3. Handball-Liga SV muss Ausfall beider Spielmacher verkraften

Nieder-Roden · Die Zweibrücker Drittliga-Handballer haben der HSG Rodgau Nieder-Roden im Topspiel trotz dieser Rückschläge lange Paroli geboten. Der Spitzenreiter behauptete sich schließlich aber mit 29:22. Im Finale gegen die HG Saarlouis würde dem angeschlagenen SV am Samstag ein Remis zum Einzug in den DHB-Pokal reichen.

 SV 64-Spielmacher Marc-Robin Eisel (Mitte) musste in Nieder-Roden mit gebrochener Nase vom Feld. Sein Einsatz im Saisonfinale gegen die HG Saarlouis am Samstag ist fraglich.

SV 64-Spielmacher Marc-Robin Eisel (Mitte) musste in Nieder-Roden mit gebrochener Nase vom Feld. Sein Einsatz im Saisonfinale gegen die HG Saarlouis am Samstag ist fraglich.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Viel schlimmer hätte der Samstagabend für den SV 64 Zweibrücken kaum laufen können. Nicht nur die erste Niederlage im Ligapokal, sondern vor allem zwei schmerzliche Nackenschläge hat der Handball-Drittligist Samstag wegstecken müssen. Beim 22:29 (12:13) beim Spitzenreiter der Mittestaffel HSG Rodgau Nieder-Roden mussten gleich beide Spielmacher bereits in der ersten Halbzeit verletzt vom Feld. Während Tim Götz nach zehn Minuten umknickte und mit einer Sprunggelenksverletzung ausfiel, brach sich Marc Robin Eisel nach zwanzig Minuten die Nase. Tim Schaller, der die beiden Mittespieler „hervorragend“ vertrat, musste kurz vor der Pause mit Rot runter. Bei einem Tempogegenstoß der Hessen kam Schaller einen Schritt zu spät und brachte einen Rodgauer beim Wurf von hinten aus dem Gleichgewicht. Kein schlimmes Foul: „Wenn die Schiris bös’ sind, geben sie zwei Minuten“, sagte der ehemalige Nieder-Röder Trainer Alexander Hauptmann, der das Spiel für sportdeutschland.tv kommentierte. Doch die Unparteiischen gaben Rot. Und dennoch trotzten die Löwen allen Widrigkeiten und boten dem ungeschlagenen Primus bis zur 53. Minute ordentlich Paroli. „Trotz der Niederlage nehme ich die positiven Eindrücke mit“, sagte SV-Coach Stefan Bullacher, dessen Mannschaft nun einem spannenden Saisonfinale gegen die HG Saarlouis entgegensteuert.

Am Ende waren sich Trainer und Spieler beider Parteien einig, dass Nieder-Roden das Topspiel der beiden bis dato ungeschlagenen Mannschaften verdient, aber vielleicht um ein paar Tore zu hoch gewonnen hat. Beide lieferten sich einen großen Kampf mit viel Einsatz, aber auch ein Spiel auf gutem Drittliganiveau, das den hohen Ansprüchen bis in die Schlussphase gerecht wurde.

Als die Begegnung nach einem nervösen Beginn gerade Fahrt aufgenommen hatte, mussten die 64er allerdings zum ersten Mal den Atem anhalten. Nach einer starken Kombination tauchte Spielmacher Tim Götz alleine vor HSG-Torhüter Marco Rhein auf. Doch statt eines Torjubels, sah man den Torjäger mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen. Ohne Einwirkung eines Gegenspielers knickte Götz um und fiel aus (2:1/9.). Es dauerte einen kurzen Moment, in dem die Hausherren auf 4:1 (11.) davon ziehen konnten, bis sich die Gäste von diesem Schock erholt hatten. Für den verletzten Götz kam Marc Robin Eisel ins Spiel, der sich in seiner letzten Auswärtspartie für die 64er sofort mit guten Aktionen in den Vordergrund spielte. Auch ohne Götz bliesen die Mannen um die beiden stark verteidigenden Benni Zellmer und Tom Grieser zur Aufholjagd. Die beiden Abwehrrecken hielten die Defensive zusammen und trieben ihre Mitspieler immer wieder zum Tempospiel an.

Nach 20 Minuten war es dann auch Zellmer vorbehalten, per Gegenstoß den Ausgleichstreffer zum 8:8 zu erzielen. Doch der nächste Rückschlag folgte auf dem Fuß. Bei einem Zweikampf wurde Eisel ohne Absicht seines Gegenspielers mit dem Ellenbogen im Gesicht getroffen und der Zweibrücker Rückraumspieler musste blutüberströmt mit gebrochener Nase das Feld verlassen. Doch davon unbeirrt spielten sich die dezimierten Löwen in einen Rausch. Mit Tim Schaller übernahm der dritte Akteur die Spielmacherrolle, der nicht nur den Takt vorgab, sondern auch gleich im Doppelpack traf. Durch je zwei Tore von Tom Grieser und Schaller führten die Zweibrücker plötzlich mit 12:10 (28.). Doch das Drama setzte sich zum Leidwesen der 64er weiter fort. Die Schiedsrichter zogen nach der Aktion von Schaller und HSG-Spieler Sam Hoddersen die Rote Karte gegen den SVler aus der Hosentasche. Daran konnte auch die faire Einschätzung der HSG-Verantwortlichen nichts ändern. Nieder-Roden nutzte die Gunst der Stunde und drehte das Spiel in Überzahl noch vor dem Seitenwechsel zur 13:12-Halbzeitführung.

Nach der Pause wurde die Partie noch einmal deutlich intensiver, aber auch hektischer. Auf beiden Seiten gab es erheblichen Klärungsbedarf bei Schiedsrichterentscheidungen. Sowohl HSG-Coach Jan Redmann, als auch SV-Trainer Stefan Bullacher handelten sich wegen zu heftigen Intervenierens die Gelbe Karte ein. „Ich habe mich mit Jan nach dem Spiel unterhalten und wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir uns mehr über die Entscheidungen oder das Auftreten der beiden geärgert haben“, machte Bullacher nach dem Spiel keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit.

Das Team aus Hessen behielt in dieser unnötig aufgeheizten Atmosphäre den kühleren Kopf. Nach dem letzten Ausgleichstreffer der Begegnung (15:15/38.) spielten sich die sogenannten Baggerseepiraten einen kleinen Vorsprung heraus, den sie sicher verwalteten. Über 17:15 (38.) und 19:17 (46.) bogen die Mannschaften beim 23:21 (52.) auf die Zielgerade der Begegnung ein. Die Schlussphase gehörte eindeutig dem Tabellenführer. Während die 64er nun reihenweise beste Gelegenheiten ausließen, zeigten die HSG-Spieler ihr ganzes Können. Fünf Ballverluste auf Zweibrücker Seite in Folge, bedingt durch technische Fehler und Fehlversuche, stellten das Ergebnis auf den Kopf. Am Ende verloren die Schützlinge von Stefan Bullacher mit 22:29 recht klar. Dennoch war der A-Lizenzinhaber nach dem Spiel sehr zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: „Wir haben heute alle Nackenschläge bis kurz vor Schluss charakterstark weggesteckt. Robin hat nochmal einen rausgehauen, in dem er sich mit gebrochener Nase im zweiten Durchgang in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Ich bin stolz auf meine Jungs.“

Und fast hätte sich die Miene des Coachs wenige Stunden nach der Partie weiter aufhellen können. Denn die HG Saarlouis lag gegen den TV Kirchzell am späten Abend zwischenzeitlich mit sieben Toren zurück. Mit der Schluss-Sirene glichen die Saarländer aber noch zum 28:28 aus. Mit einer Niederlage hätte Saarlouis nicht mehr mit Zweibrücken gleichziehen können. Weil im Ligapokal der direkte Vergleich zählt, könnte Saarlouis mit Siegen gegen Schlusslicht Bieberau-Modau und Zweibrücken noch auf Platz zwei springen.

Die 64er brauchen im Derby gegen Saarlouis am Samstag in der Westpfalzhalle also ein Remis, um sich die DHB-Pokal-Teilnahme zu sichern. Die wahrscheinlichen Ausfälle von Götz und Eisel machen das Unterfangen aber nicht einfacher.

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