und auch wenn der Organisationsleiter beklagt, dass die Toleranz gegenüber der Trofeo angesichts der langen Straßensperrungen teilweise abgenommen habe („Das bekommen vor allem unsere Streckenposten zu spüren“), spürt er im 32. Jahr der Veranstaltung auch großen Rückhalt. „Die Leute nehmen nach den vielen Jahren schon zur Kenntnis: Die Trofeo, das ist nicht irgendein Radrennen – da steckt richtig was dahinter.“