1. FC Kaiserslautern bleibt drittklassig FCK feiert Klassenerhalt auf dem Betze

Kaiserslautern · Die letzten Zweifel sind beseitigt. Der 1. FC Kaiserslautern verpasste es zwar am Samstag durch ein 3:3 bei Viktoria Köln, den Klassenverbleib aus eigener Kraft klarzumachen. Doch seit Sonntag steht fest: Die Roten Teufel spielen auch nächste Saison in der 3. Fußball-Liga.

 Der 1. FC Kaiserslautern bejubelte am Samstag nach der Aufholjagd das 3:3 bei Viktoria Köln und am Sonntag schließlich den Klassenerhalt. Der Dank der Schützenhilfe von 1860 vorzeitig gelang.

Der 1. FC Kaiserslautern bejubelte am Samstag nach der Aufholjagd das 3:3 bei Viktoria Köln und am Sonntag schließlich den Klassenerhalt. Der Dank der Schützenhilfe von 1860 vorzeitig gelang.

Foto: imago images/Eibner/Joerg Niebergall/Eibner-Pressefo via www.imago-images.de

Sonntagnachmittag, 15.53 Uhr, VIP-Raum im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern. Es herrscht Totenstille. Alle Augenpaare sind auf die Leinwand gerichtet, auf der gerade die Begegnung zwischen dem TSV 1860 und dem FC Bayern München II läuft. Dann der Abpfiff. Was folgt, ist Ausdruck purer Erleichterung. Die Roten Teufel liegen sich in den Armen. Sie schreien, singen und tanzen ihre Freude heraus. Die Begegnung endet 2:2. Damit ist klar: Die Reserve des deutschen Rekordmeisters kann den FCK am letzten Spieltag nicht mehr überholen: Der 1. FC Kaiserslautern hat den Klassenerhalt in der 3. Fußball-Liga geschafft! Noch vor wenigen Wochen schien das beinahe utopisch. Der FCK lag sieben Punkte hinter dem rettenden Ufer zurück. Doch nach 16 Punkten aus den letzten neun Spielen hieß es am Sonntag: Nichtabstiegsparty auf dem Betze! Ein Endspiel am kommenden Samstag zu Hause gegen den SC Verl bleibt den Pfälzern erspart.

Die Tore für 1860 München erzielten Philipp Steinhart und Sascha Mölders. Jener Mölders, der den FCK im Dezember letzten Jahres mit einem Doppelpack fast im Alleingang versenkt (Endstand 3:0) und die Pfälzer zum klirrend kalten Jahreswechsel in tiefe Trauer gestürzt hatte. Jener Steinhart, der im Rückspiel Anfang Mai ebenfalls zwei Treffer erzielt (Endstand 3:0) und Kaiserslautern im Kampf um den Klassenerhalt empfindlich zurückgeworfen hatte. Sie wurden am Sonntag plötzlich zu Pfälzer Helden.

„Lautrer geben niemals auf – sie kämpfen. Ein großer Dank geht an unsere Fans - ohne Euch hätten wir das nicht geschafft“, schrieb der Verein am Nachmittag bei Facebook. Auch Kapitän Jean Zimmer tat auf dem sozialen Netzwerk seine Erleichterung kund. „Klassenerhalt!“, schrieb er – und stellte ein Bild der Westkurve mit einem Banner daneben: „Solang‘s in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK“ war darauf zu lesen. „Jeder Fan ist sicher diese Saison fünf Jahre gealtert. Das ist ein guter Tag für den Verein.“ Und Philipp Hercher sagte am Sonntag: „Es ist eine Riesenlast, die abfällt.“

Den Ligaverbleib hätten die Pfälzer einen Tag zuvor bereits im Spiel bei Viktoria Köln aus eigener Kraft eintüten können. Nach einer im ersten Durchgang desolaten Defensivleistung war Kaiserslautern aber nicht über ein 3:3 (1:3) hinausgekommen. Dabei hatte der FCK im Sportpark Höhenberg einen Start nach Maß erwischt. In der 13. Minute verpasste Lauterns Marvin Pourié die Führung zwar noch. Die fiel dann aber nur eine Zeigerumdrehung später. Pourié ließ mit einer Körpertäuschung zwei Kölner ins Leere laufen. Pass auf Daniel Hanslik. Und der traf mit einem Flachschuss aus 18 Metern zum 1:0 in die rechte Ecke. Die rund 100 Fans der Pfälzer, die die Partie von außerhalb des Stadions verfolgten, waren aus dem Häuschen. Doch die folgende Viertelstunde würden die Anhänger der Roten Teufel wohl am liebsten aus ihrem Gedächtnis streichen. In der 18. Minute spielte FCK-Verteidiger Kevin Kraus einen viel zu kurzen Rückpass. Kölns Mike Wunderlich erlief den Ball und steckte ihn auf Timmy Thiele durch. Der ehemalige Lauterer behielt halbrechts aus spitzem Winkel vor FCK-Torwart Avdo Spahic die Nerven und hob den Ball über den Schlussmann zum 1:1 ins Netz. Nur eine Minute später: Andere Seite – aber im Grunde die selbe Szene. Diesmal war es Lauterns Tim Rieder, dessen Rückpass viel zu kurz geriet. Wieder war Thiele da, zog mit viel Tempo an Felix Götze vorbei und lupfte den Ball von der linken Seite in die rechte Ecke. Der Stürmer, der zwischen 2018 und 2020 auf dem Betze die Fußballschuhe schnürte, hob beinahe entschuldigend die Hände, feierte seine Treffer nicht. „Es ist ja kein Geheimnis, dass ich nicht möchte, dass der FCK absteigt“, meinte Thiele nach der Partie am Mikrofon von MagentaSport.

Die Lauterer Fehlerflut war aber auch danach nicht abgeebbt. Auch der sonst so sichere Spahic ließ sich von der Hektik seiner Vorderleute anstecken. Ein Abschlag des Schlussmanns landete 40 Meter vor dem eigenen Tor genau im Fuß des Kölners Kai Klefisch. Der legte links raus zu Mike Wunderlich. Die Schaltzentrale der Viktoria hatte Zeit, sich den Ball zurechtzulegen, flankte zurück zu Klefisch. Und der köpfte das Leder – von mehreren FCK-Spielern umringt aber nicht bedrängt – zum 3:1 ins Netz (32.).

Im Anschluss berappelten sich die Pfälzer wieder ein wenig. Ouahim setzte in der 34. Minute mal wieder ein offensives Lebenszeichen. In der 43. Minute zappelte der Ball dann sogar im Kölner Netz. Das Schirigespann entschied aber auf Abseits. „Das ist einfach zu wenig und für mich nicht zu erklären“, fluchte FCK-Sportchef Thomas Hengen in der Halbzeit am SWR-Mikrofon. „Gier und Biss“ müsse seine Mannschaft wiederfinden.

Und das tat sie dann auch. Allerdings mit einer gewissen Verzögerung. Denn die erste dicke Gelegenheit in Durchgang zwei gehörte erneut Köln. Wunderlich verpasste den vierten Treffer um Haaresbreite (49.). Danach allerdings riss der FCK die Partie bei einsetzendem Regen wieder an sich. Einen Freistoß des eingewechselten Nicolas Sessa lenkte Torwart Sebastian Mielitz so eben noch an den Pfosten (53.). Kurz darauf wurde Felix Götze im Viktoria-Strafraum von Lorch am Trikot gehalten. Für Schiedsrichter Florian Lechner zu wenig für einen Elfmeter (55.). Doch der FCK blieb dran. Erst zwang Sessa Mieltitz mit einem Schuss aus 16. Metern zu einer weiteren Glanztat (63.). Und zehn Minuten später hatte der FCK den Anschluss hergestellt. Die schönste Kombination des Tages über Kenny Redondo und Anas Ouahim veredelte der eingewechselte Elias Huth zum 2:3 (72.). Acht Minuten später hätte Kaiserslautern einen Elfmeter bekommen müssen. Hanslik ging im Strafraum zum Ball und wurde dabei vom Ellenbogen eines Kölners im Gesicht getroffen. Hanslik blutete an der Lippe. Doch Schiri Lechner wollte kein Foulspiel gesehen haben. Kurz darauf wurde es dann richtig wild. Der ebenfalls eingewechselte Marlon Ritter eroberte den Ball im Kölner Aufbauspiel, zog an Viktoria-Torwart Mielitz vorbei und passte quer auf Götze. Der leitete den Ball auf den mitgelaufenen Außenverteidiger Hercher weiter, der das Leder nur noch im fast leeren Tor unterbringen musste. Doch sein Schuss wurde von einem Verteidiger von der Linie gekratzt (86.). Kaiserslautern trauerte der Riesenchance nicht hinterher, sondern gab weiter Vollgas. Ritter flankte von der rechten Seite in den Kölner Strafraum. Hanslik war da – und markierte per Kopf seinen zweiten Treffer: Das 3:3 in der 89. Minute. „In der ersten Halbzeit verteilen wir Geschenke. Da liegst du dann 3:1 hinten und weißt eigentlich nicht wieso“, haderte Marco Antwerpen. „In der Phase mussten wir dann aber aufpassen, dass wir nicht noch das vierte Tor kassieren“, räumte der Trainer ein. „Wir haben uns in der Halbzeit gesagt, dass das nicht unser wahres Gesicht ist – und dann wie schon die ganze Saison Moral gezeigt. Der Punkt war unser Minimalziel – und er war hochverdient.“

Thomas Riedl, 1998 deutscher Meister mit dem FCK, der das Spiel für den SWR analysierte, meinte: „Morgen hat jeder Lauterer ein Löwen-Trikot an“. Und Innenverteidiger Kevin Kraus sagte: „Wir haben immer daran geglaubt, dass wir wieder zurückkommen können. Jetzt schauen wir, was Bayern macht. Und wenn das nicht klappt, machen wir es nächste Woche eben klar“. Doch das wird nicht nötig sein. Denn am Sonntag um 15.53 Uhr wurde aus Hoffnung pure Erleichterung. Und die Totenstille wich dem Gesang und dem Geschrei der Roten Teufel. Der 1. FC Kaiserslautern bleibt in der 3. Fußball-Liga.

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