1. FC Kaiserslautern Die Lage beim FCK bleibt angespannt

Kaiserslautern · Durch die Insolvenz, die Diskussionen um einen passenden Investor und den öffentlich ausgetragenen Streit mit dem gerade zurückgetretenen Aufsichtsratschef Jörg E. Wilhelm ist das Sportliche beim 1. FC Kaiserslautern zuletzt in den Hintergrund gerückt. Vor dem Trainingsauftakt am Mittwoch verkündet der Fußball-Drittligist, dass Ehrmann-Nachfolger Sven Höh nun fester Torwarttrainer der Profis wird.

Bei der Mitgliederversammlung am 1. Dezember 2019 standen die FCK-Funktionäre Rainer Keßler, Markus Merk, Jörg E. Wilhelm, Martin Weimer und Fritz Fuchs (von links) noch Seite an Seite. Das ist inzwischen Vergangenheit. Wilhelm ist am Montag nach internen Querelen sogar aus dem Gesamtverein ausgetreten. Ob dadurch nun mehr Ruhe einkehrt, bleibt abzuwarten.

Bei der Mitgliederversammlung am 1. Dezember 2019 standen die FCK-Funktionäre Rainer Keßler, Markus Merk, Jörg E. Wilhelm, Martin Weimer und Fritz Fuchs (von links) noch Seite an Seite. Das ist inzwischen Vergangenheit. Wilhelm ist am Montag nach internen Querelen sogar aus dem Gesamtverein ausgetreten. Ob dadurch nun mehr Ruhe einkehrt, bleibt abzuwarten.

Foto: picture alliance/dpa/Oliver Dietze

Ruhe ist anders. Aber beim Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern ist man inzwischen gewöhnt, dass es drunter und drüber geht und um den künftigen Weg des Traditionsvereins erbittert gerungen wird. Wenn die Mannschaft von Trainer Boris Schommers an diesem Mittwoch nach vierwöchiger Sommerpause das Training wieder aufnimmt, sind die Nachwehen des Rücktritts von Aufsichtsrats-Chef Jörg E. Wilhelm noch lange nicht abgeklungen. Wilhelm hatte am Montag sein Amt als Aufsichtsrats-Vorsitzender der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA mit sofortiger Wirkung niedergelegt und ist zudem aus dem Gesamtverein ausgetreten, in dessen Aufsichtsrat er ebenfalls saß (wir berichteten). Wilhelm hatte sich in der Öffentlichkeit kritisch über die Entscheidung geäußert, das Angebot der regionalen Investorengruppe um Giuseppe Nardi und Peter Theiss (Dr. Theiss Naturwaren in Homburg) sowie Dieter Buchholz (Buchholz-Fachinformationsdienst in Bexbach) anzunehmen. Anstatt der Offerte einer Investorengruppe um den deutschen Geschäftsmann Horst Peter Petersen aus Dubai. „Es ist nicht der Abschluss des Kapitels, es ist das Nehmen einer ersten Hürde“, sagte der vorläufige Sachverwalter Andreas Kleinschmidt, der die Interessen der Gläubiger vertritt. Denn, die Verträge müssen noch ausgehandelt werden. Auch der Schuldenerlass ist noch nicht gesichert. FCK-Aufsichtsratsmitglied Markus Merk erklärte: „Wir haben ein Spiel gewonnen, aber noch keine Meisterschaft.“ Mitte Juni hatte der Verein beim zuständigen Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt.

Wie seit Jahren schon wird es spannend zu sehen sein, wie die Mannschaften mit den immer wieder neuen Rahmenbedingungen im Verein umgehen wird. Die vergangene Drittliga-Saison glich einer Achterbahnfahrt, das Ziel Aufstieg wurde deutlich verfehlt. Nun gilt die Konzentration erst einmal der Vorbereitung.

Und vor dem Trainingsauftakt am Mittwoch versuchen die Pfälzer zumindest auf der Position des Torwarttrainers keine weitere Unruhe aufkommen zu lassen. Der 1. FC Kaiserslautern hat Sven Höh zum festen Coach für seine Profis gemacht. Seit Februar hatte der 36-Jährige die Funktion bereits kommissarisch als Nachfolger der von seinen Aufgaben entbundenen Torhüter-Legende Gerry Ehrmann inne. Der Bruch mit der umstrittenen Vereinsikone schien im Zuge des Insolvenzantrags fast schon in Vergessenheit geraten. Komplett ausgestanden ist aber auch dieser Streit noch nicht. Wegen des vorläufigen Insolvenzverfahrens verzögert sich laut Medienberichten die Entscheidung in der Gerichtssache zwischen dem FCK und seinem langjährigen Torwarttrainer. Ehrmann hatte im März vor dem Arbeitsgericht Kaiserslautern gegen seine Kündigung geklagt. Nach dem Schlichtungstermin beim Südwestdeutschen Fußballverband gebe es aber noch keinen Abschluss des Verfahrens.

Zumindest die Nachfolge ist nun aber geregelt. Sven Höh, der zwischen 2011 und 2013 auch als Torwart und Torwarttrainer beim damaligen Oberligisten SVN Zweibrücken aktiv war, rückt fest vom FCK-Nachwuchsleistungszentrum zu den Profis auf. Wie der FCK weiter mitteilt, wird Jan Zimmler, der vom VfL Bochum kommt, dessen Aufgaben am NLZ übernehmen. Seit 2009 ist der gebürtige Lautrer Höh schon für den FCK tätig, arbeitete schon als Torwart-Koordinator und -Trainer der U21, U19 und U17. Seit Mai 2019 ist er Inhaber der Uefa-A-Lizenz für Torwarttrainer, der höchsten Ausbildungsstufe. „Sven ist seit zehn Jahren ein wichtiger Teil der Torhüter-Ausbildung beim FCK und wird diesen eingeschlagenen Weg nun im Profibereich weiter fortführen“, erklärt FCK-Sportdirektor Boris Notzon. Sven Höh freut sich über die Entscheidung für eine interne Lösung: „Als gebürtigem Lautrer geht für mich ein Traum in Erfüllung. Die Ziele im Torwartbereich bleiben unverändert, ich möchte meinen Beitrag leisten, damit unsere Torhüter als Teil der Mannschaft zu einer erfolgreichen Zukunft beitragen können.“

Der sportlich nächste Schritt in die ungewisse Zukunft bei dem angeschlagenen Traditionsclub vom Betzenberg beginnt mit dem Trainingsstart an diesem Mittwoch. Bereits am Samstag, 15. August, wird es dann erstmals ernst für das Team von Trainer Boris Schommers. Denn in der Vorbereitung müssen die Roten Teufel noch die verbleibenden Spiele im Verbandspokal 2019/20 absolvieren. Im Habfinale geht’s gegen den Verbandsligisten SV Morlautern. Im Falle eins Sieges steht am 22. August dann das Finale gegen den SV Alemannia Waldalgesheim an.

 Die Generalprobe vor dem Saisonstart findet – nach dem Trainingslager vom 24. August bis 1. September in Herxheim-Hayna – am Freitag, 4. September, beim französischen Erstligisten FC Metz statt. Der erste Gegner in der Liga steht noch nicht fest – ebenso ist offen, wann es das mit Spannung erwartete Kräftemessen mit Aufsteiger 1. FC Saarbrücken geben wird. FCK und FCS begegnen sich erstmals seit der Bundesliga-Runde 1992/1993 wieder auf Augenhöhe.

Mittelfeldspieler Theodor Bergmann verlässt den FCK nach zwei Jahren wieder. Der 23-Jährige und der 1. FC Kaiserslautern haben sich in beiderseitigem Einvernehmen auf eine Auflösung des ursprünglich noch bis 30. Juni 2021 laufenden Vertrages geeinigt. Bergmann wechselte vor zwei Jahren von seinem Heimatverein Rot-Weiß Erfurt in die Pfalz und lief in den zurückliegenden beiden Spielzeiten in insgesamt 30 Drittligapartien für die Roten Teufel auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort