2. Fußball-Bundesliga Der Kapitän dreht die Partie
Kaiserslautern · Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern hat den ersten Sieg der neuen Saison gefeiert. Der FCK gewann sein Heimspiel auf dem Betzenberg am Freitagabend gegen die SV Elversberg nach Rückstand noch mit 3:2. Überragend: FCK-Kapitän Jean Zimmer.
Der erste Saisonsieg des 1. FC Kaiserslautern war Chefsache. Kapitän Jean Zimmer hat den Fußball-Zweitligisten im Saar-Pfalz-Derby der 2. Fußball-Bundesliga gegen die SV Elversberg zum Erfolg geführt. Rund 20 Minuten vor dem Ende lag der FCK gegen den Aufsteiger noch mit 1:2 zurück. Dann bereitete Zimmer zuerst den Ausgleich von Neuzugang Ragnar Ache vor – und erzielte dann mit einer krachenden Volley-Abnahme den Treffer zum 3:2 (1:0)-Endstand. „Wir liegen nach einer ordentlichen ersten Halbzeit 1:2 zurück. Aber dann hast du halt dieses Stadion, Flutlicht und dann macht es Spaß“, sagte Zimmer am Sky-Mikrofon. „Wir haben im letzten Jahr gezeigt, dass wir mit Rückständen umgehen können. Das haben wir auch heute bewiesen. Gerade mit diesen Fans und diesem Stadion im Rücken muss man immer mit uns rechnen“.
Die Roten Teufel begannen vor 42 621 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion verhalten. Elversberg hatte nach fünf Minuten die erste kleinere Gelegenheit durch Manuel Feil. Doch dessen Schuss war sichere Beute von FCK-Schlussmann Julian Krahl, der für den gesperrten Andreas Luthe zwischen den Pfosten stand. In der zehnten Minute dann das erste offensive Lebenszeichen der Pfälzer. Eine Hereingabe von Richmond Tachie nahm FCK-Stürmer Terrence Boyd volley. Doch der ehemalige Lauterer Carlo Sickinger warf sich in den Schuss und blockte ihn zur Ecke. Und dennoch: Elversberg begann mutig – und war in der Anfangsphase das bessere Team. In Führung gingen allerdings die Gastgeber. Dem Treffer von Kevin Kraus per Elfmeter ging aber ein heilloses Durcheinander voraus. Zuerst hatte Kraus nämlich nach einer Ecke das vermeintliche 1:0 erzielt. Boyd hatte den Ball mit dem Kopf verlängert – und der FCK-Verteidiger hatte die Kugel über die Linie gedrückt. Doch Schiedsrichter Patrick Ittrich begutachtete die Szene auf dem Bildschirm in der „Review Area“ und entschied nach mehreren Minuten: Abseits. Was Ittrich aber noch sah: SVE-Spieler Sickinger war in der Szene zuvor mit der Hand am Ball gewesen. Den fälligen Strafstoß setzte Kraus rechts oben ins Eck (21.).
Die Führung verlieh dem FCK aber keine Sicherheit. Elversbergs Manuel Feil scheiterte zunächst an FCK-Torhüter Krahl (25. Minute), dann brachte Sickinger den Ball nach einer Ecke per Kopf aus kürzester Distanz nicht aufs Tor (27.). Im Anschluss beruhigte sich die Partie ein wenig. Kaiserslautern schien die Kontrolle zu gewinnen, agierte bei eigenen Angriffen aber nicht präzise genug. Kenny Redondo setzte sich zunächst gut auf der Außenbahn durch. Seine Hereingabe auf Boyd geriet aber viel zu ungenau (37.). Dennoch ging es beim Stand von 1:0 in die Kabinen – weil auch die Gäste mit zunehmender Spieldauer die Torgefahr vermissen ließen.
Das änderte sich mit Beginn der zweiten Hälfte. In der 47. Minute ließen die Pfälzer der SVE im Spielaufbau zu viel Platz. Eine Hereingabe von Paul Stock durfte Manuel Feil ohne allzu großen Druck annehmen – und traf dann flach rechts zum Ausgleich (47.). In der 61. Minute hatte der FCK dann Glück, dass SVE-Kapitän Kevin Conrad eine Riesenchance fahrlässig vergab. Die Führung für die Saarländer fiel dann aber nur eine Minute später. Nach einem Ballverlust von Lauterns Daniel Hanslik machte Elversberg das Spiel schnell. Im Anschluss an einen Doppelpass traf Semih Sahin zum 2:1 für die Gäste. Danach gleich die nächste dicke Gelegenheit für Elversberg. Jannik Rochelt scheiterte im „Eins-gegen-eins“ an Krahl.
Es herrschte Entsetzen unter den FCK-Fans im Fritz-Walter-Stadion. Kaiserslautern drohte die dritte Niederlage im dritten Spiel der neuen Saison. Doch dann folgte der große Auftritt des Kapitäns. Sechs Minuten nach dem Rückstand schlug Jean Zimmer eine scharfe Flanke aus dem Halbfeld in den Strafraum. Neuzugang Ragnar Ache war zur Stelle und traf per Kopfball-Aufsetzer zum 2:2. Und in der 79. Minute ließ Zimmer den Betze endgültig eskalieren. Nach einer starken Kombination über den linken Flügel brachte Hanslik den Ball vors Tor – Zimmer nahm die Kugel mit vollem Risiko volley – und das Leder schlug im Netz ein. „Dass ich den Ball so erwische, ist natürlich sehr schön“, sagte Zimmer.
Noch schöner: Es blieb beim 3:2 für die Roten Teufel – auch weil Torwart Krahl in den Schlussminuten noch stark gegen Paul Stock (84.) und Luca Schnellbacher (Nachspielzeit) parierte.
Lauterns Trainer Dirk Schuster fielen nach dem ersten Saisonsieg gleich mehrere Steine vom Herzen: „Es war ein brutal aufreibendes Spiel. Wir wussten, dass wir fast gewinnen müssen nach dem Start mit zwei Niederlagen. Das Selbstvertrauen war nicht zu hundert Prozent da. Wir wollten eigentlich ganz anders, nicht so risikoarm, spielen. Aber das ist ja auch irgendwo menschlich.“ Der 55-Jährige ergänzte: „Aber wir haben uns zurückgekämpft und den Sieg erfighted.“