Kampf für den Kegelsport „Alle wollen weiterkegeln“

Zweibrücken · Zweibrücker Vereine kämpfen für den Erhalt ihres Sports. Künftig womöglich in einer großen Spielgemeinschaft.

 KSG-Sportwart Thorsten Machura voller Konzentration auf der Bahnanlage im Roten Ochsen, die kommenden Frühsommer dicht macht.

KSG-Sportwart Thorsten Machura voller Konzentration auf der Bahnanlage im Roten Ochsen, die kommenden Frühsommer dicht macht.

Foto: nos

Der Kegelring Zweibrücken feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Doch genau zu diesem Jubiläum könnten in der Stadt die letzten Kugeln rollen. Denn im Frühsommer schließt die letzte Bahnanlage im Roten Ochsen. Ein Ersatz in Zweibrücken ist nicht in Sicht. Um den vom aussterben bedrohten Kegelsport dennoch am Leben zu erhalten, haben sich die vier Zweibrücker Vereine, die noch aktiv am Liegenbetrieb teilnehmen, auf die Suche nach Ausweichstätten und neue Kooperationen gemacht. Und Nicolai Bastian, zweiter Vorsitzender der Kegelrings, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, künftig auch wieder in Zweibrücken kegeln zu können.

Herr Bastian, seit klar ist, dass die letzte Kegelbahn in Zweibrücken schließt, sind die Aktiven auf der Suche nach Lösungen, um ihren Sport am Leben zu erhalten. Die Vereine der Stadt kämpfen hier gemeinsam für ein Ziel?

Nicolai Bastian: Ja, alle wollen den Sport am Leben halten, alle wollen weiterkegeln. Diese Signale sind eindeutig. Dabei ist auch allen klar, dass dazu neue Wege gegangen werden müssen.

Womöglich auch in einer großen Zweibrücker Spielgemeinschaft, für die Sie vergangene Woche auf einer Infoveranstaltung plädiert haben. Wie sehen Sie die Chancen dazu, dass neben der SG und KSG, die bereits zusammenspielen, auch die Aktiven der Fortuna Vollkugel und der SKC Rimschweiler mitziehen?

Bastian: Ich bin sicher, dass die  SG und KSG sowie die Frauen der Fortuna Vollkugel künftig als Spielgemeinschaft auflaufen werden. Der SKC Rimschweiler hat noch um Bedenkzeit gebeten – was ja absolut legitim ist. Daher bin ich nicht sicher, ob sie den Weg mitgehen werden. Aber ich würde es mir wünschen, dass wir als ein Haufen zusammenhalten (lacht). Aber wir geben dem Verein natürlich die Zeit.

Wo würden Sie Vorteile einer großen Spielgemeinschaft sehen?

Bastian: Natürlich bringt so eine große Spielgemeinschaft immer Vor- und Nachteile mit sich. Ein Nachteil ist sicher, dass die Vereine trotz ihres Erhalts ein Stück ihrer Identität abgeben müssen. Sie würden eben nicht mehr unter SG, KSG, SKC oder Fortuna Vollkugel, sondern unter dem Namen Kegelring Zweibrücken auftreten. Zudem bringt eine Spielgemeinschaft immer auch ein gewisses Konfliktpotenzial. Aber ich bin da eher ein Mann der Diplomatie und denke, dass man private oder persönliche Dinge in den Hintergrund schieben kann, wenn es darum geht, gemeinsam Sport zu treiben. Ein großer Vorteil wäre sicher der größere Spielerkader. Man kann sich untereinander aushelfen und es leichter schaffen, Sechser-, Vierer-, gemischte und Damenmannschaften aufzustellen. Man kann seine Kräfte bündeln. Das sehe ich als größeren Vorteil als die Nachteile. Bei manchen Teams wird es einfach schon eng, wenn jemand in Urlaub oder verletzt ist.

Unabdingbar zum Erhalt des Ligenbetriebs wird es ab der neuen Runde sein, auf auswärtige Bahnen auszuweichen. Einfach auch, weil ein Hallenneubau kurzfristig aus Kostengründen einfach nicht umsetzbar wäre?

Bastian: Richtig. Auch wenn die Stadt ein Grundstück in Erbpacht angeboten hat, wäre ein Neubau für den Kegelring mit rund 100 Leuten nicht zu stemmen. Die Kosten würden schätzungsweise zwischen 300 000 und 400 000 Euro liegen. Und Fakt ist, dass die Stadt nicht mehr machen kann. Die ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, Anm. d. Red.) würde ihr auf die Finger klopfen. So geht der Blick der Vereine nun nach Dellfeld und Pirmasens, mit deren Bahnbetreibern bereits gesprochen wurde.

Die Mitglieder der KSG Zweibrücken haben am Wochenende darüber abgestimmt, dass sie ab der kommenden Runde Training und Spiele in Pirmasens absolvieren wollen.

Bastian: Ja, die Anlage mit mehreren Bahnen hat aufgrund der guten Perspektive den Ausschlag gegeben. Die Bahnen unten am Bahnhof sind auch gut zu erreichen.

Sie sind demnach guten Mutes, dass der Ligenbetrieb mit dem Ausweichen auf andere Bahnen für die Aktiven aus Zweibrücken fortbestehen kann?

Bastian: Ja, ich bin mir sicher, dass weitergekeglt wird. Natürlich kann es sein, dass der ein oder andere mit dem Aktivensport aufhört, weil die Wege zu Training und Spielen länger werden. Ich spiele ja selbst auch noch Fußball und weiß, wie schön es ist, aus der Haustür und auf den Platz in der Nähe kicken zu gehen. Nicht jeder ist ja so verrückt wie ich und fährt mal eben 90 Kilometer, nur um auf Bahnen in Topzustand zu kegeln.

Sie spielen noch immer beim KSV Kuhardt in der 2. Bundesliga. Ist absehbar, ob Sie in Zukunft auch wieder für die Zweibrücker Kegler auflaufen werden?

Bastian: Im Zuge der Diskussionen um eine große Zweibrücker Spielgemeinschaft wurde ich natürlich schon häufiger darauf angesprochen, ob das nicht attraktiv für mich wäre und ich nicht wieder zurückkommen würde. Noch habe ich weder Kuhardt eine Zusage für die Saison 2018/19 gegeben, noch den Zweibrückern signalisiert, wie es aussieht. Die Entscheidung, die ich im April oder Mai treffen werden, hängt von mehreren Dingen ab. Wie es beruflich für mich weitergeht, und wie die sportliche Perspektive in Kuhardt ist. Derzeit sind wir auf einem guten Weg Richtung Wiederaufstieg in die Bundesliga. Ich sage also noch nicht ja und nicht nein (lacht).

Glauben Sie daran, dass nach der Schließung der letzten Bahn irgendwann auch in Zweibrücken selbst wieder aktiv gekegelt werden kann?

Bastian: Ich gebe die Hoffnung noch nicht ganz auf. Ich hoffe immer noch, dass irgendwann jemand kommt, der bereit ist, in diesen Breitensport zu investieren. Natürlich ist klar, dass es nicht mehr einfach nur mit einer Kegelbahn, ein bisschen Essen und Trinken funktioniert. Aber es kann gehen, wenn man das ganze moderner aufzieht, mit Airbrush, Discokugeln und auch dementsprechenden Veranstaltungs-Angeboten. Man muss natürlich offen sein für neue Wege.

 Nicolai Bastian spricht sich für eine große Zweibrücker Spielgemeinschaft aus.

Nicolai Bastian spricht sich für eine große Zweibrücker Spielgemeinschaft aus.

Foto: Privat

Wenn bei den Zweibrücker Keglern in der jetzigen Situation vielleicht auch noch keine Feierstimmung aufkommt, so steht doch der 60. Geburtstag des Kegelrings an. Wie wird das Jubiläum begangen?

Bastian: Es wird am 12. Mai gefeiert – und bei einem Jubiläumsturnier wird natürlich auch gekegelt. Es werden Damen- und Herren-Auswahlmannschaften aus Rheinhessen-Pfalz und aus der Bundesliga gebildet. Auch der U23-Bundeskader der DCU wird dabei sein. Wir wollen noch einmal alles auf den Bahnen im Roten Ochsen aufwarten, was geht, und zeigen, dass Kegelsport auch mit großen Leistungen und nichts mit dem Kegeln zu tun hat, das man spielt, wenn man einen trinken geht. Im Anschluss wird es einen Festakt geben.

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