3. Fußball-Liga Saibenes Brandrede macht dem FCK Beine

Kaiserslautern · Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern hat im Südwest-Derby gegen Waldhof Mannheim dank seines überragenden Torwarts Avdo Spahic einen Punkt gerettet. Trainer Jeff Saibene schäumte: Seine Mannschaft sei in der ersten Halbzeit aufgetreten, „als hätte sie Schlaftabletten genommen“.

  Trotz des Teilerfolges gegen Waldhof Mannheim war FCK-Trainer Jeff Saibene angefressen.

Trotz des Teilerfolges gegen Waldhof Mannheim war FCK-Trainer Jeff Saibene angefressen.

Foto: dpa/Matthias Balk

Jeff Saibene wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Der Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern schritt nach dem 1:1(0:1)-Unentschieden gegen Waldhof Mannheim schnurstracks über den Rasen des Fritz-Walter-Stadions auf Torhüter Avdo Spahic zu und klatschte mit dem Schlussmann der Roten Teufel ab. Der FCK hatte sich den Zähler im Südwest-Derby zwar auch durch eine drastische Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel verdient. Dass die Pfälzer zur Pause aber nicht schon aussichtslos ins Hintertreffen geraten waren, war alleine Spahic zu verdanken.

Dabei hatte der 23-Jährige vor 6000 Zuschauern auf dem Betzenberg bereits nach sieben Minuten hinter sich greifen müssen. Mannheims Rafael Garcia spazierte auf der linken Seite ohne Gegenwehr Richtung Pfälzer Strafraum, steckte den Ball auf Anton-Leander Donkor durch. Der passte zurück Richtung Elfmeterpunkt, wo Joseph Boyamba – vermutlich selbst überrascht über so viel Freiraum – unbedrängt abschließen durfte. Spahic hätte den Schuss eventuell noch pariert, doch Lauterns Kapitän Carlo Sickinger fälschte das Leder unhaltbar ab.

Im Anschluss war der FCK in der Offensive nicht existent und in der Defensive überfordert. Insbesondere Rechtsverteidiger Dominik Schad erwischte einen rabenschwarzen Tag, ließ sich von den flinken Mannheimern immer wieder überspielen. Doch Spahic hielt seine Elf in der Partie. Zuerst bei einer abgefälschten Flanke von Garcia, die sich tückisch Richtung Toreck senkte (15.). Und als sechs Minuten später Dominik Martinovic im Lauterer Strafraum zum Abschluss kam, stürmte Spahic aus seinem Kasten, machte sich breit – und parierte den Schuss mit einem Wahnsinnsreflex per Oberarm.

Bereits nach 35 Minuten hatte Saibene genug gesehen. Er brachte Hikmet Ciftci für Stürmer Elias Huth, der sich auf der Auswechselbank fassungslos die Hände vor das Gesicht schlug. „Es hätte auch acht andere Spieler treffen können“, machte Saibene später deutlich, was er bis dahin von dem Auftritt seiner Elf hielt.

An den Kräfteverhältnissen änderte sich nach dem Personalwechsel aber zunächst nichts. Garcia tauchte abermals unbedrängt an der Lauterer Strafraumgrenze auf. Seinen abgefälschten Schuss parierte Spahic bereits stark. Der Abpraller fiel Martinovic vor die Füße, der den Ball aus kurzer Distanz nur noch über die Linie drücken musste. Doch wieder war Spahic mit einer überragenden Fußabwehr zur Stelle. Erst gegen Ende des ersten Durchgangs sendete der FCK sein erstes offensives Lebenszeichen. Nach Flanke von Adam Hlousek traf Janik Bachmann per Kopf nur den Außenpfosten (41.).

In der Kabine wurde es dann „sehr, sehr laut“, wie Sickinger bekannte. „Der Trainer hat gegen die Tonne getreten – es war aber alles im Rahmen. Er hat uns motiviert und uns gesagt, dass es so in einem Derby nicht geht. Und damit hatte er vollkommen recht“, ergänzte der Kapitän. Saibene fand am Mikrofon von Magenta Sport noch deutlichere Worte. „In der Halbzeit hatte ich einen meiner seltenen Wutausbrüche. So etwas werde ich nicht dulden. Wir reden die ganze Woche über Derby, Leidenschaft und Willen – und dann laufen wir rum als hätten wir Schlaftabletten genommen.“

Und die Mannschaft nahm sich die Kritik ihres Trainers offenbar zu Herzen. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel kam der FCK durch Marlon Ritter, Ciftci und Hlousek zu drei guten Einschussgelegenheiten binnen 60 Sekunden. Doch stets rettete ein Waldhof-Verteidiger in höchster Not. Die Gäste waren sichtlich überrascht vom plötzlichen Pfälzer Sturmlauf und zogen sich zurück. Doch nicht nur die 6000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion waren nun aufgewacht – auch die Roten Teufel blieben brandgefährlich. Vor allem Sickinger stürzte die Defensive der Gäste mit präzisen Zuspielen in die Tiefe mehrfach in Verlegenheit.

In der 64. Minute lenkte Waldhof-Torwart Jan-Christoph Bartels einen Kopfball von Bachmann über die Latte. Zehn Minuten später war der Schlussmann der Gäste erstmals geschlagen. Doch den Schuss des eingewechselten Lauterers Anil Gözütok kratzte Jan-Hendrik Marx per Grätsche von der Linie.

In der 77. Minute belohnten sich die Roten Teufel für ihre Überlegenheit. Sickinger brachte mit einem Pass in die Tiefe Hlousek in Stellung. Der flankte von links an den ersten Pfosten. Dort nahm Marlon Ritter das Leder mit rechts an und schloss mit links ab. Durch die Beine von Bartels schlug der Ball im Netz ein.

In den Schlussminuten lieferten sich beide Teams einen knallharten Derby-Fight, ohne sich große Gelegenheiten herausspielen zu können. Nur in der 89. Minute schnupperte der FCK an Treffer Nummer zwei. Ciftci steckte fein auf Bachmann durch. Im Zentrum standen zwei Lauterer frei. Doch Bachmanns Flanke geriet zu ungenau.

„Wir waren in der ersten Halbzeit schon auf dem Platz, sind aber gar nicht in die Zweikämpfe gekommen. Nach der Pause haben wir es besser gemacht und auch das Publikum mitgezogen“, sagte Torschütze Ritter. Bei Trainer Saibene war die Wut über den schwachen Start auch auf der Pressekonferenz nach der Partie nicht verraucht. Die Reaktion nach der Pause sei „in Ordnung“ gewesen, „aber die erste Halbzeit hat mich fassungslos gemacht. Zwei Punkte aus vier Spielen sind zu wenig. Wir müssen jetzt die richtigen Lehren ziehen.“ Den Beweis, dass sie das getan hat, muss die Mannschaft zunächst im Südwestpokal am Mittwoch beim Verbandsligisten TuS Marienborn erbringen. Am Samstag folgt dann um 14 Uhr beim FC Bayern München II die nächste Aufgabe in der Liga.

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