Derbysieg des 1. FC Kaiserslautern Der 1. FC Kaiserslautern lebt

Kaiserslautern · Die Roten Teufel gewinnen das Saar-Pfalz-Derby in der 3. Fußball-Liga gegen den 1. FC Saarbrücken durch einen Doppelpack von Daniel Hanslik mit 2:1. Nur das schlechtere Torverhältnis trennt den FCK noch von einem Nichtabstiegsplatz.

 Riesige Freude beim 1. FC Kaiserslautern, hängende Köpfe bei den Saarbrückern: Daniel Hanslik (2.v.l.), Doppeltorschütze der Pfälzer, jubelt mit seinen Mannschaftskollegen über sein Tor zum 1:0.

Riesige Freude beim 1. FC Kaiserslautern, hängende Köpfe bei den Saarbrückern: Daniel Hanslik (2.v.l.), Doppeltorschütze der Pfälzer, jubelt mit seinen Mannschaftskollegen über sein Tor zum 1:0.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Das Saar-Pfalz-Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Saarbrücken endete am Samstag um 15.53 Uhr mit einem Knall. Rund 100 Fans der Roten Teufel feierten den knappen aber verdienten 2:1(2:1)-Sieg ihrer Mannschaft am Marathontor vor dem Fritz-Walter-Stadion mit dem Zünden von Böllern. Auch im Stadioninneren brach sich die pure Erleichterung der Pfälzer Bahn. Die FCK-Spieler lagen sich in den Armen, während die Saarbrücker bedröppelt vom Platz schlichen.

„Wir leben!“, sagte Lauterns Trainer Marco Antwerpen mit einem Lächeln im Gesicht bei der Pressekonferenz nach der Partie. „Ich habe immer gesagt, entscheidend ist der 38. Spieltag“, ergänzte der 49-Jährige. Und die Chancen darauf, dass seine Mannschaft dann über dem Strich steht, sind seit Samstag deutlich gestiegen. Zwar belegt der FCK noch immer einen Abstiegsplatz. Den Rückstand von zwischenzeitlich sieben Punkten haben die Lauterer aber egalisiert. Nur noch das um einen Treffer schlechtere Torverhältnis trennt den FCK vom FC Bayern München II, der den rettenden Rang 16 bekleidet. Beim FCS, der lange ganz oben an der Spitze mitmischte, sehen die Chancen, zumindest noch auf Rang vier zu klettern, der die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal bedeuten würde, dagegen immer trüber aus. Die Saarländer liegen zwar als Sechster nur zwei Plätze dahinter, allerdings schon acht Zähler hinter dem Vierten 1860 München. „Es gibt Pressekonferenzen, da wäre man am liebsten gar nicht da. Heute ist so eine. Wir haben das Derby verloren – und wir haben es unter dem Strich verdient verloren“, räumte FCS-Trainer Lukas Kwasniok ein.

Der große Derby-Held der Roten Teufel war Daniel Hanslik, der beide Treffer seiner Mannschaft erzielte. Dabei hatte die Partie für den 24-Jährigen schmerzhaft begonnen. Schon wenige Sekunden nach Anpfiff waren er und Mitspieler Anas Ouahim zum Kopfball hochgestiegen und heftig aneinander gerasselt. Hanslik musste behandelt werden, konnte aber weitermachen. Zehn Minuten später waren alle Schmerzen vergessen. Der am Samstag überragende Felix Götze spielte den öffnenden Pass auf FCK-Kapitän Jean Zimmer. Der nahm im Mittelfeld Tempo auf und passte rechts raus auf Nicolas Sessa. Der suchte mit seiner Flanke ins Zentrum eigentlich den kopfballstarken Marvin Pourié – fand aber Daniel Hanslik, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie stocherte (11. Minute).

Den besseren Start in die Partie hatten eigentlich die zu Beginn noch selbstbewussten Saarbrücker erwischt. Nach einer schönen Kombination der Saarländer schien der ehemalige Mainzer Marin Sverko das frühe 1:0 auf dem Fuß zu haben. Lauterns Philipp Hercher klärte in höchster Not (7.). Nach der Führung durch Hanslik hatte der FCK, der auf zehn verletzte oder gesperrte Spieler verzichten musste, die Partie eigentlich im Griff. Einer seiner brandgefährlichen Standards brachte den FCS aber zurück in die Partie. Ein Freistoß von Anthony Barylla segelte aus 35 Metern in den Strafraum der Pfälzer. FCS-Kapitän Manuel Zeitz gewann das Kopfballduell gegen Hercher – Avdo Spahic im Lauterer Tor hatte keine Chance: 1:1 (22.). Doch Kaiserslautern schüttelte sich – und schlug postwendend zurück. FCK-Stürmer Pourié sprintete in einen schwachen Rückpass von Jayson Breitenbach und leitete das Leder auf Zimmer weiter. Und dann ging es für den FCS zu schnell. Zimmer spielte rechts raus auf Hercher. Der passte mit dem ersten Kontakt in den Strafraum. Hanslik traf von drei Blau-Schwarzen umringt zur 2:1-Führung. Drei Tore nach 24 Minuten. Die Prognose von Lauterns Hendrick Zuck, der vor der Partie einen 7:6-Sieg seines Teams angekündigt hatte, schien zu diesem Zeitpunkt gar nicht mal so unrealistisch.

Der FCK war fortan die deutlich bessere Mannschaft. Kwasniok reagierte, brachte bereits in der 33. Minute Boné Uaferro für den schwachen Breitenbach. An der Überlegenheit der Pfälzer änderte das zunächst nichts. Nach einem Freistoß von Zuck bekam der FCS den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Götze schloss aus 18 Metern per Dropkick ab. Doch der Ball strich haarscharf am linken Pfosten des FCS-Gehäuses vorbei (38.). Erst gegen Ende des ersten Durchgangs kamen die Gäste ein wenig stärker auf. Bei einem Konter der Saarbrücker parierte Spahic zunächst gegen den ehemaligen Lauterer Nicklas Shipnoski (39.) und war dann auch bei einem Kopfball von Uaferro auf dem Posten (45.). Einen Aufreger hatte der erste Durchgang dann noch parat: Rudelbildung nach einem harmlosen Zweikampf im Mittelfeld. Der gute Schiedsrichter Robert Schröder löste die Situation auf, ohne Karten zu verteilen.

Kaiserslautern erwischte auch im zweiten Durchgang den besseren Start. Einen Schuss von Pourié ließ FCS-Torwart Daniel Batz nach vorne abprallen. Hanslik konnte daraus aber kein Kapital schlagen (46.). Saarbrücken antwortete mit seinen gefährlichen Standards. Nach einer Ecke fiel Sverko der Ball genau am Elfmeterpunkt vor die Füße – aber der Verteidiger zielte deutlich zu hoch (51.). Der FCS spielte mehrere Minuten in Überzahl, weil Kaiserslauterns Götze wegen einer blutenden Wunde behandelt werden musste, und machte mit einem Mann mehr auf dem Feld ordentlich Druck. Doch Spahic war bei einem Schuss von Tobias Jänicke zur Stelle (54.). Im Anschluss entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit den besseren Chancen für Kaiserslautern. Die größte vergab der eingewechselte Anas Bakhat. Der Joker und Kapitän Zimmer spielten die FCS-Abwehr schwindelig. Bakhat kam aus zehn Metern frei zum Abschluss, schob den Ball aber Zentimeter am rechten Pfosten vorbei (65.). „In der Phase müssen wir das 3:1 machen, dann ist die Tür komplett zu. So mussten wir bis zum Schluss zittern“, meinte Antwerpen.

Denn im Anschluss scheiterte auch Pourié mit einem Flachschuss an Batz (70.), ein Kopfball des eingewechselten Elias Huth strich links am Tor der Saarländer vorbei (87.) und auch Hanslik verpasste seinen dritten Treffer (89.). Auf der Gegenseite hatten der ehemalige Lauterer Sebastian Jacob per Kopfball und Markus Mendler mit einer Volleyabnahme die größten Chancen. In den Schlussminuten erlahmte die Gegenwehr der Saarländer aber. Der FCK schien trotz großer Personalprobleme die deutlich fittere Mannschaft und brachte den Sieg ohne große Probleme über die Zeit. Das Derby – es endete mit einem lauten Knall und euphorisch feiernden Roten Teufeln.

Bei den Saarbrückern herrschte dagegen Katzenjammer. „Es kotzt mich an, das Derby zu verlieren. Und das auch noch durch zwei so unnötige Gegentore“, grollte Kapitän Zeitz am Mikrofon von MagentaSport. „Wir waren gerade in der ersten Halbzeit kaum anwesend, hatten drei, vier Spieler, die gefühlt noch im Bus waren und nicht auf dem Platz standen. In den Boxen – vor allem in der eigenen Box – waren wir extrem schlecht“, haderte Trainer Kwasniok. „Es ist die größte und schlimmste Niederlage für uns als Mannschaft, den Verein und auch für mich persönlich“, sagte der scheidende FCS-Coach, der aber auch einräumte, in Sachen Personalauswahl „nicht das glücklichste Händchen“ gehabt zu haben. So saß unter anderem der Ex-Lauterer Sebastian Jacob, mit neun Toren einer der treffsichersten Saarbrücker, zu Beginn überraschend auf der Bank.

„Aus dem Spiel heraus hatten wir wenige Probleme. Meistens nur bei Standards. Am Ende hatte ich draußen ein gutes Gefühl, war mir sicher, dass wir das Spiel heute gewinnen“, freute sich Antwerpen. Er bedankte sich nach der Partie auch bei den FCK-Anhängern, die die Mannschaft vor dem Derby vor dem Teamhotel angefeuert hatten. „Das war eine überragende Aktion.“

„Ein schöner Tag für uns und die Fans“, jubelte auch Matchwinner Hanslik beim SWR. Der Stürmer, der lange Zeit nicht so recht beim FCK angekommen zu sein schien, hat nun drei Mal in den vergangenen beiden Spielen getroffen. „Als Stürmer brauchst du manchmal so einen Dosenöffner. Dann gehen die Dinger gefühlt von allein rein“, meinte der 24-Jährige.

 Zahlreiche Fans der Roten Teufel feierten ausgesperrt am Marathontor vor dem Fritz-Walter-Stadion den Derbysieg.

Zahlreiche Fans der Roten Teufel feierten ausgesperrt am Marathontor vor dem Fritz-Walter-Stadion den Derbysieg.

Foto: imago images/Werner Schmitt/wolfstone-photo via www.imago-images.de
Freistilringen auf dem Betze: FCS-Spieler Fanol Perdedaj (unten) rangelt mit Nicklas Shipnoski gegen Lauterns Nicolas Sessa.

Freistilringen auf dem Betze: FCS-Spieler Fanol Perdedaj (unten) rangelt mit Nicklas Shipnoski gegen Lauterns Nicolas Sessa.

Foto: imago images/Eibner/Neis /Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de
 Auf der anderen Seite im Stadion feierte die Mannschaft um Tim Rieder am Zaun mit Blick Richtung Fans den wichtigen Dreier.

Auf der anderen Seite im Stadion feierte die Mannschaft um Tim Rieder am Zaun mit Blick Richtung Fans den wichtigen Dreier.

Foto: imago images/Eibner/Neis /Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

„Am Ende haben wir uns auf einen offenen Schlagabtausch eingelassen. Das war wahrscheinlich nicht optimal, ist mir heute aber total egal“, sagte der erleichterte Kapitän Jean Zimmer. Er weiß aber auch, dass der Derbysieg nur der erste Schritt im Kampf um den Klassenerhalt gewesen sein kann. „Wir haben noch sechs schwere Aufgaben vor uns“, betonte Zimmer. Die nächste wartet auf den FCK schon an diesem Dienstag um 19 Uhr auswärts beim Tabellen-14. MSV Duisburg. Mit einem Sieg könnte Kaiserslautern den MSV, der noch vier Punkte vor den Pfälzern liegt, ebenfalls wieder tief in den Abstiegskampf reißen. Saarbrücken empfängt am Mittwoch um 19 Uhr Waldhof Mannheim.

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