Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern Boyds Premieren-Tor ist der Nuss-Knacker

Zwickau · Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserlautern feiert trotz zunehmender Personalprobleme beim Favoritenschreck FSV Zwickau einen 2:0-Sieg – und lässt sich dabei auch von Nebenkriegsschauplätzen nicht aus der Ruhe bringen. Nun richten sich bei den Roten Teufeln alle Augen auf das Spitzenspiel gegen Tabellenführer Magdeburg.

 Winter-Neuzugang Terrence Boyd freute sich beim 2:0-Erfolg in Zwickau über seinen ersten Treffer im Trikot des 1. FC Kaiserslautern.

Winter-Neuzugang Terrence Boyd freute sich beim 2:0-Erfolg in Zwickau über seinen ersten Treffer im Trikot des 1. FC Kaiserslautern.

Foto: imago images/Kirchner-Media/Kirchner/Marco Steinbrenner via www.imago-images.de

 Ein klein wenig skurril wirkte es schon, als sich Marco Antwerpen und Joe Enochs bei der Pressekonferenz nach der Fußball-Drittliga-Partie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem FSV Zwickau mit höflichen Komplimenten bedachten – und dem Gegner viel Glück für den weiteren Saisonverlauf wünschten. Schließlich hatte sich die gegenseitige Wertschätzung der beiden Trainer während der Partie – und auch im direkten Anschluss an den 2:0 (1:0)-Sieg der Roten Teufel am Samstag im Zwickauer GGZ-Stadion – in äußerst engen Grenzen bewegt. Nach dem Abpfiff verweigerte FCK-Trainer Antwerpen FSV-Übungsleiter Enochs zunächst den Handschlag, kurz darauf kam es zu einer kleinen Rangelei. „Er (Enochs) weiß schon, was er am Platz immer alles macht. Da muss man dann hinterher auch nicht immer rüber gehen und die Hand geben“, sagte Antwerpen am Mikrofon von MagentaSport. „Und das habe ich in dem Fall auch nicht gemacht.“ Enochs wiederum freute sich, dass „wir jetzt zwei Mal gegen ihn (Antwerpen) gespielt haben und ich ihn nicht mehr sehen muss.“ Das musste der Zwickauer Trainer dann aber doch. Bei der anschließenden Pressekonferenz thematisierten beide die Vorkommnisse aber nicht mehr.

Auch mit dem Zwickauer Publikum – 1000 Zuschauer waren zu der Partie zugelassen – war Antwerpen offenbar nur in gegenseitiger Abneigung verbunden. Nach dem Abpfiff jubelte der FCK-Trainer höhnisch in Richtung der Ränge und fachte die ohnehin aufgeheizte Atmosphäre weiter an. Ein Regen an Bierbechern, der in Richtung des Übungsleiters prasselte, bewog diesen dazu, die obligatorischen TV-Interviews auf dem Rasen sausen zu lassen. In den Katakomben des Stadions sagte der 50-Jährige dem SWR: „Wir sind 94 Minuten komplett durchbeleidigt worden. Mit Worten, die Sie glaube ich nicht hören wollen. Da muss man sich nicht wundern, dass wir jubeln und uns darüber freuen, dass wir all den Dingen, die im Raum standen, standgehalten haben.“

Was Antwerpen damit neben dem Gegenwind unter der Gürtellinie meinte, waren weitere Ausfälle bei seiner Mannschaft, die das ohnehin prall gefüllte Lazarett der Pfälzer vergrößert hatten. Abwehrchef Kevin Kraus fehlte genauso erkrankt wie Torwart Matheo Raab. Für den Schlussmann rückte Avdo Spahic zwischen die Pfosten, für Kraus spielte René Klingenburg in der Innenverteidigung. „René hat das erste Mal dort gespielt und eine sehr, sehr gute Leistung gezeigt“, lobte Antwerpen, nachdem der FCK auch die dritte Partie des neuen Jahres gewonnen – und wieder einmal „zu Null“ gespielt hatte. Seit 401 Minuten haben die Pfälzer nun keinen Gegentreffer mehr hinnehmen müssen.

Gerade in der ersten halben Stunde tat sich Kaiserslautern gegen die robusten Zwickauer, die zuletzt Braunschweig und Meppen bezwungen hatten, aber äußerst schwer. Beide Teams konnten sich zu Beginn gegen die stabilen Abwehrreihen keine Chancen herausspielen. Die Sachsen wirkten aber etwas gefälliger, stießen mehrmals gefährlich über die Flügel vor. So auch in der 23. Minute. FSV-Spieler Can Coskun wurde linksaußen nicht angegangen. Seine Flanke fand im Zentrum Dominic Baumann. Und der traf mit seinem Kopfball die Oberkante der Latte. Zwei Minuten später hatten auch die Roten Teufel ihre erste kleinere Gelegenheit. Nach einem Freistoß von Hendrick Zuck kam Terrence Boyd kurz vor dem Tor nicht mehr richtig an den Ball. Etwas mehr als zehn Minuten später feierte der Neuzugang, der vor wenigen Wochen vom Halleschen FC kam, dann aber seinen Premieren-Treffer für die Pfälzer. Einen langen Ball von FCK-Verteidiger Boris Tomiak bekam die Zwickauer Abwehr nicht entscheidend geklärt. Lauterns Mike Wunderlich zog aus 18 Metern ab. Boyd hatte sich von seinem Gegenspieler gelöst – und lenkte den eigentlich harmlosen Schuss genau neben den linken Pfosten ins Netz. „Das war so ein typisches komisches Tor von mir. Ich bin sehr erleichtert“, freute sich der 30-Jährige. Allerdings hätte sein Team fast postwendend den Ausgleich schlucken müssen. Eine Zwickauer Flanke aus dem Halbfeld glitt dem bedrängten FCK-Torwart Spahic aus den Händen. Der Ball kullerte Richtung Torlinie – doch Klingenburg spitzelte ihn ins Aus (42.).

Auch nach dem Seitenwechsel hatten die Gastgeber noch eine dicke Gelegenheit. Zwickaus Johan Gomez zog von rechtsaußen nach innen, vernaschte zwei Lauterer Gegenspieler. Sein Schuss wurde zwar von Klingenburg geblockt, fiel aber zehn Meter vor dem Tor genau vor die Füße von Luca Horn. Doch der FSV-Spieler fabrizierte nur ein Luftloch (51.). Im Anschluss übernahmen die Roten Teufel immer mehr die Kontrolle. Ein Schuss von Daniel Hanslik wurde noch zur Ecke geklärt. Diese schlug Zuck punktgenau auf Boyd. Aber die Volleyabnahme des Angreifers aus wenigen Metern Torentfernung landete über dem Kasten (55.). Zwei Minuten später trieb Marlon Ritter den Ball nach vorne und passte zum mitgelaufenen Muhammed Kiprit. Der scheiterte mit seinem Schuss an FSV-Torwart Johannes Brinkies. Doch Ritter erlief den Abpraller und wurde dabei von Horn im Strafraum klar am Fuß getroffen. Elfmeter für den FCK. Kiprit trat und und schoss nach rechts, Brinkies flog nach links – 2:0 für die Roten Teufel (58.).

Danach rannte Zwickau an, der FCK konterte – und vergab dabei reihenweise Chancen, den Deckel auf die Partie zu schrauben. Die größte vergab Tomiak. Nach einer Flanke von Philipp Hercher tauchte der FCK-Verteidiger ab. Doch seinen Flugkopfball aus kürzester Torentfernung wischte Brinkies mit einem Wahnsinns-Reflex an die Unterkante der Latte (78.). Davor war schon Mike Wunderlich im Eins-gegen-eins an Zwickaus Torwart gescheitert (76.). Marlon Ritter traf in der 83. Minute wie Tomiak Aluminium. Und zwei Zeigerumdrehungen später war es erneut Wunderlich, der den dritten Treffer der Pfälzer liegen ließ. Am Ende stand dennoch ein verdienter Sieg für den FCK. Der liegt in der Tabelle weiter auf Aufstiegsrang zwei, vier Punkte vor dem Trio Eintracht Braunschweig, Waldhof Mannheim und dem VfL Osnabrück. Im Vergleich zu Mannheim und Osnabrück hat der FCK zudem noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Am Montagabend könnte der 1. FC Saarbrücken dem Rivalen aus der Pfalz mit einem Sieg gegen Würzburg zwar bis auf zwei Punkte auf die Pelle rücken – doch auch der FCS hätte dann schon ein Spiel mehr ausgetragen.

Die gute Ausgangslage im Aufstiegsrennen wollen die Roten Teufel in den kommenden beiden richtungsweisenden Spielen verteidigen. Die werden allerdings bretthart. Am Samstag um 14 Uhr ist der souveräne Tabellenführer 1. FC Magdeburg im Fritz-Walter-Stadion zu Gast. Am Sonntag darauf muss Kaiserslautern im Südwest-Derby bei Waldhof Mannheim ran.

Bei den Spielern stand am Samstag aber zunächst nur der Erfolg bei den Sachsen im Fokus: „Ich habe für unseren Auftritt heute nur ein Wort: abgezockt. Das war sehr wichtig, dass wir hier bei einem unangenehmen Gegner die Null gehalten haben. Wir sind sehr froh, dass wir diese Nuss geknackt haben“, jubelte Torschütze Boyd bei MagentaSport. Auch Trainer Anterpen freute sich: „Wir haben die Bewährungsprobe mit Bravour bestanden.“ Da dachte er vermutlich gar nicht mehr an sein Scharmützel mit Joe Enochs oder den Bierbecher-Regen des Zwickauer Publikums. Sondern daran, dass nun zwei noch härtere Bewährungsproben auf seine Mannschaft warten – die sie wieder mit Bravour bestehen soll.

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