Akribische Arbeit für das große Ziel: Rio

Zweibrücken/Saarbrücken. Auf ein großes Ziel ist die harte Arbeit von Marlene Hüther und dem saarländischen Landestrainer Ralf Steffen in diesem Jahr ausgerichtet: Bei der Schwimm-DM im Mai die Qualifikations-Zeit für die Olympischen Spiele im August in Rio de Janeiro (Brasilien) zu meistern, um dann tatsächlich den Sprung zu dem Großereignis zu schaffen. Über die derzeitige Form der 17-jährigen Dietrichingerin, ihre Entwicklung und die Chancen, in Rio in Staffel oder Einzel dabei zu sein, sprach Steffen mit den Merkur -Redakteuren Svenja Hofer und Gerrit Dauelsberg.

 Marlene Hüther von den Wassersportfreunden Zweibrücken hofft auf die Olympia-Quali.Foto: Seifert/pmz

Marlene Hüther von den Wassersportfreunden Zweibrücken hofft auf die Olympia-Quali.Foto: Seifert/pmz

Foto: Seifert/pmz

Herr Steffen, die ersten Wettkämpfe im Olympia-Jahr hat Marlene Hüther hinter sich. Wie sieht die Saisonplanung der Dietrichingerin aus, welche Wettkämpfe stehen an?

Steffen: In der ersten Maiwoche finden die Deutsche Meisterschaften in Berlin statt. Das ist für uns der wichtigste Wettkampf im Jahr überhaupt. Hier fällt die Entscheidung: Olympische Spiele in Rio im August und/oder Europameisterschaften in London Mitte Mai. Schaffen wir keine der Qualifikationen, brauchen wir nicht weiter groß zu planen. Der Abschluss-Wettkampf wären dann die German Open in der ersten Juliwoche. Schaffen wir bei der DM in Berlin die Qualifikation für Rio, müssen wir die Leistung bei den German Open bestätigen. Schaffen wir auch das, geht es dann Mitte Juli nach Florianopolis (Brasilien) zur Vorbereitung auf die Spiele und von da aus dann Anfang August weiter nach Rio. Schaffen wir die Bestätigung nicht, wäre die Saison nach den German Open für Marlene beendet.

Wie stehen aus Ihrer Sicht die Chancen, tatsächlich in Rio dabei zu sein, nachdem die 4x200-Meter-Staffel den Quotenplatz für Olympia mit Rang zwölf bei der WM in Kasan geschafft hat?

Steffen: Der Quotenplatz bedeutet erstmal nur, dass der Deutsche Schwimmverband einen Startplatz für die Staffel der Frauen sicher hat. Rein theoretisch könnte der Verband eine Staffel melden, völlig unabhängig von deren Leistungsfähigkeit. Das tut er natürlich nicht. Die Qualifikationszeit für die Staffel ist auf 7:55,08 Minuten festgelegt worden. Das war Platz acht bei den WM-Vorläufen in Kazan, geschwommen von den Französinnen. Zur Erinnerung, unsere Mannschaft wurde in Kazan Zwölfter mit 8:01,48 Minuten. Das heißt, die vier schnellsten Freistil-Schwimmerinnen im 200-Meter-Freistil-Finale Anfang Mai bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin müssen im Schnitt eine Zeit von 1:58,77 Minuten erschwimmen, um sich für Rio zu qualifizieren. Wenn man bedenkt, dass im letzten Jahr nur die Deutsche Meisterin Annika Bruhn bei ihrem Sieg im Finale schneller als die Schnittzeit war, kann man sich vorstellen, dass es alles andere als leicht wird.

Gibt es für Marlene Hüther auch die Chance, etwa über die 200 Meter Freistil, ein Einzelticket für Olympia zu ergattern?

Steffen: Die Qualifikationszeit für die 200 Meter Freistil im Einzel liegt bei 1:58,27 Minuten. Das ist nicht so weit weg von der geforderten Staffelschnittzeit. In einer Staffel ist man natürlich auch immer abhängig von den Leistungen der anderen Staffelmitglieder. Schon deshalb ist ein Einzelticket mehr als erstrebenswert - und eine Chance gibt es immer.

Wie groß ist die nationale Konkurrenz über die 200-Meter-Strecke, wie viele Schwimmerinnen schaffen es, unter der Zwei-Minuten-Marke zu bleiben?

Steffen: Die nationale Konkurrenz ist in diesem Jahr deutlich größer geworden. Hinter Annika Bruhn, die meiner Meinung nach unangefochten vorne liegt, können noch sechs bis sieben Schwimmerinnen , Marlene inbegriffen, unter zwei Minuten schwimmen. Die große Frage wird sein: Schafft Marlene eine Platzierung unter den ersten vier und wie weit können die ersten vier Schwimmerinnen unter der Zwei-Minuten-Marke bleiben? Stichwort Staffelqualifikation.

Liegt denn der Trainingsschwerpunkt allein auf dieser Spezialstrecke?

Steffen: Im Moment ist alles auf die 200 Meter Freistil ausgerichtet. Nur damit hat Marlene momentan eine Chance, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen.

Wann erfolgt die Nominierung für Rio?

Steffen: Die endgültige Nominierung für die Olympischen Spiele erfolgt nach den German Open im Juli.

Wie ist derzeit die Form der 17-Jährigen? Nach guten Ergebnissen in Essen waren die in Marseille zuletzt ja eher mäßig. Woran lag das?

Steffen: Marlene hat sich in den Bereichen Ausdauer, Kraft und Technik ein absolutes Topniveau erarbeitet. Gesundheitlich gab es kleinere Probleme, die wir aber auch schon wieder im Griff haben. Im Moment gelingt es uns noch nicht, die ganzen Verbesserungen "in Geschwindigkeit" zu übertragen. Es ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis sich die hervorragenden Testergebnisse auch in den Wettkampfergebnissen widerspiegeln. Um das bis zu den Deutschen Meisterschaften zu erreichen, arbeiten wir eng mit Wissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen (auch im Ausland) zusammen, die auf ihren Gebieten zu den Besten gehören. Wir sind uns alle einig, dass es sich letztendlich nur um eine Kleinigkeit handeln kann und wir Marlene in den nächsten Wochen in die Lage versetzen können, zu zeigen, was tatsächlich in ihr steckt. Unabhängig von ihrer Gesamtleistung hat sie in Marseille mit ihrer Bestzeit über die 400 Meter Freistil zumindest schon mal angedeutet, was sie zu leisten imstande ist.

Grundsätzlich: Liegt in diesem Jahr der Fokus darauf, das gute Niveau zu stabilisieren oder sind noch große Steigerungen möglich?

Steffen: Ich habe ja bereits erwähnt, dass wir uns im vergangenen halben Jahr auf den verschiedensten Gebieten gesteigert haben und wir daran arbeiten diese Steigerungen im Wettkampf umzusetzen. Wenn man sich die Qualifikations-Anforderungen für die Olympischen Spiele anschaut, erübrigt sich auch die Frage. Wir müssen uns steigern und ja, ich halte das für absolut möglich.

Wie ist denn aktuell das Trainingspensum von Marlene Hüther?

Steffen: Wir haben noch sieben Wochen bis zur Qualifikation. Die Grundlagen sind gelegt, die Umfänge im Wasser als auch an Land werden jetzt geringer und die Intensitäten fangen langsam an zu steigen. Qualität satt Quantität. Die Anzahl der Trainingseinheiten bleibt allerdings gleich: zehn Wassereinheiten und vier Kraft- und Athletikeinheiten in der Woche.

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