3. Fußball-Liga Die Roten Teufel sind „süchtig nach der Null“
Kaiserslautern · In den vergangenen Jahren dümpelte der 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga mehr schlecht als recht vor sich hin. Nun ist in der Pfalz die Hoffnung auf die Zweitliga-Rückkehr zurück. Gegen Tabellenführer Magdeburg will der FCK seine neue Stärke demonstrieren.

Endlich wieder vor einer großen Kulisse: Seine letzten Spiele durfte der 1. FC Kaiserslautern nur vor 1000 Zuschauern bestreiten. Am Samstag gegen Magdeburg sind wieder 10 000 zugelassen. Das Topspiel hätte allerdings noch mehr Zuschauer verdient gehabt, findet Lauterns Trainer Marco Antwerpen.
Foto: imago images/Thomas Frey/Frey-Pressebild/Deines via www.imago-images.deSpitzenreiter gegen Tabellenzweiter – diese Konstellation ist auch für Marco Antwerpen nach Jahren der Tristesse neu. Mit dem 1. FC Kaiserslautern fordert der 50 Jahre alte Fußball-Lehrer den souveränen Drittliga-Tabellenführer 1. FC Magdeburg heraus, der mit dem ehemaligen Trainer des FC Homburg, Christian Titz, anreist. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf das Topspiel an diesem Samstag (14 Uhr) im Fritz-Walter-Stadion. „Wir freuen uns alle sehr auf das Spiel. Die Konstellation Zweiter gegen Erster finde ich auch super. In so einem Spiel wollen sich die Jungs natürlich beweisen und zeigen, dass sie die bessere Mannschaft sind“, sagte Antwerpen bei der Pressekonferenz am Freitag.
Vor dem 26. Spieltag träumen die FCK-Fans von der Rückkehr in die 2. Bundesliga. Immerhin stehen die Pfälzer mit 45 Punkten auf Tabellenplatz zwei. Vier Jahre nach dem Absturz in die Drittklassigkeit sind die Aufstiegschancen der Roten Teufel so gut wie nie zuvor, zumal sie gegenüber den meisten Konkurrenten in der Spitzengruppe ein Spiel im Rückstand sind.
Vor ziemlich genau einem Jahr wäre das Duell der beiden Spitzenmannschaften übrigens das Duell der Kellerkinder gewesen. Vor dem 26. Spieltag der vergangenen Saison stand Magdeburg auf dem vorletzten Rang, der FCK einen Punkt vor der Abstiegszone auf Platz 15. Seitdem ging es für beide Clubs steil nach oben. „Das ist aber denke ich die einzige Parallele. Wir verfolgen eine andere Spielweise als Magdeburg“, sagte Antwerpen.
Der sportliche Erfolg in den vergangenen Monaten hat im traditionell hektischen Umfeld des viermaligen deutschen Meisters weitgehend für Ruhe gesorgt. Nach einem verpatzten Saisonstart verloren die Schützlinge von Trainer Antwerpen nur noch eines der vergangenen 17 Spiele und stellen mit nur 13 Gegentoren die mit Abstand beste Defensive der Liga. Schon 15 Mal spielte der FCK in dieser Saison zu Null. „Es ist unglaublich, wie sich jeder Einzelne für den Erfolg der Mannschaft den Arsch aufreißt, indem er bis zum Umfallen rennt“ sagte Abwehrspieler Boris Tomiak vor dem Duell mit dem Ligaprimus. Es mache „süchtig, die Null hinten halten zu wollen.“ Auf den Verteidiger und die Hintermannschaft der Pfälzer kommt am Samstag aber voraussichtlich Schwerstarbeit zu.
Magdeburg führt die Liga nicht nur mit zwölf Punkten Vorsprung souverän an, sondern hat mit 55 erzielten Toren auch die mit Abstand beste Offensive der Liga. Zum Vergleich: Das Team, das in dieser Statistik Rang zwei belegt, der1. FC Saarbrücken, hat 13 Treffer weniger erzielt. Zudem reist der FCM als bestes Auswärtsteam in die Pfalz. „Magdeburg spielt meist sehr offensiv, hat technisch gute Spieler und sucht oft Eins-gegen-Eins-Situationen. Wir wollen aus einer guten Ordnung spielen und versuchen daraus auch ein taktisches Spiel machen“, sagte Antwerpen angesichts der geballten Offensivwucht des Gegners aus Sachsen-Anhalt. Antwerpen will, dass seine Mannschaft „stabil in der Defensive steht und die Situationen sucht, die Magdeburg weh tun.“
Ein wichtiger Faktor könnten auch die Fans werden. Die vergangenen beiden Heimspiele musste Kaiserslautern vor jeweils nur 1000 Zuschauern bestreiten. Gegen den FCM ist das Zehnfache erlaubt. „Unsere Fans spielen immer eine große Rolle für uns. Schon mit 1000 Zuschauern hat eine spezielle, eine außergewöhnliche Stimmung geherrscht. Wir freuen uns, dass jetzt 10 000 Zuschauer da sind, aber es ist auch ein weinendes Auge dabei. Das Spiel hätte noch mehr Zuschauer verdient gehabt, dann wäre das hier ein richtiger Hexenkessel gewesen“, sagte Antwerpen.
Seine Mannschaft kann am Samstag ein dickes Ausrufezeichen im Aufstiegskampf setzen. Denn für den FCK beginnen entscheidende Wochen gegen die direkten Konkurrenten um die Spitzenplätze. Auf die Partie gegen Magdeburg folgt das Südwest-Derby beim Sechsten Waldhof Mannheim (Sonntag, 20. Februar) sowie eine englische Woche. Am Samstag, 26. Februar empfangen die Roten Teufel zunächst den Tabellen-16. SC Verl. Dann steht dienstags das Gastspiel bei 1860 München (Platz neun, aber zwei Spiele weniger als die Konkurrenz) sowie am Samstag darauf das Heimspiel gegen den Fünften Osnabrück an. Halten die Pfälzer auch nach diesem Hammer-Programm einen der vorderen Plätze, dürfte die Aufstiegseuphorie rund um den Betzenberg noch heller lodern.
Im Fokus steht aktuell aber selbstverständlich die Partie gegen den Spitzenreiter. Verzichten muss Antwerpen dort wohl auf Daniel Hanslik und Alexander Winkler, die krankheitsbedingt auszufallen drohen. Dafür stehen Matheo Raab und Kevin Kraus, die nach ihren Erkrankungen in dieser Woche ins Training zurückgekehrt sind, wieder zur Verfügung. So wie auch Mittelfeldspieler Felix Götze, der einen Muskelfaserriss auskuriert hat und ebenfalls eine Option ist.