Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern Rote Teufel wie im Rausch

Kaiserslautern · Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern schlägt den MSV Duisburg vor der Saisonrekordkulisse von 28 105 Zuschauern auf dem Betzenberg mit 5:1 und hält weiter Kurs Richtung Aufstieg. Winterneuzugang Terrence Boyd erzielt drei Treffer – und sieht sich dennoch nicht als „Mann des Tages“.

 Terrence Boyd (li.) in Ekstase: Der Stürmer erzielte beim 5:1-Sieg des FCK gegen Duisburg drei Treffer.

Terrence Boyd (li.) in Ekstase: Der Stürmer erzielte beim 5:1-Sieg des FCK gegen Duisburg drei Treffer.

Foto: IMAGO/Lobeca/IMAGO/Max Krause

Kaiserslauterns Trainer Marco Antwerpen fand nach der Machtdemonstration seines Teams klare Worte. „Das war ein Statement der Mannschaft, in welche Richtung das gehen soll“, sagte der Chefcoach nach dem 5:1(1:0)-Erfolg am Samstag über den MSV Duisburg, mit dem die Pfälzer Platz zwei in der 3. Fußball-Liga verteidigten und ihre Aufstiegsambitionen untermauerten. Antwerpen hatte damit in einem Satz zusammengefasst, was die Lauterer zuvor im Fritz-Walter-Stadion gezeigt hatten: Nämlich eine überragende Leistung, mit der die Gäste aus Duisburg vor allem im zweiten Durchgang mächtig überfordert waren. In dieser Form dürfte am FCK in Sachen Zweitliga-Rückkehr kein Weg vorbei führen. Heraus stach bei den Roten Teufeln Stürmer Terrence Boyd, der drei Treffer erzielte.

„Wenn man im Endspurt der Saison ein Spiel in der Höhe gewinnt, kann man sehr zufrieden sein. Das war die richtige Antwort auf die Frage, ob die Jungs mental in der Verfassung sind, den Schlussspurt erfolgreich zu gestalten“, befand Antwerpen. Noch ein klein wenig größer wäre die Freude bei den Roten Teufeln gewesen, hätte Eintracht Braunschweig im Parallelspiel gegen Schlusslicht TSV Havelse gepatzt. Trotz zweier Eigentore der vom gebürtigen Zweibrücker Rüdiger Ziehl trainierten Havelser, stand es kurz vor Schluss 2:2, ehe Braunschweig in der Nachspielzeit noch der ‚Lucky Punch‘ gelang. Die Eintracht bleibt mit zwei Zählern weniger auf dem Konto der hartnäckigste Verfolger der Pfälzer im Kampf um den direkten Aufstiegsplatz zwei. Immerhin: 1860 München und der 1. FC Saarbrücken (1:1) nahmen sich an diesem Spieltag gegenseitig die Punkte weg. Auch Waldhof Mannheim kam beim FSV Zwickau nicht über ein Remis hinaus (1:1).

Der 1. FC Kaiserslautern zeigte bei leichtem Schneetreiben vor der Saison-Rekordkulisse von 28 105 Zuschauern vom Anpfiff weg, wer Herr im Fritz-Walter-Stadion ist. Die Roten Teufel standen hoch, stellten zuweilen bereits bei Abstoß für den MSV die kurzen Anspielstationen zu. Insbesondere Hikmet Ciftci lieferte im Mittelfeld ein überragendes Spiel ab. Der 24-Jährige glänzte durch zahlreiche Balleroberungen, gewann gefühlt jeden Zweikampf. Und auf der linken Außenbahn wirbelte der 20 Jahre alte Neal Gibs, der erstmals in der Startelf stand. Gibs wackelte auf dem Flügel ein ums andere Mal seine Gegenspieler aus, seinen Zuspielen in die Spitze fehlte es aber oft noch an Präzision.

In der elften Minuten ergab sich für den FCK im Duell der beiden ehemaligen Erstligisten die erste große Chance – und die mündete beinahe in einem Treffer der Marke ‚Tor des Monats‘. Mike Wunderlich servierte vom rechten Flügel. Die Hereingabe kam etwas zu sehr in den Rücken von Marlon Ritter. Der nahm aber einfach die Hacke zur Hilfe, mit der er den Ball über den eigenen Körper hinweg Richtung MSV-Tor beförderte – das Leder strich nur knapp über die Querlatte. Die Meidericher ließen sich im ersten Durchgang nur zwei Mal vor dem Kasten der Gastgeber blicken. Ein Schuss von John Yeboah ging deutlich am rechten Pfosten vorbei (14.Minute). Enger wurde es beim Versuch von Orhan Ademi, der im Strafraum zwei Lauterer austanzte, aber dann knapp verzog (17.).

Ansonsten hatte der FCK vor seinen frenetischen Anhängern alles im Griff. Nach Freistoß Wunderlich kam Boyd aus kurzer Distanz zum Kopfball. MSV-Schlussmann Leo Weinkauf zauberte den Aufsetzer mit einem Wahnsinns-Reflex über die Latte (21.). Kurz darauf schien Wunderlich allein auf dem Weg Richtung 1:0. Dem technisch brillanten 36-Jährigen merkte man sein für einen Profifußballer gehobenes Alter im Laufduell mit Marlon Frey dann aber doch an. Der Duisburger konnte den FCK-Routinier einholen und am Abschluss hindern (28.).

Als es schien, als könnten die unter Dauerdruck stehenden Meidericher das 0:0 in die Pause retten, schlug Kaiserslautern zu. Nach einer Flanke von Rechtsverteidiger Philipp Hercher, schob Boyd seinen Körper am ersten Pfosten vor den passiven Frey und spitzelte das Leder in die lange Ecke (37.). Fast hätte der FCK noch vor der Pause nachgelegt. Nach einer bärenstarken Balleroberung von Ciftci auf dem linken Flügel versuchte es Hercher am kurzen Pfosten mit der Hacke. Der Ball ging aber ans Außennetz (45.).

Nach der Pause stellten die Roten Teufel die Weichen dann binnen kürzester Zeit auf Sieg. Lauterns Hercher tunnelte auf Rechtsaußen zunächst Niko Bretschneider, zog dann unwiderstehlich an Vincent Gembalies vorbei und servierte für Boyd, der das Leder vor der Westkurve aus sieben Metern humorlos unter die Latte jagte (47.). Auf Vorlage von Wunderlich traf Marlon Ritter durch die Hosenträger von Gembalies zum 3:0 (60.). Auch beim 4:0 glänzte Wunderlich als Vorbereiter. Seinen Eckball köpfte Verteidiger Alexander Winkler ins Netz (70.). Die Zebras leisteten nun kaum noch Gegenwehr. Daniel Hanslik spazierte ohne ernsthafte Gegenwehr von der rechten Seite über die Grundlinie. Zuspiel auf Boyd – eine simple Körperdrehung – 5:0 für den FCK (73.). Boyd, der damit seinen ersten Dreierpack im Profifußball markierte, wurde direkt nach seinem Gegentreffer ausgewechselt. Der 31-Jährige tat zunächst so, als sei er mit dieser Entscheidung gar nicht einverstanden, ehe er Trainer Antwerpen lachend in die Arme fiel. „Ich habe ihm gesagt, wir machen aus ihm noch einen richtigen Stürmer“, flachste Antwerpen auf die Szene angesprochen. Und ergänzte ernster: „Er ist im Sechzehner einfach eine Tormaschine. Deshalb haben wir ihn geholt.“

Dass er ob seiner drei Treffer nun der „Mann des Tages“ sei, verneinte Boyd. „Alle bekommen heute eine glatte 1. Klar zählen im Fußball auch Tore. Aber da gab‘s einige andere, die viel mehr als ich gelaufen sind. Ich genieße gerade. Es ist einfach schön, dass wir die so dominant weggehauen haben“, sagte Boyd bei MagentaSport.

Seine Mannschaft hätte in der verbleibenden Spielzeit gut und gerne noch einen Treffer nachlegen können. Allein Wunderlich hatte Tor Nummer sechs zwei Mal auf dem Fuss. Stattdessen erzielte der MSV durch Kolja Pusch aus spitzem Winkel den Ehrentreffer (86.).

„Wir hatten heute eine gute Passqualität, waren aktiv und mit einem hohen Pressing unterwegs. All das, was in den letzten Spielen nicht so gut gelaufen ist. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Tore fallen“, freute sich Antwerpen. Während Boyd die Kulisse im Fritz-Walter-Stadion lobte: „Das packt einen schon. Da sind nur Bekloppte da drüben. Das ist halt so geil. Das ist ein Rauschen im Körper.“

Den nächsten Schritt in Richtung 2. Bundesliga muss Kaiserslautern bereits am Freitag, 19 Uhr, auswärts bei den stark abstiegsgefährdeten Würzburger Kickers gehen.

des 1. FC Kaiserslautern e.V. ist wieder komplett. In der Sitzung am Samstag haben die Mitglieder des Gremiums den Beschluss gefasst, Daniel Stich mit sofortiger Wirkung als weiteres Mitglied in den Aufsichtsrat zu berufen, wie der FCK mitteilt. Insofern wurde der Aufsichtsrat wieder auf fünf Mann aufgestockt. „Als gebürtiger Kaiserslauterer und seiner mittlerweile 39-jährigen Mitgliedschaft beim FCK verfügt Daniel Stich über eine hohe persönliche Identifikation mit unserem Verein. Er ist Ministerialdirektor in der Landesregierung Rheinland-Pfalz und wird auch vor diesem Hintergrund die Qualität des Aufsichtsrats gut ergänzen“, sage der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Keßler.

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